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Anlagestrategie zum Jahreswechsel Jahresendrally oder Winterdepression voraus?

Jahresendrallye oder Winterdepression
Jahresendrallye oder Winterdepression: Im Moment liegt das Vix-Stimmungsbarometer in einem tiefen Bereich. | Foto: Fotomontage von Henning Lindhoff mit Canva

Jeder erfahrene Anleger weiß, dass es unmöglich, ist den nächsten Börsen-Crash vorauszusagen. Aber angenommen, ein Anleger hätte, gemessen am Beispiel des S&P 500 im laufenden Jahr, entweder

  • einen Verlust von über 30 Prozent,
  • einen Verlust von nur 15 bis 16 Prozent (der tatsächliche bisherige Verlust des S&P500)
  • oder gar einen Gewinn von mehr als 25 Prozent erzielen können, als ob es gar keinen Bärenmarkt gäbe.

Und das nur mit einem einzigen Index und drei möglichen Verhaltensweisen. Wie genau ist das möglich? Ganz einfach: Mithilfe des Volatilitätsindexes Vix als Stimmungsbarometer.

 

 

Mit ihm ließen sich im laufenden Jahr zuverlässig antizyklische Verhaltensweisen ableiten. Zur Erläuterung: Der Vix zeigt die Erwartung bezogen auf den marktbreiten amerikanischen Index S&P 500 und die künftige Schwankungsbreite an. Gibt es Stress im Markt, steigt dieser Index aufgrund höherer Unsicherheit sprunghaft und ohne Vorwarnung an. Meist geht dies einher mit fallenden Kursen. In steigenden Märkten bröckelt der Wert gemütlich ab, da die Märkte in der Regel deutlich schneller fallen als steigen. Beim Vix ist dieses Verhalten größtenteils spiegelbildlich. 

Die folgende Grafik stellt den Vix (orange) und den S&P 500 (blau) seit Jahresbeginn gegenüber.

Vix vs. S&P 500
Vix vs. S&P 500: Ist der Vix an der unteren Schwelle, ist auch der S&P 500 bereits gut gelaufen und kurz davor abzutauchen. © Seeking Alpha

 

Folgende Korrelationen springen ins Auge:

  1. Ist der Vix in seinem oberen Grenzbereich, hatte der S&P 500 zeitgleich ungefähr seinen Tiefpunkt (Februar, März, Juni und September).
  2. Ist der Vix an der unteren Schwelle – so wie aktuell auch –, ist der S&P 500 bereits gut gelaufen und kurz davor abzutauchen

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Vor allem die Grenzwerte sind interessant. In der Regel pendelt der Vix zwischen Werten von 20 auf der Unterseite und 35 bis 40 auf der Oberseite. Im Falle eines brutalen Absturzes wie zuletzt 2020 steigt der Index auch für kurze Zeit deutlich darüber, klappt aber genauso schnell wieder zusammen. Die Bandbreite 20 bis 40 ist sehr interessant, weil sich der Index die meiste Zeit über darin aufhält.

 

 

Besonders spannend ist nun folgende Auswertung zu den, oben genannten, möglichen Wertzuwächsen (jeweils Jahresbeginn 2022 bis heute):

  • Ein einmaliges Investment in den S&P 500 hätte eine negative Rendite von minus 16 Prozent gebracht.
  • Ein aktiveres und antizyklisches Investment in den S&P 500, also Käufe, wenn der Vix über einem Wert von 30 steht, also Stress signalisiert und die Märkte gefallen sind (Februar, März, Juni, September) und Verkäufe bei guter Stimmung (Vix am unteren Ende nahe 20), hätte bis heute eine Rendite von mehr als 25 Prozent gebracht. 
  • Ein stimmungsgetriebenes Investment genau umgekehrt zum vorherigen Punkt, also kaufen, wenn der Vix nahe einem Wert von 20 steht (gute Stimmung, prozyklisch wie aktuell) und verkaufen, wenn Stress oder Panik im Markt ist (Vix über 30) hätte zu einem Verlust von über 30 Prozent geführt.

Einen solchen Wert am unteren Ende der Schwelle haben wir aktuell wieder. Der Vix steht bei 20. Gegenwärtig steht das Stimmungsbarometer somit in einem tiefen Bereich. Das hört sich zunächst gut an, denn es scheint, alles sei in Ordnung. Der in den vergangenen Wochen und Monaten gestiegene S&P 500 bestätigt diese Aussage. 

Allerdings liegt die Mehrheit an der Börse bekanntlich falsch. Eine zu gute Stimmung kann auch als Warnsignal gewertet werden, wenn alle auf derselben Seite der Wippe sitzen. Vielleicht könnte es gerade im aktuellen Umfeld Sinn ergeben, den Fuß etwas vom Gas zu nehmen und etwa Nachkäufe zu verschieben.

Mein Rat: Agieren Sie nicht prozyklisch mit der Stimmungslage. Aktuell könnte, zumindest laut dem Vix-Indikator, die Luft temporär wieder raus sein.




Über den Autor:
Der ehemalige Aktienanalyst und Fondsmanager Alan Galecki betreibt heute den Investment-Blog financial-engineering.net. Hier beschäftigt er sich mit den Aktienmärkten und sucht nach interessanten Anlageideen, welche nicht auf jedermanns Kurszettel stehen.

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