Ist die Niedrigzins-Ära am Ende? Von einer echten Zinswende kann jetzt noch keine Rede sein
Ohne niedrige Zinsen und positive Inflation wird Italien keine nachhaltige Entschuldung erreichen
Im Gegensatz dazu Deutschland, wo die unter der Inflationsrate liegende Staatsanleiheverzinsung zur Entschuldung beiträgt, liegt die Inflationsrate Italiens fast 2 Prozent unter dem Zins zehnjähriger Staatsanleihen. Die Mission scheint klar: Die Zinsen müssen fallen und die Inflation muss steigen. Davon würde auch die lahmende Bauwirtschaft Italiens profitieren.
Das Beispiel Italien zeigt, wie stark die Häuserpreise vom Zins abhängen. Im Januar 2017 veröffentlichte Daten über den italienischen Hauspreisindex für das dritte Quartal 2016 zeigten einen Rückgang von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, während für die Preise in der Europäischen Union um 4,3 Prozent stiegen.
Ohne niedrige Zinsen und positive Inflation wird Italien also keine nachhaltige Entschuldung erreichen und die lahmende Bauwirtschaft entscheidend nicht stimulieren. Daher wird die EZB alles daran setzen, die Zinsen in Italien durch geeignete Maßnahmen, wie beispielsweise Anleihekäufe, niedrig zu halten. Diese Maßnahmen wirken sich auch auf den deutschen Zins aus, da die EZB auch heimische Anleihen aufkaufen muss. Auch Unternehmen in Europa profitieren von einer Sonderkonjunktur. Seit dem Jahr 2016 kauft die EZB auch Unternehmensanleihen an – das freut die Unternehmen. Diese werden den Anleihemarkt in diesem Jahr mit einem Rekordvolumen von geschätzten 100 Milliarden Euro fluten und sich dadurch günstig refinanzieren.
Fazit: Eine nachhaltige Zinswende in Deutschland scheint bei genauer Betrachtung der Faktenlage unwahrscheinlich, wenngleich diese, aufgrund der Diskussionen um das Auseinanderbrechen der Eurozone und internationaler Verflechtungen - nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann.