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Geldpolitische Maßnahmen EZB debattiert Bedarf weiterer Stimuli

Nachdem er eine Rezession, die griechische Schuldenkrise und ein angeschlagenes Finanzsystems bewältigt hat, sollte der Präsident der Europäischen Zentralbank eine sich langsam verbessernde Wirtschaft feiern können. Stattdessen bedroht die Abschwächung in den Schwellenländern den Ausblick und die Inflation bleibt hartnäckig niedrig. Damit sind die Währungshüter wieder da, wo sie bereits vor einem Jahr waren: Sie denken wieder einmal darüber nach, ob sie mehr tun müssen, um die Teuerung anzukurbeln.

„Es gibt zu wenig Inflation,” sagt Peter Dixon, Ökonom bei der Commerzbank AG in London. „Die globalen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft des Euroraums haben sich klar verschlechtert - das ist möglicherweise eine der Antriebskräfte bei dem Wunsch der EZB, die Stützungsmaßnahmen auszuweiten."

Für den Euroraum stehen in dieser Woche neue Daten zum Wirtschaftswachstum an. Indes hat die Abschwächung in China und anderen Schwellenländermärkten zu einem Rückgang der Rohstoffpreise geführt, was die Bemühungen der Notenbanker torpediert, den Preisdruck über Bondkäufe von monatlich 60 Mrd. Euro zu verstärken. Es besteht auch die Gefahr, dass die Abschwächung im Ausland den Aufschwung in der Währungsunion beeinträchtigen könnte, der bisher von dem Anstieg der Realeinkommen und höheren Konsumausgaben profitiert.

Die Euroraum-Wirtschaft ist im dritten Quartal voraussichtlich um 0,4 Prozent gewachsen, ebenso wie in den drei Monaten zuvor, prognostizierten Ökonomen in einer Bloomberg- Umfrage vor Bekanntgabe der am Freitag anstehenden Daten.

Draghi hat sich fast auf eine weitere Lockerung festgelegt, indem er den Begriff „wachsam” verwendete, den sein Vorgänger Jean-Claude Trichet nutzte, um einen unmittelbar bevorstehenden Kurswechsel zu signalisieren. Der EZB-Präsident hat somit eingeräumt, dass die zaghafte Erholung gefährdet sein könnte. Und bei einer Inflation von Null wird er wohl auf eine Reihe frustrierter Parlamentarier stoßen, wenn er am Donnerstag im Europäischen Parlament Rede und Antwort steht.

Draghi muss nun „seinen Worten Taten folgen lassen", sagt Dario Perkins, Chefökonom Europa bei Lombard Street Research in London. „Die EZB wird wohl den Einlagensatz senken und ihr qualitatives Lockerungsprogramm ausweiten."

In der vergangenen Woche hat die EU-Kommission ihren Ausblick für Euroraum-Wachstum und Inflation für 2016 gesenkt und dabei auf die schwierigeren weltweiten Bedingungen und einen nachlassenden Impuls durch die niedrigeren Ölpreise verwiesen. Sie sieht das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes nun bei 1,8 Prozent und die Inflation bei durchschnittlich 1 Prozent.

„Wir stehen vor einer Situation mit einer sehr schwachen Preisdynamik und einem weiterhin ungewissen makroökonomischen Umfeld", sagte Draghi in einer Rede in der vergangenen Woche in Mailand. „Wir sind in unserer Handlungsfähigkeit nicht beschränkt."

 

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