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Evergrande-Kollaps Ist Chinas Bankensektor gefährdet?

Neubauprojekt in der südostchinesischen Provinz Jiangxi
Neubauprojekt in der südostchinesischen Provinz Jiangxi: Pimco sieht kein systemisches Risiko für den chinesischen Immobiliensektor. | Foto: Imago Images / VCG

Wir gehen davon aus, dass die chinesische Regierung infolge des Evergrande-Debakels ihre rigide Immobilienpolitik verschärfen wird: Die Gesamtverschuldung der Bauträger, das Engagement der Banken im Immobiliensektor und die Grundstückspreise, die über das zentralisierte Grundstücksauktionssystem gesteuert werden, unterliegen zukünftig noch stärkerer Kontrolle. Weil die Pandemie weiterhin für Unsicherheit sorgt und die wirtschaftliche Erholung sich verlangsamt, dürfte die Nachfrage nach Wohnraum kurzfristig abnehmen – die Lage für die Immobilienunternehmen wird in den nächsten sechs Monaten nicht einfacher.

Kein systemisches Risiko

Wir sehen jedoch kein systemisches Risiko für den chinesischen Immobiliensektor. Zwar trägt die Branche direkt 10 bis 15 Prozent zum gesamten BIP-Wachstum Chinas bei und ist damit für die chinesische Wirtschaft von besonderer Bedeutung – nicht zuletzt, weil die meisten Städte und Gemeinden auf den Immobilienmarkt als größte Einnahmequelle angewiesen sind. Der Immobiliensektor selbst ist jedoch ein stark fragmentierter Markt mit mehr als 20.000 Anbietern. Wir erwarten, dass die Regierung wirksame Maßnahmen ergreifen wird, um das Vertrauen der Immobilienkäufer wiederherzustellen und den Immobilien- und Grundstücksmarkt zu stabilisieren. Auch wenn es im Sektor zu weiteren Ausfällen kommen könnte, dürfte es sich um Einzelfälle handeln. Wir rechnen nicht mit einem sektorübergreifenden Ansteckungsrisiko.

Über den zyklischen 12-Monats-Horizont hinaus dürften zudem mehrere Faktoren das Abwärtsrisiko für den Immobiliensektor etwas abmildern. So sorgt die fortschreitende Urbanisierung weiterhin für eine langfristige Nachfrage nach Wohnraum. Darüber hinaus ist der Beleihungsauslauf (Loan to Value, LTV) für den Wohnungssektor in China im Vergleich zu den meisten Industrieländern relativ niedrig. Angesichts der bereits sehr restriktiven Wohnungsbau- und Geldpolitik besteht für die Regierung in Peking ein erheblicher Spielraum zur Lockerung ihrer Vorgaben.

Auswirkungen auf Investitionen

Unser Engagement im chinesischen Immobiliensektor konzentriert sich weiterhin auf solide Bauträger, die in den nächsten sechs bis neun Monaten wahrscheinlich nicht unter Refinanzierungsdruck geraten werden. Wir halten diese Positionierung für umsichtig, weil der Zugang der Unternehmen zu den Kapitalmärkten durch das Evergrande-Debakel erschwert ist. Daher bleiben wir vorsichtig bei kleineren Unternehmen, die sich auf ländliche Regionen konzentrieren, sowie bei denjenigen, die am anfälligsten für eine anhaltend strenge Regulierung sind.

Zugleich halten wir mehrere Indikatoren im Blick, die uns dabei bestärken könnten, ein umfassenderes Engagement im Immobiliensektor in Betracht zu ziehen. So könnten schwächere makroökonomische Daten – beispielsweise die Ausgaben für den Urlaub in den (insgesamt drei arbeitsfreien) Goldenen Wochen, Daten zu den Anlageinvestitionen im Wohnungsbau und die Daten zum Verbraucherverhalten – eine verstärkte staatliche Unterstützung des Immobiliensektors auf den Plan rufen. Eine Lockerung der Hypothekenquoten oder ein verbesserter Zugang der Bauträger zum Onshore-Anleihemarkt würde unserer Investitionsneigung ebenfalls entgegenkommen.

Stresstest für den Bankensektor

Die vom Evergrande-Straucheln ausgelösten Turbulenzen in der Immobilienbranche ließen viele Anleger mögliche Spillover-Effekte erwarten, insbesondere auf chinesische Banken. Wir haben Stresstests durchgeführt, um sowohl die direkten als auch die indirekten Auswirkungen auf den chinesischen Bankensektor zu bewerten. Dabei haben wir festgestellt: Global aufgestellte Banken halten in der Regel nur unwesentliche Bestände an chinesischen Immobilienkrediten. Sie sind daher nur indirekt von den allgemeinen makroökonomischen Entwicklungen in China betroffen und haben kein direktes Exposure gegenüber dem chinesischen Immobiliensektor.

Insgesamt würde eine weitere Verschlechterung der Lage bei Bauträgern zu einem Anstieg der notleidenden Kredite führen und die Erträge der Banken belasten. Wir gehen jedoch davon aus, dass es sich dabei nicht um ein systemisches Problem, sondern um Rentabilitätsverluste handeln würde. Nur 6 bis 7 Prozent der Direktkredite chinesischer Banken entfallen auf Bauträger. Außerdem haben die Banken in den vergangenen Jahren erhebliche Rückstellungen für Kreditausfälle gebildet. Somit verfügen sie über eine relativ gesunde Kapitalbasis, um Verlustrisiken aufzufangen – es sei denn, es käme zu einem ausgedehnten Crash am Immobilienmarkt oder zu einer erheblichen Korrektur der Immobilienpreise, was jedoch nicht unser Basisszenario ist.

Im Immobiliensektor will die chinesische Regierung die Preise stabil halten und Spekulation vermeiden. Keine leichte Aufgabe, doch sie ist zu schaffen: China könnte sowohl Infrastrukturinvestitionen auf den Weg bringen als auch die Regulierung der Finanzinstitute lockern, um eine Ansteckung des Bankensektors zu verhindern.

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