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Janus Henderson Investors Durch volatile Anleihemärkte navigieren

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Viele Entwicklungen seit letztem Herbst – angefangen von höheren US-Staatsanleiherenditen am längeren Kurvenende bis hin zu den turbulenten Aktienmärkten – wirken de facto wie eine fiskalische Straffung. Damit verringert sich auch die Notwendigkeit für die Fed, ihr Zinstempo beizubehalten. Hinzu kommt, dass die Währungshüter an ihrer gemäßigten Haltung festhalten. Würden sie einen politischen Fehler riskieren, dann wohl den, für eine gewisse Zeit ein Heißlaufen der Wirtschaft zu tolerieren. Wir sind der Meinung, dass das mit langsameren Zinserhöhungen verbundene Risiko gesunken ist, da viel dafür spricht, dass die Wirtschaft auf absehbare Zeit wächst, ohne dass sich zugleich die Inflation beschleunigt.

Wie sollten sich Anleger positionieren?

Über weite Strecken der letzten zwei Jahre hielten wir US-Durationspositionen für riskant. Grund war vor allem die von der Fed forcierte Rücknahme der lockeren Geldpolitik verglichen mit ihren Pendants in anderen Industrieländern. Da inzwischen die Bandbreite der möglichen Entwicklungen in der Weltwirtschaft größer geworden ist und eine Inflationsbeschleunigung weiter auf sich warten lässt, könnten die Aussichten für Treasuries in diesem Jahr weniger düster sein, als zunächst angenommen. Sollte es zu einer Verlangsamung des globalen Wachstums kommen oder eines der möglichen geopolitischen Risiken eintreten, könnten US-Staatsanleihen für Anleger auf der Suche nach traditionellen sicheren Häfen an Reiz gewinnen.

Sofern sich Anleger entschließen, ihre Allokation in Treasuries auszuweiten, müssten sie noch entscheiden, welche Laufzeiten dafür infrage kommen. Im letzten Jahr hat sich die Renditekurve deutlich abgeflacht. Von 78 Basispunkten (Bp) im Februar ist der Renditeaufschlag (Spread)zwischen zehn und zwei Jahren auf unter 12 Bp Anfang Dezember gefallen. Eine solche Laufzeitstruktur bietet Anlegern nur wenig mehr Rendite für das zusätzliche Zinsrisiko, das sie in Kauf nehmen, wenn sie Papiere mit längerer Laufzeit halten. Wir erwarten daher, dass Anleger vor allem in das kurze Ende der Treasury-Kurve drängen werden.

Die Rückkehr einer Anlageklasse

Noch 2017 war es wegen der niedrigen Renditen wenig reizvoll, kurzlaufende US-Staatsanleihen im Portfolio zu haben. Das ist inzwischen anders. Mit ihren neun Zinserhöhungen hat die Fed die Rendite zweijähriger Schuldverschreibungen von 0,55 Prozent im Jahr 2016 auf die Drei-Prozent-Marke gedrückt, bevor Ende 2018 die Kehrtwende kam. Höhere Renditen untermauern das Argument, dass es sich bei kürzer laufenden Anleihen um eine eigenständige Anlageklasse und nicht nur um einen Ersatz für Barmittel handelt, als das sie über weite Strecken nach der Krise galten. Sollte die US-Notenbank auf die Zinsbremse treten, halten wir eine gewisse Versteilung der Renditekurve in diesem Jahr für wahrscheinlicher, da bei Anlegern die Stabilität – und die Rendite – von US-Treasuries mit kürzeren Laufzeiten hoch im Kurs stehen dürften.

Die Alternativen

Andererseits würde eine Umschichtung in Treasuries wohl zulasten von Auslandsanleihen gehen. Aber noch ist es nicht soweit. Viele Regionen hinken den USA in punkto Zinsstraffung hinterher. Und ein weltweit schwächeres Wachstum dürfte sie dazu bewegen, noch länger an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten. Wegen ihrer Rohstoffabhängigkeit und ihren engen Handelsbeziehungen zu China trifft das etwa auf Australien und Neuseeland zu. Diese beiden Länder bieten immer noch einen attraktiven Carry verglichen mit den USA. Verstärkt die Fed jedoch ihre gemäßigte Haltung, könnte das letztlich für eine gleiche Gewichtung wie bei US-Durationspapieren sprechen.

Dagegen sind europäische Staatsanleihen nicht nur wegen ihrer niedrigen Renditen weniger attraktiv. Ein Übriges tun die akuten Risiken, denen sich die Region angesichts des Brexits, der Haushaltskontroverse mit Italien und dem baldigen Führungswechsel in Deutschland gegenübersieht. Wir erwarten zwar keine neuerliche Runde quantitativer Lockerungen durch die Europäische Zentralbank. Aber wir sind überzeugt, dass sie mit Zinserhöhungen solange warten wird, bis sie klarer sieht.