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US-Klimapolitik Joe Biden wandelt auf schmalem Grat

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Nachholbedarf beim Transport

Die Verpflichtung der Bundesbehörden, ihre Flotten auf emissionsfreie Fahrzeuge „Made in America“ umzustellen, ist für die Branche von sehr großer Bedeutung. Die bundesstaatliche Flotte besteht laut JP Morgan aus 645.000 Fahrzeugen und verursacht jährlich 4,4 Milliarden Dollar Wartungskosten. Die neue Regel garantiert traditionellen Automobilkonzernen wie General Motors und Ford Umsätze, die gerade ihre ersten Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Auch für die vielen US-amerikanischen Start-ups könnte sie ein wahrer Segen sein.

Außerdem fordert Biden eine Kontrolle der Abgasvorschriften für Verbrennungsmotoren durch die Umweltschutzbehörde (Environmental Regulatory Agency, EPA). Sie waren unter Trump gelockert worden, sodass die USA jetzt zu den Ländern mit den am wenigsten strengen Obergrenzen für die durchschnittlichen Emissionen von Personenkraftwagen gehören und in dieser Hinsicht sogar noch hinter China rangieren. h

Apropos China: Bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen sind die USA weit hinter den asiatischen Rivalen zurückgefallen. Die enorme Marktkapitalisierung von Tesla täuscht darüber hinweg, dass der größte Teil der Wertschöpfungskette in China verortet ist. Unserer Überzeugung nach profitierten LG Chem und General Motors davon, wenn die Entwicklung einer lokalen Lieferkette in den USA unterstützt würde, da diese Unternehmen im Rahmen mehrerer Joint Ventures Batterien und Elektronikteile in den Vereinigten Staaten fertigen.

Infrastruktur: Warten auf das Wachstumsprogramm

Der Bausektor erwartet eine Überarbeitung der geforderten Energieeffizienzstandards für Neubauten. Einzelheiten werden im Mai bekannt gegeben.

Die bislang einzige Überarbeitung der Standards für Neubauten hatte kaum Auswirkungen, aber das für das zweite Quartal erwartete Konjunkturprogramm umfasst andere Maßnahmen zur Unterstützung des Sektors. Vermutlich wird die Renovierung von Verwaltungsgebäuden beschleunigt. Am meisten davon profitieren würden:

  • Anbieter von Dämmmaterialien
  • Hersteller von Klimaanlagen
  • Ingenieur- und Planungsfirmen

Zuckerbrot und Peitsche

Neben den Ankündigungen enthielt Bidens Rede Ende Januar zahlreiche Hinweise auf eine gerechte Wende. Die sozialen Auswirkungen dieser Maßnahmen werden auf jeden Fall berücksichtigt. Deshalb wird es vermutlich schwer werden, sich auf Zwangsmaßnahmen oder Steuererhöhungen zu einigen, die zweifellos auch die Verbraucher beträfen. Die beiden wichtigsten Instrumente dürften Regulierung und Subventionen sein. Auf der einen Seite die Peitsche für die fossile Brennstoffbranche, deren Wachstum eingeschränkt wird; auf der anderen das Zuckerbrot, durch das man in puncto Technologien wettbewerbsfähiger werden will.

Was mit den Steuern geschieht, die Trump auf chinesische Importe von Solarpanels erhoben hat, bleibt abzuwarten und genau zu beobachten. 62 Prozent aller weltweit verbauten Solarpanels stammen aus China, US-Produkte sind nicht wettbewerbsfähig. Erst kürzlich hat die US-Firma Sunpower ihre letzte Fabrik auf US-amerikanischem Boden geschlossen. Und genau deshalb ist der Grat zwischen „Made in America“ und der gerechten Wende sehr schmal.

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