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Jahresausblick 2016 – eine Herausforderung für Anleger

Klaus Martini, Geschätsführer Plückthun Asset Management
Klaus Martini, Geschätsführer Plückthun Asset Management
„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ (Mark Twain, Karl Valentin et al.)  

Diese Aussage würden wir unterschreiben. Wie kann man vernünftige Aussagen in Zeiten machen, in denen Zinsen nach fast zehn Jahren wieder etwas steigen, der Ölpreis ins Bodenlose fällt, Währungen verrücktspielen, wo keiner weiß, ob unsere so positive konjunkturelle Situation in Deutschland erhalten bleibt? Zeiten, in denen die Schwellenländer doch deutlich schwächeln und plötzlich Flüchtlingsströme einsetzen. Das alles passiert, während die Digitalisierung die Wirtschaft und unser gesamtes Leben gerade grundlegend ändert, wo keiner weiß, ob und wie unser Gesellschaftssystem das alles aushalten kann. Aber sich zu drücken wäre dann doch etwas zu einfach!

Das Makroumfeld

Die Zinserhöhung in den USA wurde lange hinausgezögert, da die Fed sicher sein wollte, dass sich die US-Wirtschaft auf einem nachhaltigen Kurs befindet. Die Wachstumsraten sind zwar geringer als vor der Finanzkrise, aber die Arbeitslosigkeit ist niedrig. Daneben ist die Inflationsrate in den USA unter der von der Zentralbank angestrebten – und nichts fürchten Politiker und Banker mehr als Deflation. Zurzeit wird die amerikanische Wirtschaft durch den niedrigen Rohölpreis kräftig durchgeschüttelt. Insbesondere die im letzten Jahrzehnt aufgebaute heimische Öl- und Gasindustrie im Fracking-Bereich leidet stark und ihre Anleihe-Finanzierungen stehen auf wackeligen Beinen.  

Auf der anderen Seite ist dieser niedrige Ölpreis ein großes Konjunkturpaket. Der durchschnittliche Benzinpreis in den USA fiel von Mitte 2014 bis heute von 3,70 auf unter 2,00 US-Dollar. Damit steht den Konsumenten mehr Geld zur Verfügung.

In Europa zeigt sich ein geteiltes Bild. Während Deutschland laut dem scheidenden IFO-Präsidenten Hans-Werner Sinn boomt, sieht das Bild in Italien, Frankreich und Spanien nicht so rosig aus. Zwar gelingt es in den meisten Ländern die Wirtschaften zu stabilisieren – ein deutlicher Aufschwung ist allerdings nicht zu erkennen. Die gute Nachricht ist, die Arbeitslosenraten in Italien und Spanien sind zumindest leicht gefallen.

Während Mitte des vergangenen Jahres Griechenland die Schlagzeilen bestimmte, ist es dort sehr ruhig geworden. Ob die Auflagen, die erfüllt werden müssen, um neue Hilfsgelder zu bekommen alle wirklich umgesetzt werden, ist jedoch mehr als fraglich. Das Flüchtlingsthema überlagert aber zurzeit die Griechenlandproblematik. Dazu ist viel diskutiert und geschrieben worden, aber eines ist klar: Die politischen Herausforderungen sind immens und werden neben den anderen wirtschaftlichen Problemen zunehmend zu Spannungen in Europa und insbesondere in der Eurozone führen.

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