IW-Forscher
Deutschland und die Familienfreundlichkeit
Aktualisiert am 05.03.2020 - 14:53 Uhr
Frau im Homeoffice: Wer regelmäßig mobil arbeitet, hat häufiger das Gefühl, auch außerhalb der Arbeitszeiten beruflich erreichbar sein zu müssen. Foto: Pixabay
Knapp neun von zehn Beschäftigten haben das Gefühl, dass sich ihre Arbeitszeiten gut mit familiären Verpflichtungen vereinbaren lassen. Allerdings bringt die gewonnene Flexibilität der Arbeitswelt auch neue Herausforderungen mit sich.
Der empirische Befund deutet darauf hin, dass Flexibilitätsanforderungen durch die Kunden und die Mobilisierung der Beschäftigten durch eine familienbewusste Gestaltung der Arbeitsorganisation tendenziell zusammengedacht werden. Dies spiegelt sich nicht nur in der Einstellung der Personalverantwortlichen wider, sondern auch beim personalpolitischen Engagement.
Eine familienfreundliche Unternehmenskultur korreliert signifikant positiv mit dem Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen (Hammermann/Stettes, 2016a, 11). Im Durchschnitt gilt für rund 40 Prozent der Beschäftigten in einer Belegschaft ein flexibles Arbeitszeitmodell (Tabelle 1).
Das...
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Der empirische Befund deutet darauf hin, dass Flexibilitätsanforderungen durch die Kunden und die Mobilisierung der Beschäftigten durch eine familienbewusste Gestaltung der Arbeitsorganisation tendenziell zusammengedacht werden. Dies spiegelt sich nicht nur in der Einstellung der Personalverantwortlichen wider, sondern auch beim personalpolitischen Engagement.
Eine familienfreundliche Unternehmenskultur korreliert signifikant positiv mit dem Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen (Hammermann/Stettes, 2016a, 11). Im Durchschnitt gilt für rund 40 Prozent der Beschäftigten in einer Belegschaft ein flexibles Arbeitszeitmodell (Tabelle 1).
Das heißt, die Beschäftigten können beispielsweise im Rahmen von Gleitzeitregelungen die Lage ihrer täglichen Arbeitszeit oder ihre Pausenzeiten selbst wählen oder sie weisen im Rahmen von Arbeitszeitkonten variierende Wochenarbeitszeiten auf. In Unternehmen mit einer ausgeprägt familienfreundlichen Unternehmenskultur ist der Anteil 12 Prozentpunkte höher als in nicht ausgeprägtfamilienfreundlichen Unternehmen.
Ein hoher Digitalisierungsgrad ist ebenfalls mit einem höheren Anteil von Mitarbeitern mit flexiblen Arbeitszeitmodellen verbunden. Bei alternativer Gewichtung mit vier Branchenklassen und drei Größenklassen erweist sich dieser positive Zusammenhang allerdings als insignifikant (vgl. Hammermann/Stettes, 2019, 711).
Trotz der relativ starken Verbreitung einer zeitlich flexiblen Arbeitsorganisation gilt für 71 Prozent der Beschäftigten eine Anwesenheitspflicht im Unternehmen oder einem anderen auftragsbedingten Ort. Ein Unterschied mit Blick auf eine zwingende ortsgebundene Präsenz lässt sich weder für ausgeprägt familienfreundliche noch für digitalisierte Unternehmen feststellen.
Daraus lässt sich ableiten, dass sowohl der digitale Wandel als auch eine familienfreundliche Arbeitswelt stärker mit einer Flexibilisierung der zeitlichen und weniger der räumlichen Dimension der Arbeitsorganisation einhergehen. Dabei reichen die Unternehmen offenbar die Flexibilitätszugewinne durch digitale Technologien zum Teil an ihre Mitarbeiter in Form einer höheren Zeitsouveränität weiter.
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