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Aktualisiert am 27.01.2020 - 15:21 Uhrin MärkteLesedauer: 3 Minuten

Markowitz: „Die globalen Finanzmärkte sind ein völliges Durcheinander“

Harry Markowitz
Harry Markowitz
Foto: Finanzbuch-Verlag

DAS INVESTMENT.com: Ein hartes und ungewöhnliches Finanzjahr liegt hinter uns, und das neue hat auch nicht sonderlich toll begonnen. Hat sich Ihre Sicht auf Ihre Portfoliotheorie verändert? Harry Markowitz: Nein. Ich habe aber meine persönlichen Prognosen für einzelne Anlageklassen verändert. Als vor über einem Jahr die Bank Bear Stearns die Spitze des Eisbergs freilegte, bin ich mit meinen Gewinnerwartungen für Aktien deutlich unsicherer geworden. Also habe ich aus Aktien herausgeschichtet. DAS INVESTMENT.com: Soso, Harry Markowitz fährt taktische Manöver. Was sagen Sie denn zu dem Gerücht, Sie würden Ihr Vermögen einfach zu gleichen Teilen auf die Asset-Klassen aufteilen, anstatt Ihre eigene Theorie zu nutzen?

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Markowitz: In den frühen 50er Jahren, als ich für meine Altersvorsorge erstmals zwischen Renten und Aktien wählen musste, wählte ich eine 50-50-Allokation ohne formale Portfolioanalyse. Heute lege ich mein Geld ungefähr so an wie in einem Minimum-Varianz-Portfolio. Ich rechne aber nicht noch einmal komplett alles durch. Vielmehr habe ich inzwischen so viele Effizienzlinien und entsprechende Anlagekompositionen gesehen, dass ich mein Portfolio an einer von ihnen ausrichten kann. DAS INVESTMENT.com: Wie sehen Sie eigentlich die aktuelle Situation an den Kapitalmärkten? Markowitz: Um es kurz auszudrücken: Die globalen Finanzmärkte sind ein völliges Durcheinander. DAS INVESTMENT.com: Welche Fehler sind Ihnen aufgefallen? Markowitz: Ich sehe Fehler bei mindestens drei Gruppen. Erstens, die Konsumenten haben sich überschuldet. Vor allem die, die einen Hypothekenkredit aufgenommen haben, ohne ihn bezahlen zu können. Die zweite Gruppe sind Finanzinstitute, die in hoch gehebelte, obskure Instrumente investiert haben, ohne sie zu verstehen. Und die dritte Gruppe ist der US-Kongress, der rücksichtslose Bankgeschäfte noch förderte, um Menschen mit geringem Einkommen Hauskäufe zu ermöglichen. Das alles war die Grundlage für die Subprime-Hypotheken, die überschuldete Konsumenten aufnahmen und die in dubiose, weiter gehebelte Finanzinstrumente umgepackt wurden. DAS INVESTMENT.com: Sind die geplanten Wirtschaftsförderprogramme nun die richtige Lösung? Markowitz: Schwer zu sagen. Das 700 Milliarden Dollar schwere Programm sieht einige Ausgaben vor, die die Wirtschaft wirklich stimulieren können. Andere sind ebenfalls berechtigt, stimulieren die Wirtschaft aber nicht. Allerdings sind beide inflationär. DAS INVESTMENT.com: Wann wird die Krise enden? Markowitz: Wie gewöhnlich: Wenn alle Marktteilnehmer ihre überschuldeten Positionen abgearbeitet haben und die Preise für Vermögensgegenstände auf ein sinnvolles Niveau zurückgefallen sind. Ich bezweifle jedoch, dass das noch in diesem Jahr abgeschlossen sein wird. Der DAS-INVESTMENT.com-Buchtipp:

„Portfolio Selection – Die Grundlagen der optimalen Portfolio-Auswahl“

von Harry Markowitz Finanzbuch-Verlag
ISBN: 978-3-89879-118-2 Link zum Verlag Nützliche Links: Biografie Harry Markowitz (englisch) Über die Portfoliotheorie in unserer heutigen Zeit >> zum Themenkanal „Asset Allocation“

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