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Aktualisiert am 28.01.2020 - 11:22 Uhrin FinanzanlagenvermittlerLesedauer: 6 Minuten

JDC-Chef Sebastian Grabmaier im Interview „Wir sind längst nicht mehr investmentlastig“

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Vielleicht verkaufen auch einfach die Vermittler lieber Versicherungen?

Grabmaier: Vermögensbildende Versicherungsprodukte sind zumindest einfacher abzuschließen. Allein ein Aktiendepot mit mehreren Fonds zu eröffnen, erfordert schon sehr viele Unterschriften. Und das ist nur der Anfang. Die Regulatorik führt dazu, dass Vermittler in der Tat Mantelprodukte bevorzugen.

Andererseits könnten Vermittler standardisierte Vermögensverwaltungen vermitteln. Auch da fällt viel Dokumentation weg.

Grabmaier: Das ist richtig. Fonds-Vermögensverwaltungen erleben momentan sogar einen noch stärkeren Zulauf als Versicherungen. Praktisch alle großen Pools bieten sie ihren Vermittlern an. Bei uns sind es unsere „Fine-Folio“-Strategien. Der Kunde muss nur noch zweimal unterschreiben, für das Vermögensverwaltungsmandat und die Depoteröffnung. Das taktische Management übernimmt dann der Vermögensverwalter. Alle Pflichten sind auf ihn ausgelagert.

Und die Rolle des Vermittlers?

Grabmaier: Der gibt die Richtung vor, also welche Art von Vermögensverwaltung und welcher Vermögensverwalter gewählt wird. Für Kunde und Vermittler sind Fonds-Vermögensverwaltungen oft eine Ideallösung.

Als Vermittler von Vermögensverwaltungen braucht man nach Urteil des Europäischen Gerichtshofs noch nicht einmal eine Lizenz.

Grabmaier: Mit Blick auf viele Regulierungsmaßnahmen scheint es, dass keiner über die genauen Auswirkungen nachgedacht hat. So wie Wasser sich immer einen Weg sucht, suchen Marktteilnehmer eben die nächstbeste Lösung. Nach europäischem Recht können Vermittler unter Umständen auch ganz ohne Aufsicht arbeiten. Wieso dann ausgerechnet die Bafin-Aufsicht über Finanzanlagenvermittler dem Verbraucherschutz dienen soll, vermag ich nicht zu erkennen. Je mehr wir den Finanzvermittlungsmarkt überregulieren, desto mehr lässt sich auch eine Trennung zwischen Kundenakquise und fachlicher Beratung beobachten.

Wie meinen Sie das?

Grabmaier: Stichwort Multi-Level-Marketing. Eine Kundenakquise-Organisation ohne Finanzdienstleistungslizenz spricht den Kunden an. Der wird dann einem beaufsichtigten Vermittler zugeführt.

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