DAS INVESTMENT: Herr Schwarz, Neuberger Berman positioniert sich mit dem Claim „globale Expertise, lokale Umsetzung". Wie übersetzen Sie diese globale Expertise in ein Modell, das im deutschen Zwischenvertrieb funktioniert?
Schwarz: Wir haben zwei große Vorteile: Erstens eine globale Basis – historisch sowohl auf der liquiden wie illiquiden Seite. Das erleichtert uns beim Eltif die Arbeit enorm. Zweitens – und das ist ebenfalls Neuberger-spezifisch – besteht gefühlt die Hälfte unseres Private-Markets-Teams aus deutschen oder deutschsprachigen Kollegen. Meine Hauptaufgabe ist es dann, dieses für viele noch neue Thema mundgerecht aufzubereiten. Denn es ist etwas völlig anderes, ob ein Portfoliomanager einen institutionellen Selektor trifft oder ob ich Material für einen Berater erstelle, der das seinen Endkunden präsentiert.
Wo stoßen Sie auf die größten Unterschiede zwischen internationalen Konzepten und deutschen Erwartungen?
Schwarz: Ehrlich gesagt sind die Unterschiede gar nicht so groß. Die Deutschen sind in der Regel etwas konservativer und haben ein sehr hohes Anspruchsniveau bei Abwicklung, Support und Sprache – das ist wichtig. Aber strukturell unterscheidet sich der deutsche Kunde nicht groß vom italienischen.
Vom amerikanischen aber schon?
Schwarz: Guter Punkt, ja. In den USA sind Private Markets deutlich etablierter. Es ist für Amerikaner viel natürlicher dort zu investieren, auch in der Breite. Aber – und das ist interessant – wir haben kürzlich unter Regionalbanken eine Umfrage gemacht. Da landete unser Eltif auf Platz 1Der Appetit auf Private Markets ist definitiv vorhanden, und er ist groß!.
Sie bieten mit dem Open Access Eltif Private Equity für eine breite Anlegerschaft an. Ist das für Sie eher Produktvehikel oder schon eine Blaupause für die Zukunft?
Schwarz: Der Eltif ist natürlich primär eine Hülle. Aber wie wir das ausgestalten, ergibt für sehr viele Kunden sehr viel Sinn. Mit unserem Co-Investment-Ansatz suchen wir die für uns besten GPs raus. Und wir merken: Sortenreine Produkte kommen gut an. Infrastruktur ist intuitiv verständlich, denn das benutzt jeder potenzielle Investor selbst. . Private Equity ist ebenfalls für die meisten Investoren gut greifbar – Mittelstandsinvestments, davon gibt es in Deutschland viele. Private Debt ist im Moment noch schwieriger, aber das ist eine Zeitfrage.
Einige Kritiker sagen, Eltifs lösen das Grundproblem nicht. Private Markets bleiben illiquide und komplex.
Schwarz: Die meisten Finanzprodukte sind komplex, wenn man wirklich genau hinschaut. Denken Sie nur an quantitative Aktienfonds.
Aber Gating und Rückgabeoptionen sind schon noch eine andere Hausnummer.
Schwarz: Stimmt, aber schauen Sie sich Immobilienfonds an, da ist es nicht viel anders. Ich glaube, das ist eine Gewöhnungssache. Eltifs sind für viele Anleger neu. Das braucht Zeit, aber ich bin optimistisch.
Und das Liquiditätsthema?
Schwarz: Da muss die Beratung transparent sein. Man kann diverse Konstrukte erstellen, um etwas liquider aussehen zu lassen – aber am Ende ist es halt nicht liquide. Zur Wahrheit gehört deshalb auch: Nicht jeder Kunde sollte in einen Eltif investieren. Und wer es macht, sollte wissen: Es ist teilliquide, und das kann nun einmal bedeuten, dass es in Extremsituationen nicht zu 100 Prozent sofort liquide ist. Das muss man klar kommunizieren.
Ist der Eltif ein Katalysator für eine neue Marktkultur? Oder eher ein Übergangsprodukt?
