Jochen Wolf: „Ich rechne mit einer Erholung an den Aktienmärkten“
Jochen Wolf
DAS INVESTMENT.com: Wie geht es weiter mit dem Euro und der Euro-Zone?
Jochen Wolf: Der Europäischen Währungsunion (EWU) steht ein Übergang zur politischen Union bevor. Das setzt einen hohen politischen Willen zum Erhalt und zur Stabilisierung der Währungsunion einschließlich Griechenland voraus. Dabei gilt der Grundsatz „Hilfe gegen verbindliche Auflagen“. Dieses Szenario wäre wohl mit den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten verbunden. Des Weiteren rechne ich mit der Schaffung eines institutionellen Rahmens (EWU Gipfelpräsident) zur dauerhaften Überwachung und Koordinierung der Fiskalpolitik und einer Aufnahme von Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild in die jeweilige nationale Verfassung.
Mittelfristig sollte der EU-Vertrag und der Souveränitätsübertrag auf die europäische Ebene angepasst werden. Private Gläubiger werden einen „freiwilligen“ Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent des Nominals der gehaltenen griechischen Bestände akzeptieren. Ein Kreditereignis im formalen Sinne tritt jedoch nicht ein. Die europäischen Banken müssen ihre Kernkapitalquote auf 9 Prozent erhöhen, notfalls mit öffentlichen Mitteln.
Die Europäische Zentralbank EZB spielt als „lender of last resort“ (insbesondere über Käufe von Staatsanleihen) weiterhin eine zentrale Rolle im Krisenmanagement. Die Schlagkraft der EFSF wird wie geplant um den Faktor vier bis fünf gehebelt. Damit steigt aber eben auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Garantien der Garantiegeber gezogen werden. Euro-Bonds als Ausweg treten zunächst einmal in den Hintergrund, bleiben aber ein mögliches Instrument in Verbindung mit einer vertieften fiskalischen Integration.
DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Fondsmanager im Jahr 2012?
Wolf: Die Antizipation der politischen Maßnahmen im Zuge der Euro-Rettung und die Aktionen seitens der EZB. Dazu zählen unter anderem das Management von Marktrisiken und die Begrenzung der Fondsvolatilität bei vorhandener geringer Visibilität an den Märkten.
DAS INVESTMENT.com: Welche Anlageklassen werden bei Privatanlegern im kommenden Jahr besonders gefragt sein?
Wolf: Flexible und risikobewusst investierende Mischfonds werden immer beliebter, da der rechtzeitige Wechsel zwischen den Assetklassen bei sich derzeit immer schneller ändernden Marktbedingungen weiter an Bedeutung zunimmt. Unbeliebt bleiben deutsche Staatsanleihen aufgrund des unattraktiven Chance-Risiko-Profils auf dem niedrigen Zinsniveau. Als Sachwertinvestment werden Aktien an Bedeutung gewinnen: Ich rechne damit, dass die Gewinnschätzungen sich im Jahresverlauf stabilisieren und damit eine Erholung an den Aktienmärkten einläuten werden. Besonders interessant dürften dabei Papiere aus Australien und Brasilien sein.
DAS INVESTMENT.com: Welche Aktien werden 2012 besonders gut und welche besonders schlecht abschneiden?
Wolf: Die beste Kursentwicklung werden Papiere aus dem Bereich Öl und Ölservice wie Petrobras, Galp, BG, Repsol, Royal Dutch und Saipem hinlegen. Im Zuge eines weiteren Preisverfalls beim CO2-Preis und der Abschöpfung der Windfall Profits bei Atomkraftwerken werden Energieversorger wie EDF, Verbund und Fortum die Verlierer sein.
DAS INVESTMENT.com: Wie entwickeln sich bis Ende 2012 der Dax und der Dow Jones sowie die Preise für Gold und Öl?
Wolf: Der Dax entwickelt sich volatil seitwärts, dann deutlich steigend; der Dow Jones volatil seitwärts, dann leicht steigend. Beim Goldpreis rechne ich mit einer volatilen Seitwärts-Entwicklung mit abschließendem Preisabfall. Der Ölpreis wird sich seitwärts entwickeln.
Zur Person: Jochen Wolf ist Abteilungsdirektor und Fondsmanager bei der LBBW Asset Management und verwaltet gemeinsam mit Thomas Rademacher den Mischfonds LBBW Multi Global.
