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Ist die Fed von allen guten Geistern verlassen?

Edgar Walk, Metzler Asset Management
Edgar Walk, Metzler Asset Management
US-Notenbank mit Wahlkampfhilfe

Bisher begründete die Fed ihre geldpolitischen Maßnahmen mit der Bekämpfung von Deflationsrisiken. Offensichtlich bestehen keine Deflationsrisiken mehr, daher musste die hohe Arbeitslosenrate als Begründung für den neuen geldpolitischen Stimulus herhalten.

Nach Berechnungen der Fed liegt die strukturelle Arbeitslosenquote bei 5 bis 6 Prozent, die konjunkturell bedingte Arbeitslosenquote bei 2 bis 3 Prozent. Nach ihren Statuten ist die Fed sowohl für Preisstabilität als auch für die konjunkturell bedingte Arbeitslosenquote verantwortlich. Derzeit kann die Fed anscheinend keine Risiken für die Preisstabilität erkennen und glaubt daher, sich voll auf den Arbeitsmarkt fokussieren zu können. Selbst der Präsident der Federal Reserve Bank of San Fransisco Williams sprach kürzlich davon, dass in der heutigen Zeit die Fed unbegrenzt „Geld drucken“ könne, ohne höhere Inflationsraten zu riskieren. Erst in einem Wirtschaftsboom könnten seiner Meinung nach inflationäre Verspannungen auftreten.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob derzeit tatsächlich keine Inflationsrisiken in den USA bestehen. Wie schon der ehemalige Chefvolkswirt der EZB Otmar Issing in dieser Woche bei einer Podiumsdiskussion sagte, müssen die Zentralbanken eigentlich schon frühzeitig den geldpolitischen Exit wagen, um einen späteren Inflationsschub zu verhindern. Im Endeffekt bedeutet dies, dass ein geldpolitischer Exit zu spät kommen würde, wenn die Inflation sichtbar ist.

Frühwarnsignale auf Basis der Arbeitslosenquote, der Kapazitätsauslastung und der Inflation

Welche Signale zeigen also frühzeitig an, ob ein geldpolitischer Exit angebracht ist? Einerseits kann eine Taylor- Regel als ein Instrument verwendet werden, um zu beurteilen, ob die Geldpolitik zu locker, zu straff oder angemessen ist. Ein Modell auf Basis der Arbeitslosenquote, der Kapazitätsauslastung und der Inflation signalisiert, dass bei einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 1,5 bis 2,0 Prozent für das Jahr 2013 Leitzinserhöhungen im kommenden Jahr notwendig sind.