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Japan Notenbankpolitik: „5 Gründe, warum die Maßnahmen nicht greifen werden“

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Nachdem die BoJ ihr Inflationsziel seit mehr als drei Jahren – tatsächlich schon seit über 20 Jahren – strukturell verfehlt hat, wirkt es etwas merkwürdig, dass sie dieses Ziel jetzt anhebt. Der Grund für diese Veränderung scheint eher akademischer Natur zu sein: Die Analytiker der BoJ haben untersucht, warum die Inflation trotz der massiven Stimulierung durch die Geldpolitik nicht zugenommen hat. Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass dies hauptsächlich an den zu niedrigen und stabilen Inflationserwartungen liegt. Die BoJ scheint zu hoffen, mit der ausdrücklichen Erhöhung des Inflationsziels auf über zwei Prozent etwas an der zugrundeliegenden Struktur ändern zu können.

Ob sich Unternehmen und Privathaushalte, die seit mehr als 20 Jahren mit zu niedriger oder gar keiner Inflation leben, von dieser Kursänderung sonderlich beeindrucken lassen, darf man in Frage stellen. Die Inflationserwartungen steigen bei höherer Inflation und nicht, weil die Notenbank ihr Inflationsziel erhöht.

Strukturelle Probleme bleiben bestehen, schwächerer Yen wichtig

Das eigentliche Problem sind die strukturellen Hindernisse, die Japan in den 1990er Jahren ein „verlorenes Jahrzehnt“ eingebracht haben: Japan war eine exportorientierte Volkswirtschaft, die von China überholt wurde, während die Zuwanderung, die in einer alternden Gesellschaft allgemein als wichtige Antriebskraft für das BIP angesehen wird, äußerst gering war. Niedrigere Konsumausgaben durch weniger Verbraucher führten zu Deflation und zu einer Rezession, von der sich Japan nie vollständig erholt hat.

Die japanische Regierung versucht seitdem, der Wirtschaft wieder zu altem Glanz zu verhelfen, aber ohne großen Erfolg. Ein Ziel für die Zinsstrukturkurve vorzugeben, ist kein Zaubermittel, das den Staatsausgaben auf einen Schlag zu größerer Wirkung verhilft.

Offen bleibt dabei eine wichtige Variable, nämlich die eine Säule, auf die sich das ganze Abenomics-Konzept weiterhin stützt: ein schwächerer Yen. Ob die neuerliche Kursänderung in der Geldpolitik den stetigen Trend zu einem stärkeren Yen stoppen kann, bleibt abzuwarten. Die Kursänderung der BoJ mag elegant sein. Alles in allem ist sie aber keine Wende, was die Gesamtausrichtung ihrer Geldpolitik angeht. Strukturreformen, höhere Gehälter und – idealerweise – ein schwächerer Yen wären für Japan der beste Weg.

Abbildung: Ein hoffnungsloser Fall? In Japan lag die Inflation nur selten über der Zwei-Prozent-Zielmarke. Quelle: Robeco, Bloomberg

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