Jochen Wolf: Der Europäischen Währungsunion (EWU) steht ein Übergang zur politischen Union bevor. Das setzt einen hohen politischen Willen zum Erhalt und zur Stabilisierung der Währungsunion einschließlich Griechenland voraus. Dabei gilt der Grundsatz „Hilfe gegen verbindliche Auflagen“. Dieses Szenario wäre wohl mit den geringsten volkswirtschaftlichen Kosten verbunden. Des Weiteren rechne ich mit der Schaffung eines institutionellen Rahmens (EWU Gipfelpräsident) zur dauerhaften Überwachung und Koordinierung der Fiskalpolitik und einer Aufnahme von Schuldenbremsen nach deutschem Vorbild in die jeweilige nationale Verfassung.
Mittelfristig sollte der EU-Vertrag und der Souveränitätsübertrag auf die europäische Ebene angepasst werden. Private Gläubiger werden einen „freiwilligen“ Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent des Nominals der gehaltenen griechischen Bestände akzeptieren. Ein Kreditereignis im formalen Sinne tritt jedoch nicht ein. Die europäischen Banken müssen ihre Kernkapitalquote auf 9 Prozent erhöhen, notfalls mit öffentlichen Mitteln.
Die Europäische Zentralbank EZB spielt als „lender of last resort“ (insbesondere über Käufe von Staatsanleihen) weiterhin eine zentrale Rolle im Krisenmanagement. Die Schlagkraft der EFSF wird wie geplant um den Faktor vier bis fünf gehebelt. Damit steigt aber eben auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Garantien der Garantiegeber gezogen werden. Euro-Bonds als Ausweg treten zunächst einmal in den Hintergrund, bleiben aber ein mögliches Instrument in Verbindung mit einer vertieften fiskalischen Integration.
DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für die Fondsmanager im Jahr 2012?
Wolf: Die Antizipation der politischen Maßnahmen im Zuge der Euro-Rettung und die Aktionen seitens der EZB. Dazu zählen unter anderem das Management von Marktrisiken und die Begrenzung der Fondsvolatilität bei vorhandener geringer Visibilität an den Märkten.
Aktien, Euro, Gold: Die Marktausblicke 2012
Wolf: Flexible und risikobewusst investierende Mischfonds werden immer beliebter, da der rechtzeitige Wechsel zwischen den Assetklassen bei sich derzeit immer schneller ändernden Marktbedingungen weiter an Bedeutung zunimmt. Unbeliebt bleiben deutsche Staatsanleihen aufgrund des unattraktiven Chance-Risiko-Profils auf dem niedrigen Zinsniveau. Als Sachwertinvestment werden Aktien an Bedeutung gewinnen: Ich rechne damit, dass die Gewinnschätzungen sich im Jahresverlauf stabilisieren und damit eine Erholung an den Aktienmärkten einläuten werden. Besonders interessant dürften dabei Papiere aus Australien und Brasilien sein.
DAS INVESTMENT.com: Welche Aktien werden 2012 besonders gut und welche besonders schlecht abschneiden?
Wolf: Die beste Kursentwicklung werden Papiere aus dem Bereich Öl und Ölservice wie Petrobras, Galp, BG, Repsol, Royal Dutch und Saipem hinlegen. Im Zuge eines weiteren Preisverfalls beim CO2-Preis und der Abschöpfung der Windfall Profits bei Atomkraftwerken werden Energieversorger wie EDF, Verbund und Fortum die Verlierer sein.
DAS INVESTMENT.com: Wie entwickeln sich bis Ende 2012 der Dax und der Dow Jones sowie die Preise für Gold und Öl?
Wolf: Der Dax entwickelt sich volatil seitwärts, dann deutlich steigend; der Dow Jones volatil seitwärts, dann leicht steigend. Beim Goldpreis rechne ich mit einer volatilen Seitwärts-Entwicklung mit abschließendem Preisabfall. Der Ölpreis wird sich seitwärts entwickeln.
Zur Person: Jochen Wolf ist Abteilungsdirektor und Fondsmanager bei der LBBW Asset Management und verwaltet gemeinsam mit Thomas Rademacher den Mischfonds LBBW Multi Global.
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