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, Aktualisiert am 07.10.2020 - 11:17 Uhrin AnalysenLesedauer: 3 Minuten

Japan macht es vor Warum Corona Value-Titel fördert

Ufuk Boydak (li.) und Christoph Bruns: Die Loys-Vorstände haben sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise angesehen.
Ufuk Boydak (li.) und Christoph Bruns: Die Loys-Vorstände haben sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise angesehen. | Foto: Loys

An den Börsen der Welt herrschen archaische Tendenzen. Zu ihnen gehört die Orientierung der Anlegerherde an einem Leitbock, wie wir es zum Beispiel aus der Welt der Schafe kennen. Unweigerlich führt derartiges Verhalten zu gleichartigen Mustern. An den Aktienmärkten nimmt die Wall Street die Rolle des Leitbocks wahr. Andere Börsen folgen je nach dem Grad ihrer eigenen Emanzipation. Angesichts einer verstümmelten Aktienkultur in Deutschland setzt der Dax in der Regel mit Verzögerung die Vorgaben aus New York um. Verstärkt wird diese Tendenz zusätzlich dadurch, dass circa zwei Drittel der Dax-Aktien in den Händen angelsächsischer Investoren liegen.

Besonders beliebt sind seit Jahren an der Wall Street die großkapitalisierten Internetaktien Apple, Amazon, Google, Facebook, Netflix et cetera. Auch in diesem Jahr sind diese Titel per Saldo trotz Corona-Pandemie gestiegen und begeben sich mittlerweile wieder auf Rekordjagd. Entsprechend gut läuft es auch beim Tec-Dax, der ein wenig am Schlepptau des amerikanischen Nasdaq-Index hängt. Auch hier gab es seit Jahresanfang per Saldo Kurszuwächse.

Die jüngste Trendvorgabe aus den USA deutet jetzt auf „Value“. Es gibt Anzeichen dafür, dass die seit Jahren zurückbleibenden Werte aus herkömmlichen Industriebranchen eine Aufholjagd starten. Auf dem deutschen Kurszettel sind viele solcher Aktien zu finden, denn die Wachstumsfelder Internet und Gesundheit sind in Deutschland an der Börse unterrepräsentiert. Ganz ähnlich ist das Bild in Japan, wo der Nikkei-Index zuletzt einen starken Lauf hatte. Vielleicht ist der Anlegergemeinde aufgefallen, dass Nippon von der Corona-Pandemie weitgehend verschont geblieben ist. Abgesehen davon finden sich im Land der aufgehenden Sonne viele Unternehmen mit bärenstarken Bilanzen. Und wenngleich an den Börsen seit geraumer Zeit kaum Wert auf starke Bilanzen gelegt wird, mag es doch sein, dass der weltweite Wirtschaftseinbruch hier zu einem Umdenken führen wird.

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Ungeachtet dessen hat die Konjunkturdepression einige Klärungen mit sich gebracht. Sie betreffen vor allem den Zinsmarkt, der bereits seit Jahren kein Markt im idealen Sinne mehr ist, weil die Notenbanken als größte Akteure die Preise für festverzinsliche Anlagen bestimmen. Wer noch Zweifel daran hatte, ob die negativen Realzinsen sich längerfristig einnisten werden, der ist nunmehr durch die Aktionen von Europäischer Zentralbank (EZB) und Fed eines Besseren belehrt worden. Im Konzert mit der Politik sehen die Notenbanken nur eine denkbare Lösung für wirtschaftliche Schwächephasen: Geld drucken, Geld drucken und Geld drucken.

 Das viel zu spät ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichtes, demzufolge die EZB die Verhältnismäßigkeit ihrer Staatsfinanzierungsaktivitäten prüfen muss, wird letztlich ohne Konsequenzen bleiben. Den Geist des permanenten Gelddruckens, der durch die Zauberlehrlinge Ben Bernanke und Mario Draghi aus der Flasche entschlüpft ist, werden Jerome Powell, der Fed-Chef, und die frühere französische Finanzministerin Christine Lagarde, ihres Zeichens heutige Präsidentin der EZB, nicht wieder zurück in die Flasche zurückpferchen. Im Gegenteil, die Schuldenorgien sind so enorm, dass eine neue, viel größere Flasche, nachgerade ein Fass, her müsste, um den Geist wieder dort einzusperren. Gewiss ist aber, dass Zinssparer, Steuerzahler und die Generation unserer Kinder für diese Exzesse mit herben Wohlstandsverlusten werden büßen müssen.


Über die Autoren:
Christoph Bruns ist Vorstandsmitglied und Fondsmanager beim Oldenburger Fondshaus Loys.
Ufuk Boydak ist Vorstandschef und ebenfalls Fondsmanager bei Loys.

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