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„Jeden Morgen sind wir dem Ende der Krise einen Tag näher“

Hermann Ebel, Vorstandsvorsitzender der Hansa Treuhand
Hermann Ebel, Vorstandsvorsitzender der Hansa Treuhand
Hamburg, An der Alster 9, 5. Stock – hier arbeitet Hermann Ebel, Vorstandsvorsitzender der Hansa Treuhand, mit außergewöhnlichem Ausblick auf die Außenalster. Dafür hat er hart gearbeitet und musste im Lauf seiner Karriere so einige unternehmerische Risiken eingehen. Gegründet hat er sein Unternehmen 1983. Seitdem ist aus der ursprünglichen Idee eines Schiffsbaufinanziers eine Holding geworden, deren Tochtergesellschaften Beteiligungsfonds auflegen, Schiffe bauen, sie bereedern und im Kreuzfahrtgeschäft tätig sind. Mittlerweile sind sogar Flugzeug- und Private- Equity-Fonds dazugekommen.

Dabei hat er das Unternehmen mit ruhiger Hand, gesundem Menschen- und unternehmerischem Sachverstand durch jede Krise geführt. Er folgt simplen Regeln, wie vorzusorgen in Phasen guter Geschäfte. „In unseren Schiffsfonds hatten wir zeitweise die Tilgungsraten für 2,5 Jahre im Voraus geleistet. Mittlerweile sind wir aufgrund der Krise nur noch ein halbes Jahr im Voraus. Deshalb haben wir die Krise bisher recht gut gemeistert.“ Auch sei es ein üblicher Fehler der Branche, Schiffe in Hochphasen des Markts zu kaufen, weil das Anlegerkapital in Schiffe drängt. „Bis ein Schiff dann fährt oder überhaupt erst fertiggestellt ist, befindet sich der Markt schon wieder im Abschwung.

Wie will man dann die hohen Kosten wieder reinfahren?“, fragt Ebel kritisch. Auch sei es von manchen Initiatoren von Schiffsfonds nicht unternehmerisch zu Ende gedacht, durch Zusatzausschüttungen in Hochphasen den Appetit der Anleger auf Schiffsfonds zusätzlich anzuheizen. „Stattdessen sollten Rücklagen gebildet werden“, so der Hansa- Treuhand-Vorstandsvorsitzende. Überhaupt ist für ihn die Schiffsfinanzierung eine durch und durch unternehmerische Angelegenheit. „Es sollte jedem Anleger klar sein, dass er mit Schiffsfonds unternehmerisch tätig wird“, so Ebel. „Es entspricht dem zyklischen Charakter der Schifffahrt und den Charterraten.“ Deswegen sei auch eine Mindestanlagesumme von 10.000 Euro Irrsinn. Solche Anlagen seien einfach nicht für jedermann.

Entsprechend ist er nicht sonderlich besorgt wegen der Anfang 2013 in Kraft tretenden AIFM-Richtlinie. „Unsere Anleger betrifft eine mögliche Mehrere-Objekte- Regel nicht, weil sie in der Regel ohnehin mehr als 50.000 Euro investieren. Ab da können wir auch zukünftig Einzelobjekt- Beteiligungen anbieten.“ Auch von Schwarzmalerei hält Ebel nicht viel, wenn die deutsche Schiffsfinanzierung mal wieder generell infrage gestellt wird. „Das Ende der Geschichte der deutschen Seeschifffahrt ist Quatsch. Eines Morgens werden wir aufwachen, und die Charterraten sind wieder durch die Decke gegangen.

Dann fängt ein neuer Schweinezyklus an.“ Auch an Beschäftigungszahlen in der Schifffahrtsindustrie sei das festzumachen. In den 70er Jahren arbeiteten zwar etwa 23.000 Menschen auf deutschen Werften und heute nach acht Schifffahrtskrisen seien es nur noch 16.000. Aber in der Zulieferindustrie, die hauptsächlich in Bayern und Baden- Württemberg ansässig ist, stieg die Beschäftigungszahl von 70.000 auf heute etwa 80.000 Mitarbeiter. Von einem Untergang könne keine Rede sein.

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