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Japan-Katastrophe: Was Finanz-Experten sagen

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Zudem werde jetzt erst einmal der Yen stark aufwerten, weil vor allem Versicherungen Geld nach Japan schaffen müssen, um ihre Verpflichtungen zu bezahlen. Für die japanische Wirtschaft wäre jedoch ein aufwertender Yen ein zusätzlicher Dämpfer. Poser erwartet deshalb, dass die japanische Zentralbank das nicht hinnehmen werde. „Schon hat sie angekündigt, 15 Billionen Yen (also über 180 Milliarden Dollar) an Liquidität in den Markt zu pumpen. Sie wird auch vor Interventionen im Devisenmarkt nicht zurückschrecken“, sagt er. Nach Kobe hatte der Yen-Kurs um 20 Prozent angezogen.

Die Analysten der Deka-Bank halten sich mit neuen Prognosen noch zurück. Es sei noch zu früh dafür, schreiben sie in einem Bericht. „Die japanische Volkswirtschaft ist zwar eine der größten der Welt, spürbare Auswirkungen für die globale Entwicklung sind aber nur im Falle einer unkontrollierten großflächigen Verbreitung von Radioaktivität vorstellbar.“

Ein großes Problem könne der Ausfall der vier Atomkraftwerke in der betroffenen Region bringen. Der Verlust an Stromkapazität könne dazu führen, dass Energie zugeteilt wird. Darunter würde vor allem die Industrie leiden.

Der schlimmste Fall

Immerhin habe die Bank of Japan (BoJ) mit 7 Billionen Yen (61,25 Milliarden Euro) das größte Offenmarktgeschäft ihrer Geschichte durchgeführt, um die Volkswirtschaft mit ausreichend Liquidität zu versorgen.

Richtig schlimm werde es dagegen bei einem Gau, wenn die Strahlung durch ungünstigen Wind nach Tokio kommt. „Die hieraus entstehenden volkswirtschaftlichen Schäden wären dann kaum noch beherrschbar“, heißt es von den Deka-Analysten. Die Umsiedlung einer riesigen Anzahl an Menschen in einem solch dicht besiedelten Land, oder etwa der Aufbau von Infrastruktur für eine neue Millionenstadt würde die wirtschaftliche Entwicklung massiv behindern. Eine tiefe und lang anhaltende Rezession wäre die Folge.

Dem Aktienmarkt direkt widmet sich Mikio Kumada, Marktstratege von LGT Capital Management. „Verlässliche Prognosen fallen angesichts der ungeklärten Situation in den beschädigten Kernkraftwerken Japans schwer“, sagt Kumada. Nach gegenwärtiger, erster Einschätzung solle die Katastrophe die Finanzmärkte aber nur kurzfristig beeinträchtigen.

Kumada blickt dazu auf die Börsenentwicklung nach vergangenen Naturkatastrophen. Auch hier natürlich das Erdbeben in Kobe. Der Nikkei Index fiel danach um 25 Prozent, erholte sich aber noch im selben Jahr. Der amerikanische Börsenindex S&P 500 zeigte sich gänzlich unbeeindruckt und stieg 1995 um mehr als 30 Prozent. „Allerdings gilt es, die weitere Entwicklung in den beschädigten Kernkraftwerken abzuwarten“, schränkt Kumada ein.

Für die eigenen Portfolios sieht Kumada keinen Anlass, zu reagieren und bleibt neutral bis leicht übergewichtet in Aktien investiert.

Fortsetzung folgt.

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