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Aktualisiert am 14.01.2008 - 17:31 UhrLesedauer: 3 Minuten

Japan: Aufwärts mit angezogener Bremse

Politische Unsicherheit und zu langsam steigende Löhne bremsen Japans Wirtschaft. Die Aktien sind jedoch günstig und die Unternehmensgewinne weiterhin stark.

Wer an Asien und Investments denkt, wird derzeit wohl kaum Japan an die erste Stelle der Liste der aussichtsreichsten Länder setzen. Gegen die beiden boomenden Märkte China und Indien kommt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bei Weitem nicht an. Die Wirtschaft wächst, aber mit 1,6 Prozent nur moderat. Und obwohl die Kurse des japanischen Leitindex Nikkei 225 und des breiter angelegten Topix seit einigen Jahren tendenziell nach oben zeigen und im Juli auch noch sehr gut dastanden, verzeichneten sie wegen der Hypothekenkrise und Anzeichen einer erlahmenden USWirtschaft jüngst kräftige Kursverluste.

Politik kämpft ums Vertrauen

Auch politische Ereignisse drückten auf die Kurse. Mitte September kündigte Premierminister Shinzo Abe nach nur einem Jahr Amtszeit seinen Rücktritt an. Sein Nachfolger, der 71-jährige Yasuo Fukuda, muss nach Abes skandalbepacktem Regierungsjahr, in dem vier Minister zurückgetreten sind, das Land politisch wieder auf Vordermann bringen. Das heißt vor allem, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Eine schwierige Aufgabe, sagen Marktbeobachter, und es ist keinesfalls sicher, dass Fukuda diese Herausforderung meistert.
Für Anleger könnte es trotzdem ein guter Zeitpunkt sein, um in den japanischen Markt einzusteigen. „Die Unternehmensgewinne sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen, der japanische Aktienmarkt hat dies jedoch nur zum Teil in den Kursen nachvollzogen“, sagt Akihide Kinugawa, Manager des Metzler Japanese Equity Fund. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von ungefähr 17 sind die Aktien für japanische Verhältnisse günstig.
Gerade bei exportorientierten Unternehmen aus den Branchen Seetransport, Maschinenbau und Energie erwartet Lilian Haag, Managerin des DWS-Japan-Fonds, auch in der nächsten Zeit noch kräftige Gewinne. „Ein Investment in exportlastige Branchen lohnt sich“, ist Haag überzeugt. Zwar haben sich Exporte in die Vereinigten Staaten abgeschwächt, dafür brummen die Ausfuhren in andere Teile des Globus: „Japan profitiert von kräftigen Exportzuwächsen in den asiatischen Raum und nach Europa, die die Einbußen auf dem US-Markt überkompensieren können“, sagt Wolfgang Leim, Volkswirt mit Fokus auf den japanischen Markt bei der Dresdner Bank.

Binnenkonsum zieht langsam an

Ein Sorgenkind des Inselstaates bleibt der recht schwache inländische Konsum. Zwar geht es auch hier langsam aufwärts, kräftigere Wachstumsimpulse für die japanische Wirtschaft wird es aber erst geben, wenn auch die Löhne wieder stärker steigen. „Obwohl der Arbeitsmarkt eng ist, wirkt sich das kaum auf die Gehälter aus“, erklärt DWS-Managerin Haag.
Ein Grund für die – trotz sinkender Arbeitslosigkeit – anhaltende Seitwärtsbewegung der Löhne liegt in der Natur des japanischen Arbeitsmarktes und nennt sich „Anstellung auf Lebenszeit“. „Vielfach ist es noch so, dass ein Arbeitnehmer sein ganzes Leben in einem Unternehmen mit einem vorgegebenen Entlohnungsplan arbeitet“, erklärt Dora Borbély, Japanexpertin der Deka Bank. „Jobwechsel, die oftmals eine Gehaltserhöhung bringen können, sind in Japan weniger verbreitet.“ Trotzdem blickt die Expertin angesichts der guten Unternehmenszahlen optimistisch auf die weitere Lohnentwicklung.
„Wenn Löhne und Konsum steigen und die Unternehmensergebnisse weiterhin stark bleiben, sieht es in Zukunft ganz gut aus für Japan. Und damit auch für Anleger“, sagt Joji Maki, Manager des Baring-Japan- Fonds. Er geht davon aus, dass die Indizes Nikkei 225 und Topix in den nächsten sechs Monaten um etwa 15 Prozent zulegen werden.


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