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Versichererverband GDV "Deutschlandrente kann nicht einfach und sicher sein"

Peter Schwark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung
Peter Schwark, Mitglied der GDV-Hauptgeschäftsführung

Hintergrundinfo: Um Altersvorsorge für Bürger attraktiver zu machen und Altersarmut zu verhindern, schlagen Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, Sozialminister Stefan Grüttner und Finanzminister Thomas Schäfer das Altersvorsorge-Konzept Deutschlandrente vor. Das Standardprodukt soll zum Selbstkostenpreis von einem zentralen Rentenfonds verwaltet werden. Jeder Arbeitnehmer, der nicht widerspricht, soll automatisch jeden Monat einen Beitrag in das Rentenprodukt einzahlen (Opt-Out-Modell). Der Deutschlandfonds legt das Geld an. Weitere Informationen finden Sie hier 

DAS INVESTMENT.com: Halten Sie die Deutschlandrente in der Form, wie die die drei Minister vorschlagen, für ein realistisches Modell
?

Peter Schwark: Nein. Es erfüllt auch nicht den selbstgesetzten Anspruch „einfach, sicher und günstig“ zu sein. Das Modell mag einfach sein, wenn es auf einem simplen Mischfonds basiert, wie es ihn zigfach gibt. Dann ist die „Deutschlandrente“ aber nicht sicher. Denn das Modell umfasst keinerlei Garantien, es berücksichtigt nicht die individuelle Risikoneigung der Sparer und es beinhaltet noch nicht einmal ein Ablaufmanagement, das Gewinne aus der Fondsanlage kurz vor Rentenbeginn in sichere Kapitalanlagen umschichtet. Vollkommen unklar ist, ob und wie das angesammelte Kapital verrentet werden soll. 

Auch die behaupteten Kostenvorteile des Modells sind sehr fraglich. Denn anders als in Norwegen kommt das Geld nicht per Scheck vom Staat, der seine Ölmilliarden anlegt, sondern die Einlagen müssten millionenfach eingesammelt werden. Und auch das fehlende Gewinninteresse eines staatlich gemanagten Fonds ist kein relevantes Argument für Kostenvorteile. Mit der gleichen Begründung könnte der Staat auch in die Autoproduktion einsteigen. Gewinninteresse ist in der Marktwirtschaft Voraussetzung für intensiven Wettbewerb um bedarfsgerechte Produktangebote und effiziente Verwaltungsstrukturen. Der Staat als Überkonkurrent im Vorsorgemarkt, das wäre wettbewerbsrechtlich und ordnungspolitisch verfehlt.

>> Was Walter Riester, Namensgeber der Riester-Rente, über das Konzept denkt, erfahren Sie hier

Wo sehen Sie Schwachstellen des Deutschlandrente-Konzepts?

Schwark: Dem Vorschlag fehlt es an Antworten auf die zentralen Fragen der Altersvorsorge: Wie wird zum Schutz vor den Risiken am Kapitalmarkt eine Mindestleistung, wie wird eine lebenslange Versorgung der Bürger garantiert? Beide Leistungskomponenten sind zentrale Bestandteile der Vorsorgepolitik in Deutschland seit über zehn Jahren. Aus guten Gründen, nicht zuletzt, weil die meisten Bürger ihre eigene Lebenserwartung erheblich unterschätzen. Wer den Paradigmenwechsel hin zu garantierten lebenslangen Leistungen in Frage stellen möchte, muss das an hervorgehobener Stelle offen diskutieren. 

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