LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Aktualisiert am 23.12.2010 - 16:06 Uhrin Alternative InvestmentsLesedauer: 10 Minuten

Jim Rogers: „Je höher die Preise für Agrarrohstoffe steigen, desto besser für uns alle“

Seite 3 / 5


MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Vor einigen Wochen hat der US-Hedgefondsmanager Jim Chanos gesagt, dass China für ihn eine einzige Blase sei. Diese sei tausendmal schlimmer als diejenige in Dubai. Was sagen Sie als China-Optimist zu diesen Aussagen?

Jim Rogers: Ich kenne Jim Chanos gut, und ich schätze ihn sehr. Allerdings stimme ich mit seiner Ansicht überhaupt nicht überein. Wer behauptet, China sei eine Blase und als solche tausendmal schlimmer als Dubai, der versteht weder China noch Dubai. Wer schon einmal in Dubai war, der weiß: Es gibt in Dubai praktisch nichts anderes als den Immobiliensektor. Das Geschäftsmodell von Dubai besteht zur Hauptsache aus dem Immobiliengeschäft. China jedoch besteht nicht nur aus dem Immobiliensektor. Die chinesische Wirtschaft ist breit aufgestellt und wächst in allen Sektoren, sei es in der Industrie, bei den Nahrungsmitteln oder in den Bereichen Konsumgüter, Transport, Gesundheit, Luxusgüter und anderem. Allerdings stimme ich in einem Punkt mit Jim Chanos überein: Der chinesische Immobilienmarkt ist in der Tat eine große Blase. Und diese wird auch eines Tages platzen.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Die US-Wirtschaft kommt trotz riesiger Finanzspritzen nicht in Gang. Was sind die Gründe dafür?

Jim Rogers: Die USA haben sehr viel Geld in die Wirtschaft gepumpt, doch die Gelder sind in die falschen Kanäle geflossen. 40 Prozent des Stimuluspakets gingen an die Bundesstaaten. Diese haben das Geld verwendet, um ihre Bürokraten nicht entlassen zu müssen. Das bringt nichts für die Zukunft der Vereinigten Staaten. Das ist zwar gut für die Bürokraten, die ihre Jobs behalten können. Aber langfristig macht dies die USA nicht wettbewerbsfähiger. Deshalb bin ich nicht sehr optimistisch für die USA. Meines Erachtens wird das Geld nicht intelligent eingesetzt.

DER FONDS

DER FONDS aktuelle Ausgabe
Aktuelle Ausgabe

Alarm: Keine Entwarnung bei offenen Immobilienfonds

Crashtest: Die besten Fonds für globale Immobilienaktien

>> kostenlos abonnieren

>> aktuelle Ausgabe (PDF)

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Was sagen Sie zu dem stetig wachsenden US-Schuldenberg?

Jim Rogers: Die USA werden ihre Schulden niemals abbezahlen können. Es tut weh, dies zu sagen, schließlich bin ich auch ein Amerikaner. Aber es ist eine Tatsache: Der größte Kreditnehmer in der Geschichte der Menschheit sind die USA. Die größten Geldgebernationen sind heute China, Südkorea, Japan, Taiwan, Singapur und Indien. Wir sehen heute einen historischen Wechsel von den USA nach Asien.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Wohin führt der Weg der USA?

Jim Rogers: Die USA gehen den Weg, den Großbritannien vor 80 Jahren gegangen ist. Nach dem Ersten Weltkrieg war Großbritannien das reichste Land der Erde. Innerhalb von 30 Jahren war das Land bankrott, und der Internationale Währungsfonds musste es finanziell unterstützen. In den 70er Jahren war Großbritannien nicht einmal mehr fähig, Staatsobligationen zu platzieren. Niemand wollte mehr britische Staatsobligationen.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Denken Sie, der Internationale Währungsfonds wird auch den USA finanziell unter die Arme greifen?

Jim Rogers: So wie sich die Situation in den USA entwickelt, dürfte der IWF dazu nicht in der Lage sein, die Schulden sind einfach zu groß. Und das wird in den USA zu großen Problemen führen. Viele Länder waren früher sehr, sehr reich: Ob Spanien, Portugal oder Holland – all diese Länder hatten großen Erfolg und gingen dann unter. Vielleicht ist es diesmal anders. Doch wann immer man im Finanzsektor hört, dass diesmal alles anders sei, sollte man sehr, sehr vorsichtig sein. In meinen Augen haben die USA ihren Zenit überschritten.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Gibt es gar keine Hoffnung für die USA?

Jim Rogers: Es könnte sein, dass der Schiefer-Erdgasfund in den USA dem Land zu einem kurzzeitigen Auftrieb verhilft. Doch ich gehe nicht davon aus, dass die USA ihren heutigen Status halten können.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Ein Land wie Großbritannien hat in den 80er Jahren ein Revival erlebt.

Jim Rogers: Das stimmt nur bedingt. Großbritannien ist in der Tat zurückgekommen. Doch nicht wegen der Reformen von Margaret Thatcher, wie alle Medien meinen. Sie hatte das Glück, dass man während ihrer Amtsperiode in der Nordsee Erdöl gefunden hatte. Wenn Sie mir das größte Ölfeld der Welt geben, dann werden Sie mit mir auch eine gute Zeit haben.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Wie ist Ihre langfristige Sicht auf den US-Dollar?

Jim Rogers: Der Greenback wird langfristig sowohl an Wert als auch an Bedeutung verlieren. Da die USA nicht in der Lage sein werden, die Schulden abzubezahlen, werden sie noch mehr Geld drucken. Und das ist nochmals positiv für reale Werte wie beispielsweise Rohstoffe.

MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Was halten Sie von Europa? Sehen Sie die Europäische Union durch die Probleme Griechenlands, Spaniens und/oder Portugals in ihrer Existenz gefährdet?