Schwarz: Das ist ein Katalysator. Gerade in Deutschland sollte dafür viel Verständnis herrschen. Gefühlt arbeitet jeder Dritte bei einem Mittelständler – das hilft uns beim Erklären unseres Private Equity Eltifs und um die Qualität der Unternehmen zu unterstreichen. Viele Weltmarktführer sind nicht börsennotiert und dennoch wissen die Anleger , dass das erstklassige Unternehmen sind. Der Eltif bietet nun Privatinvestoren die Möglichkeit, unkompliziert in diese Unternehmen zu investieren. Die Eltif-2.0-Regulierung ist zudem sehr zugänglich.
Viele klagen dennoch über Abwicklungsprobleme.
Schwarz: Das kommt auf die Plattform an. Unsere Eltifs sind schon jetzt bei den meisten handelbar. Ich bin mir aber sicher: Die Abwicklung wird mit der Nachfrage immer besser. Alle adressieren das, da reden wir über Monate, nicht Jahre.
Die Demokratisierung der Private Markets ist die Floskel des Jahres. Wie verhindert man Verwässerung?
Schwarz: Das ist ein publikumswirksamer Begriff, der gut klingt. Aber ich finde, das ist mit Vorsicht zu genießen. Auf der einen Seite sagt die Branche: Leute, Obacht, das ist illiquide, jeder muss wissen, was er tut. Auf der anderen Seite: Das ist für alle. Das beißt sich in meinen Augen. Ich glaube nicht, dass das ein Produkt für alle ist – aber für eine große Masse an klassischen Private-Banking-Kunden passt es sehr gut.
Der Markt ist dicht besetzt. Es gibt US-Giganten, Plattformen, Boutiquen. Wo steht Neuberger Berman?
Schwarz: Wir werden als einer der Vorreiter wahrgenommen. Kunden, die uns kennen, platzieren uns unter den Top-Playern. Und wer uns nicht kennt, ist schnell aufgeschlossen, wenn man einmal erklärt, wer wir sind und warum Private Markets so einen riesengroßen Anteil unserer Assets sind.
Wenn wir in fünf Jahren wieder hier sitzen – war der Eltif ein Durchbruchsmoment?
Schwarz: Ich glaube ja. In zwei Jahren wäre es zu früh, die deutsche Bankenlandschaft bewegt sich nicht so schnell. Aber die Vorteile sind offensichtlich. In fünf Jahren wird das eine völlig normale Allokation sein.
Ein bisschen wie der ETF vor 25 Jahren?
Schwarz: Ja. Schauen Sie sich Sollportfolien diverser Sparkassen an – da ist nicht umsonst eine Allokation in Alternatives vorgesehen.
Was entscheidet am Ende über den Erfolg – Produkt oder Vertrieb?
Schwarz: Beides. Produktqualität ist die Basis, aber man muss es auf die Straße kriegen. Der Berater hat unzählige Sachen auf dem Tisch. Sie schaffen es nicht, nur mit einer super Vertriebsstory ein schlechtes Produkt auf Empfehlungslisten zu bringen, geschweige denn erfolgreich zu vertreiben. Aber bei vergleichbaren Produkten entscheiden sich Häuser für die Anbieter, die die Extrameile gehen – Das ist auch unser Anspruch bei Neuberger Berman.
Deutschland gilt als Land der Liquidität und Sicherheit. Kann man diese Mentalität überhaupt ändern?
Schwarz: Wir haben das in der Vergangenheit schon gesehen. Mittlerweile gibt es eine viel höhere Dynamik in der Wert, und trotzdem verkaufen die Leute nicht mehr so schnell.Nahezu jeder, der bei den letzten Rücksetzern raus war , hat das am Ende bereut.. Klar wird das Thema Liquidität in Deutschland immer einen hohen Stellenwert haben, aber es wird sich zu einem gewissen Grad relativieren.
Zum Abschluss: Was ist für Sie die eigentliche Aufgabe von Private Markets in der Volkswirtschaft?
Schwarz: Das Kapital bereitstellen, damit sich Unternehmen entfalten und Innovationen vorantreiben können. Volkswirtschaftlich ist das sehr interessant – gute Ideen kriegen nochmal einen richtigen Schub.
Über den Interviewten:
Jesco Schwarz verantwortet bei Neuberger Berman den Vertrieb im deutschen Intermediär-Kanal. Das Haus gehört zu den weltweit größten Private-Markets-Anbietern und verwaltet in diesem Bereich rund 180 Milliarden US-Dollar. Neuberger Berman ist zu 100 Prozent in Mitarbeiterbesitz.

