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Jens Spudy und Kurt von Storch: „Bauhaus, Obi und Hornbach sind die Gewinner der Krise“

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DAS INVESTMENT.com: Das ist schwer vermittelbar.

von Storch: Den Gürtel jetzt für jemand anders enger zu schnallen ist in der Tat ein bisschen viel verlangt. Irgendwann droht eine gesellschaftliche Krise, wenn jemand von der linken oder rechten Eckfahne angelaufen kommt und sagt, nun wird alles besser. Ich verspreche euch dies und das. Weil die Bevölkerung unzufrieden ist, wählen sie den auch noch.

DAS INVESTMENT.com: Was passiert bei uns, wenn die Krise in der Gesellschaft ankommt?

von Storch: Es wird noch mehr Gold gekauft. Wahrscheinlich in Massen. Ohnehin werden sich die Menschen noch mehr mit Sachwerten auseinandersetzten. In Baumärkten zieht das Geschäft schon an. Also ist die Krise in der Bevölkerung sehr wohl partiell schon angekommen. Die bauen jetzt lieber den Dachboden aus, stellen ein Häuschen in den Garten oder machen die Garage schöner. Das ist auch eine Form von Flucht in Sachwerte.

Spudy: Es genügt bereits, wenn nur die Mehrheit der Bevölkerung an eine Inflation glaubt. Ob es wirklich zu einer Inflation kommt, spielt keine Rolle. Wohnimmobilien sind gerade in den guten Lagen schon unglaublich im Preis gestiegen. Allein der Glaube daran ist schon fatal, weil die Preise für Sachwerte dadurch irrational steigen werden und sich Prozesse beschleunigen.

DAS INVESTMENT.com: Wenn die Bevölkerung zum Baumarkt rennt und Wohnungen in guten Lagen kaum noch zu bezahlen sind, ist dann noch was dran an Sachwerten?

Spudy: Natürlich. Sachwertinvestitionen müssen sehr sorgfältig geprüft werden, und es zählt immer die richtige Diversifikation im Kontext zum Gesamtvermögen. Trifft beides zu, sind Sachwerte aus unserer Sicht eine sehr gute Anlage.

DAS INVESTMENT.com: Und das gilt auch noch für Gold?

Spudy: Auf jeden Fall. Wir haben dauerhaft Gold in unseren Portfolios. In der Regel zwischen 5 und 7 Prozent bei einem regelmäßigen Rebalancing im Rahmen der Allokationssteuerung.

von Storch:Wir haben traditionell etwas mehr Gold. Weil wir Gold als eine Währung ansehen und nicht als einen Rohstoff. Wenn man sich Sorgen um eine Währung macht und einer anderen Währung mehr zutraut, darf man diese Währung übergewichten. Das hat sich bei Gold gelohnt, auch emotional.

DAS INVESTMENT.com: Was ist ein bisschen mehr bei Ihnen?

von Storch: 10 bis 15 Prozent.

DAS INVESTMENT.com: Gold und Sachwerte gelten vor allem als Schutz vor einer Inflation. Wo sollte die herkommen?

von Storch: Die kommt nicht aus üblichen Gründen wie Lohn-Preis-Spiralen. Das geht ja nicht bei Kurzarbeit und leer stehenden Fabriken. In Indien oder China ist das was anderes. Eine Form der Inflation ist der Vertrauensverlust, vor allem in Europa. Jeder Euro-Schein hat eine Nummer und einen Buchstaben. Der Buchstabe X steht für Deutschland. S steht für Italien. Nun gehen Sie zum Schlachter und wollen zehn Steaks. Der guckt drauf, sieht das S und sagt, nein, dafür bekommen sie aber nur zwei. Ich übertreibe, aber wir sind dabei, das Vertrauen in Papier zu verspielen und zu verlieren. Ob das nun ein Schein ist oder eine Anleihe. Und raus aus dem Papier und rein in Sachwerte, und schon haben wir eine Inflation bei Sachwerten. Die greift auf tägliche Güter des Lebens über.
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