Japan-Aktien „Jetzt ist ein guter Einstiegszeitpunkt“
Verbesserungen bei Governance-Richtlinien
2015 wurden in Japan neue Grundsätze zur Unternehmensführung sowie ein überarbeiteter Kodex für verantwortliches Verhalten institutioneller Anleger verabschiedet. Ziel dieser Änderungen war es, die Richtlinien für Umlaufkapital zu verbessern. Seitdem haben sich unserer Meinung nach die Corporate Governance und die Aktionärsrendite japanischer Unternehmen deutlich verbessert.
Zu den neuen Standards der Unternehmensführung gehört beispielsweise die Empfehlung, dass mindestens ein Drittel der Verwaltungsratsmitglieder unabhängig sein sollte. Bis dahin mussten Unternehmen lediglich über drei unabhängige Verwaltungsratsmitglieder verfügen.
Zudem sind Unternehmensführungen angewiesen, ihre Aktionärsrendite zu steigern, was sich in einer steigenden Quote für Dividendenausschüttungen zeigt. Die Gesamtausschüttungsquote japanischer Unternehmen beträgt zwar immer noch nur 39 Prozent: 29 Prozent in Form von Dividenden und rund 10 Prozent in Form von Aktienrückkäufen. Natürlich liegen diese Zahlen deutlich unter den ihrer europäischen und US-amerikanischen Pendants.
Um die Interessen der Unternehmensleitungen besser mit denen der Aktionäre in Einklang zu bringen, steigt der Anteil der Aktienvergütungssysteme, obwohl dies immer noch ein relativ kleiner Teil der Gesamtvergütungspakete ist. Weitere Änderungen in der Corporate Governance umfassen vermehrte Oppositionsstimmen gegen Verwaltungsratsmitglieder sowie den Abbau von Abwehrmaßnahmen gegen Unternehmensübernahmen. Zwar wird es noch einige Zeit dauern, bis eine vollständige Änderung der Denkweise zum Tragen kommt. Dennoch können wir schon Verbesserungen bei den Standards der Unternehmensführung feststellen.
Inflationsaussichten
Obwohl sich die japanische Wirtschaft noch weit entfernt vom 2-Prozent-Inflationsziel der Bank of Japan (BoJ) befindet, hat bereits eine gewisse Reflation einsetzt. So scheint sich die Arbeitslosenquote Japans an einem Wendepunkt zu befinden: Die natürliche Arbeitslosenquote („Natural Rate of Unemployment“) wird derzeit auf etwa 2 Prozent geschätzt. Sollte diese Quote fallen, könnte das nach unserer Einschätzung zum Einsetzen eines starken Lohnwachstums führen.
Zuvor hatte der Anstieg der Zahl der Teilzeitbeschäftigten im Niedriglohnsektor das Gesamtlohnwachstum gedämpft. Doch mittlerweile wächst die Zahl der Vollzeitbeschäftigten, die in die Arbeitnehmerschaft eintreten, ebenso schnell wie die der Zahl der Teilzeitbeschäftigten.
Die Abenomics genannte Geld- und Steuerpolitik von Premierminister Shinzo Abe hat seit ihrer Einführung 2012 zu einem Anstieg weiblicher Arbeitnehmer geführt. Durch die stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen sowie älteren Menschen konnte die Regierung den Druck auf die Lohnkosten pro Arbeitnehmer reduzieren. Das führte in der Folge zu einem Anstieg des gesamten Arbeitseinkommens.
Zwar beobachten wir, dass die japanische Arbeitnehmerschaft stärker wird. Aber die Beteiligung älterer Menschen am Arbeitsmarkt erscheint uns auf lange Sicht nicht nachhaltig. Erschwerend kommt hinzu, dass die große Gruppe von Baby-Boomern, die den Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren unterstützt hat, allmählich kleiner wird. Das wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf die angespannte Lage am japanischen Arbeitsmarkt haben.
Der Regierung um Premier Shinzo Abe ist sich der alternden Bevölkerung deutlich bewusst. Deshalb hat sie frühzeitig Maßnahmen etabliert, die den kommenden demografischen Verwerfungen entgegenwirken sollen. Flankiert wird dieses Bestreben von Bemühungen, ausländische Arbeitskräfte und Touristen anzuziehen, etwa durch eine Lockerung der Visabestimmungen.
Und auch der Durchschnittslohn pro Arbeiter hat zugenommen. Unserer Einschätzung nach weist auf eine Verbesserung des Lohndrucks nach oben hin, was sich wiederum günstig auf die Inflation auswirken sollte.