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Jim Rogers: „Kaufen Sie Agrarrohstoffe"

Jim Rogers
Jim Rogers
Frage: Angesichts der Entwicklungen im Nahen Osten und in Nordafrika: Was beschäftigt Sie am meisten, wenn Sie heute die Rohstoffmärkte anschauen?

Jim Rogers: Die Rohstoffmärkte gewinnen an Momentum. Je mehr sie aber in Fahrt kommen, desto mehr Zweifler gibt es. Das wiederum bedeutet, dass wir noch immer einen langen Weg vor uns haben.

Frage: Wie beeinflussen die Unruhen in der arabischen Welt Sie als Rohstoffanleger?

Rogers: Immer wenn Gesellschaften über eine gewisse Zeit unterdrückt wurden und dann vom Wandel gekostet haben, bricht das Ganze auf. Ich gehe davon aus, dass wir noch mehr Aufruhr sehen werden. Das bedeutet, dass die Nahrungsmittelpreise weiter steigen werden.

Frage: Können Sie das näher erläutern?

Rogers: Wenn fundamentalistische Regimes an die Macht kommen sollten, werden diese Sündenböcke suchen. Unter anderem werden sie dann dem Westen die Schuld für ihre Situation geben. Das wird die Dinge verkomplizieren.

Frage: Erwarten Sie, dass der Aufruhr im Nahen Osten und in Nordafrika neben den Nahrungsmittel- auch die Energiepreise steigen lassen wird?

Rogers: Im Nahen Osten lagern sehr große Erdölreserven. Selbst wenn kein Krieg ausbricht, werden die Menschen Energierohstoffe wie Erdöl lagern. Das Gleiche gilt auch für Nahrungsmittel. Historisch betrachtet befinden sich die Nahrungsmittellager auf einem sehr niedrigen Niveau. Falls es Krieg gibt, gehen die Nahrungsmittelpreise selbstverständlich durch die Decke. Ich hoffe, es gibt keinen Krieg. Falls es zu einem Krieg kommt, sind Rohstoffe der einzige Weg, sich zu schützen. Doch es braucht nicht einmal Krieg, schon allein wenn die politischen Spannungen steigen, gehen die Rohstoffpreise in die Höhe.

Frage: Erwarten Sie, dass im Zuge der sozialen und politischen Unruhen in der arabischen Welt auch die Edelmetalle weiter steigen?

Rogers: Ja, selbstverständlich. Politische Unruhen und Kriege sind immer gut für die Edelmetalle. Allerdings würde ich derzeit nicht gerade Gold und Silber kaufen, da beide in den vergangenen Jahren sehr stark gestiegen sind. Doch falls die Preise stark fallen, werde auch ich wieder hinzukaufen. Für Platin und Palladium gilt übrigens dasselbe.

Frage: Erachten Sie somit den Preisrückgang der vergangenen Wochen bei Gold und Silber nicht als Korrektur?

Rogers: Von einer Korrektur kann man überhaupt noch nicht sprechen. Gold notiert nur um ein paar wenige Prozent unter seinem Allzeithoch. Von einer Korrektur kann man bei einem Preisrückgang von zehn, 15 oder 20 Prozent sprechen. Doch diese Preisschwankungen von zwei oder fünf Prozent sind für die Märkte ganz normal.

Frage: Was würde mit den Rohstoffpreisen passieren, wenn die Euro-Zone auseinanderbrechen würde?

Rogers: Falls dies geschehen würde, sollte man am besten so viel Edelmetall besitzen, wie man nur kann. In einem solchen Szenario würden die Menschen auf Papiergeld extrem skeptisch reagieren. Egal, welche Währungen aus der Euro-Zone dann entstehen würden, die Menschen würden diesen Währungen kaum trauen. Deshalb würden sie sich auf Edelmetalle und andere Rohstoffe stürzen.

Frage: Falls der Greenback kollabieren sollte, welche Auswirkungen hätte dies auf die Rohstoffe, die zumeist in US-Dollar gehandelt werden?

Rogers: In Bezug auf den US-Dollar würden sie sich im Preis vervielfachen. Auch gegenüber den anderen Währungen würde es einen Preisdruck geben. Die Menschen würden in einem solchen Fall nicht nur dem US-Dollar, sondern auch anderen Währungen misstrauen und sich nach anderen, sicheren Geldanlagen umsehen. Das war immer so und wird immer so bleiben.

Frage: Wie könnten sich Anleger auf ein solches Szenario vorbereiten?

Rogers: Sie sollten viel über Rohstoffe lernen, möglichst noch bevor ein solcher Fall eintritt. Doch auch falls ein solches Szenario nicht eintritt: Der Bullenmarkt findet im Rohstoffbereich statt. Die Preissteigerungen bei Rohstoffen haben diejenigen von Aktien in den vergangenen zwölf Jahren um mehr als das Zehnfache übertroffen. Warum also Zeit vergeuden mit Aktien? Mit Rohstoffen kann man in den kommenden Jahren ein Vermögen machen. Zudem eignen sich Rohstoffe, um sich gegen monetäre und wirtschaftliche Katastrophen abzusichern.
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