ETF der Woche Value-Faktor-ETFs: Unterbewertete Aktien clever nutzen
Was macht Value-Aktien aus?
Für Value-Investoren steckt der Gewinn bereits im Einkauf. Damit ist gemeint, dass die Kurse von Aktien am Markt zeitweise nicht korrekt widergespiegelt werden, Value-Aktien also unter ihrem inneren Wert gehandelt werden. Value-Faktor-ETFs nutzen diese Fehlbewertungen aus, indem sie zu günstigen Kursen in die Unternehmen investieren, die im Vergleich zu ihren Fundamentaldaten unterbewertet sind. Anlegern bieten Value-Faktor-ETFs daher attraktive Renditechancen, indem sie von der langfristigen Erholung und dem Wachstum der unterbewerteten Aktien profitieren können.
Eine Value-Strategie kann sowohl in wirtschaftlich stabilen Phasen, als auch im Zuge einer Markt- und Konjunkturerholung von Vorteil sein. Statistische Auswertungen belegen, dass günstig bewertete Aktien in diesen Marktphasen eine höhere Rendite erzielen können als der breite Markt. Value-Faktor-ETFs sind darauf ausgerichtet, genau von dieser Ineffizienz zu profitieren.
Bei der Bewertung von Value-Aktien wird auf quantitative Kriterien zurückgegriffen. Dabei werden fundamentale Bewertungskennziffern wie das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV), das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), das Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) oder auch das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) berücksichtigt. Ein niedriger Wert bei diesen Kennzahlen deutet darauf hin, dass das Unternehmen möglicherweise unterbewertet ist und ein Potenzial für zukünftige Kurssteigerungen mit sich bringt. Oftmals wird im Rahmen von Value-Strategien auch auf die Dividendenrendite der ausgewählten Aktien geachtet.
Der größte Value-Faktor-ETF auf dem europäischen Markt
Der iShares Edge MSCI World Value Factor Ucits ETF wurde vor knapp zehn Jahren am 3. Oktober 2014 in Irland aufgelegt und bildet die Wertentwicklung des MSCI World Enhanced Value Index physisch optimiert nach. Der dem ETF zugrundeliegende Index bietet Zugang zu rund 400 mittel-großen bis großen Substanzwerten aus 23 Industrieländern weltweit und wird halbjährlich angepasst.
Die Titelauswahl erfolgt über einen Wertfaktor anhand von drei Kriterien:
- Kurs-Buchwert-Verhältnis
- Kurs zu künftigen Gewinnerwartungen
- Unternehmenswert zu operativem Cashflow
Die Gesamtkostenquote (TER) des thesaurierenden ETF beläuft sich auf moderate 0,30 Prozent pro Jahr.
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Value-Faktor-ETF: Ausgewogene Mischung mit geringerem US-Anteil
Die Branchenverteilung des Value-Faktor ETFs orientiert sich an der des Mutterindex MSCI World. Der größte Anteil entfällt auf Informationstechnologie (IT), gefolgt von Finanzwerten und Gesundheitsaktien.
Bei der regionalen Aufteilung zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede, so sind US-Aktien mit einem Anteil von 39 Prozent um ein Vielfaches geringer gewichtet, als in dem ausschließlich nach Marktkapitalisierung gewichteten MSCI World, bei dem US-Aktien mit 72 Prozent inzwischen massiv dominieren. Mit einer Gewichtung von 23 Prozent spielen japanische Aktien im Value-Faktor ETF hingegen eine viel wichtigere Rolle als im MSCI World, in dem sie lediglich mit 6 Prozent berücksichtigt sind. Deutsche Aktien kommen auf einen Anteil von 5 Prozent, während sie im MSCI World gerade noch mit 2 Prozent vertreten sind. Mit Cisco Systems, Qualcomm, IBM und Intel finden sich derzeit gleich vier Technologietitel unter den Top-10-Aktien. Insgesamt wirkt die Zusammenstellung des rund 400 Aktien umfassenden Index sehr ausgewogen.
Günstige Bewertung, hohe Dividendenrendite
Die Fundamentaldaten des iShares Edge MSCI World Value Factor ETF untermauern den Value-Ansatz. So notiert das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der enthaltenen Aktien im Mittel mit 11,1 gerade einmal halb so hoch, wie beim MSCI World, der mittlerweile ein KGV von 22,3 ausweist. Auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) liegt mit 1,2 deutlich unter dem des MSCI World, bei dem es auf mehr als 3,4 angestiegen ist. Die Dividendenrendite des Value-Faktor-ETF ist mit 3,69 Prozent gegenüber 1,79 Prozent beim MSCI World hingegen deutlich attraktiver.
Mit einem Wertzuwachs von 45 Prozent über fünf Jahre, das entspricht einer jährlichen Rendite von rund 7,7 Prozent, erzielte der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF ein solides Ergebnis. Im Vergleich zum MSCI World, der im gleichen Zeitraum um 77 Prozent an Wert zulegen konnte, blieb der Value-Faktor ETF allerdings deutlich zurück. Und auch die Risikokennzahlen können im Vergleich zum MSCI World nicht überzeugen. So lag der maximale Drawdown des Value-Faktor-ETF über fünf Jahre bei 27 Prozent und die Volatilität bei 16 Prozent, beide Kennzahlen notieren damit etwas höher als beim MSCI World.
Value-Faktor-ETF: Erste Wahl bei Verbesserung des konjunkturellen Umfelds
Der iShares Edge MSCI World Value Factor ETF bietet eine Möglichkeit, gezielt in ein breit gestreutes Portfolio niedrig bewerteter Substanztitel zu investieren. Nach einer längeren Durststrecke wäre es mal wieder an der Zeit für Value-Aktien. Denn: Rückläufige Notenbankzinsen könnten niedrig bewertete Unternehmen tatsächlich wieder beflügeln. Für das perfekte Kapitalmarktumfeld bedarf es allerdings auch einer nachhaltigen Konjunkturerholung, da vor allem Turnarounds und frühe Phasen im Konjunkturzyklus als günstiges Umfeld für Value-Titel gelten. Für Anleger, die auf eine Verbesserung des konjunkturellen Umfelds setzen, sind Value-Faktor-ETFs also erste Wahl.