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Jens Schleuniger: „Den afrikanischen Schlendrian gibt es sicherlich“

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DAS INVESTMENT.com: Was haben Sie von Ihrem letzten Besuch in Afrika mitgenommen?

Schleuniger: Ich bin immer wieder vom Unternehmertum überrascht, welche Möglichkeiten es noch gibt, und von welch niedrigem Niveau man dort kommt. Der wichtigste Antrieb für die Investmentstory ist die Produktivitätszunahme, die Effizienz ist noch sehr gering. Ich stelle auch immer fest, dass die Geschäftsmodelle sehr einfach sind. Die Banken hatten beispielsweise keine Subprime-Krise.

DAS INVESTMENT.com: Die waren noch nicht soweit.

Schleuniger: Genau. Sie konzentrieren sich noch auf das klassische Kreditgeschäft, dass Sie mit Einlagen finanzieren.

DAS INVESTMENT.com: Was die Europäer und Amerikaner durchaus auch mal wieder tun könnten.

Schleuniger: Zumindest sind diese Banken weniger anfällig. Die Deutsche Bank hatte in der Spitze einen Hebel auf ihre Einlagen von über 40. Bei afrikanischen Banken liegt er bei etwa 7.

DAS INVESTMENT.com: Die brechen nicht so schnell zusammen.

Schleuniger: Nein, außer in Nigeria. Hier hatten Banken Geld an Broker und Privatpersonen verliehen, die damit Aktien gekauft hatten. Die Kurse sanken, und die Banken bekamen Probleme. Die waren aber hausgemacht.

DAS INVESTMENT.com: Ein anderes hausgemachtes Problem könnte ein gewisser Schlendrian sein.

Schleuniger: Der ist sicherlich vorhanden. Das hat meines Erachtens aber auch viel mit mangelnder Bildung und Infrastruktur zu tun. Ich habe übrigens ähnliche Dinge auch schon in Südamerika erlebt. Andererseits sind die Geschäftsleute bei unseren Terminen in Afrika bisher immer sehr pünktlich gewesen.

DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie Afrika in zehn Jahren?

Schleuniger: In einer weit besseren Position als heute. Nicht nur wirtschaftlich, auch gesellschaftlich. Bisher wird Afrika hauptsächlich mit Armut, Verbrechen und Bürgerkriegen in Verbindung gebracht. In zehn Jahren wird es eher der Kontinent des Wachstums und der Chancen sein. Nehmen wir das Beispiel Ägypten. Ich glaube, dass der Umsturz längerfristig gut für das Land sein wird. Und er beseitigt auch eine Unsicherheit. Ich habe mich zum Beispiel schon Mitte vergangenen Jahres gefragt, was passiert, wenn Mubarak weg ist. Das dürfte nach der kommenden Wahl geklärt sein.
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