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Verstecktes Potenzial finden Japans Aktienmarkt holt auf

Eulen-Café in Tokio
Eulen-Café in Tokio: Der japanische Aktienmarkt steckt voller Überraschungen. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire

Nach dem Platzen der japanischen Vermögensblase Anfang der 1990er-Jahre und im Zuge der globalen Finanzkrise 2009 mieden viele Anleger den japanischen Aktienmarkt. Aktive Investoren konnten zwar Renditen erzielen, schafften das allerdings nur, wenn sie auf einzelne Unternehmen mit attraktiven Aussichten setzten und dabei den Großteil des Marktes ignorierten. Alternativ konnte man in den Markt als Ganzes investieren, musste dabei aber den richtigen Ausstiegszeitpunkt abpassen.

Im Verlauf der vergangenen zehn Jahre haben sich die Dinge jedoch geändert. Zwar zeigte sich der Markt bisweilen volatil, die Renditen waren jedoch aussichtsreich. Doch noch immer liegen japanische Aktien hinter den USA zurück, während andere regionale Märkte schon deutlich übertroffen werden konnten (siehe Grafik).

Grafik: Japan im Vergleich zu globalen Indizes

Vor 30 Jahren platzte die Aktien- und Immobilienblase in Japan. Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Bewertungen wieder mit denen anderer regionaler Märkte übereinstimmten. Erst seit einigen Jahren zeigt sich der Markt wieder mit starkem Gewinnwachstum. Zwei treibende Kräfte sind dabei hervorzuheben:

  • Die Verbesserung der Unternehmensführung, die die Managementteams dazu gebracht hat, sich auf die Kapitalrendite zu konzentrieren.
  • Der Arbeitskräftemangel, der die japanischen Unternehmen dazu veranlasst hat, ihre Belegschaften zu verkleinern. Die Unternehmen können sich jetzt auf das konzentrieren, was sie am besten können, und ihre Produktivität verbessern, anstatt Geschäfte mit niedrigen Margen zu führen, die mit den hohen Kosten für den Arbeitskräfteüberschuss zusammenhingen.

Diese strukturellen Veränderungen haben zu verbesserten Renditen und Gewinnmargen beigetragen. Japan steht bekanntlich für innovative Technologien. Doch erst jetzt werden die Unternehmen des Landes besser darin, diese gewinnbringend auf den Markt zu bringen. Nichtsdestotrotz hat Japan 2021 bislang schlechter abgeschnitten als andere Aktienmärkte – obwohl die drittgrößte Volkswirtschaft diese auf Zehn-Jahres-Sicht immer noch übertrumpft.

Gewinnaussichten verzerrt

Ein Faktor, der sich auf den japanischen Aktienmarkt auswirkt, sind die im Vergleich zu anderen Märkten abweichenden Gewinnaussichten. Zwar stiegen die Unternehmensgewinne im ersten Quartal 2021 stark an. Laut Bloomberg wuchsen die Betriebsergebnisse vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Topix-Index um das 2,6-fache gegenüber dem Vorjahr, und 18 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2019 – bevor die Gewinne durch die globale Pandemie 2020 beeinträchtigt wurden. Ähnlich wie in den USA, wo die Gewinne der S&P-500-Unternehmen gegenüber dem ersten Quartal 2019 um 17 Prozent stiegen.

Doch während die Gewinne in den USA im Jahr 2021 um 27 Prozent gegenüber 2019 steigen dürften und die Gewinne des MSCI Europe Index um 20 Prozent, wird für Japan ein Rückgang von einem Prozent erwartet. Was ist passiert?

Konservative Gewinnprognosen

Wir sind der Ansicht, dass die vorsichtigen Gewinnprognosen der japanischen Unternehmen die Erwartungen der Analysten belastet haben. Viele japanische Unternehmen schließen ihr Geschäftsjahr im März ab und geben daher bei der Veröffentlichung der Ergebnisse des ersten Quartals im April oder Mai einen Ausblick auf das folgende Jahr.

Als die japanischen Unternehmen ihre diesjährigen Prognosen erstellten, waren die Aussichten für die Wirtschaft noch unklar, da die Corona-Infektionen in Japan und anderen Nationen wieder zunahmen. Seitdem ist die Einführung von Impfstoffen in den USA sowie Europa gut vorangekommen. Ebenso hat sich die Stimmung in der Wirtschaft verbessert. Aufgrund dessen dürften sich die Gewinnprognosen japanischer Firmen als sehr konservativ erweisen, weshalb die Konsensschätzungen nach oben korrigiert werden könnten.

Covid-19 lähmt die Wirtschaft

Ein weiterer Faktor, der die Stimmung in Japan belastet, hängt ebenfalls mit dem Coronavirus zusammen. Japans Sterblichkeitsrate war im Vergleich zu den westlichen Volkswirtschaften niedrig. Doch die Einführung des Impfstoffs verlief in den USA und Europa schneller als in Japan, weshalb deren konjunkturelle Entwicklung bereits weiter vorangeschritten sind. Zum Vergleich: Bis Ende April wurde weniger als 1 Prozent der erwachsenen japanischen Bevölkerung geimpft. In den USA waren es zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 30 Prozent. Japan war im laufenden Jahr fast ununterbrochen im Lockdown, was die Wirtschaft des Landes massiv belastet hat.

Nun hat die Impfstoffkampagne nach einem langsamen Start allerdings auch in Japan Wirkung gezeigt, weshalb die Voraussetzungen für eine allmähliche Wiederbelebung der Wirtschaft unserer Ansicht nach gegeben sind.

Politische Situation

Dabei sollte man allerdings die politische Situation nicht aus den Augen verlieren. Am 21. Oktober wird in Japan gewählt. Die Popularität von Premierminister Yoshihide Suga hat aufgrund des unzureichenden Umgangs mit der Pandemie stark nachgelassen. Vor einem Jahr angetreten, um die Abenomics-Politik weiterzuführen, kam er durch die Pandemie, Skandale und seine Befürwortung der Olympischen Spiele unter Druck. In der ersten Septemberwoche kündigte Japans Regierungschef daraufhin seinen Rücktritt an – kurz vor den Parlamentswahlen.

Gute langfristige Aussichten

Die langfristigen Aussichten für den japanischen Aktienmarkt bleiben angesichts der günstigen Bewertungen und der anhaltenden strukturellen Verbesserung der Renditen jedoch vielversprechend. Die Zeiten, in denen japanische Aktien schlechter abschnitten als andere Märkte, gehören der Vergangenheit an. Japan beheimatet viele Unternehmen, die weltweit führend sind – das sollten Anleger nicht aus dem Blick verlieren.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.