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Von in KryptowährungenLesedauer: 4 Minuten
Johann Kranz sprach auf dem private banking kongress in München über DeFi, NFTs und Kryptowährungen
Johann Kranz sprach auf dem private banking kongress in München über DeFi, NFTs und Kryptowährungen | Foto: Matthias Oertel

Im Jahr 2021 war die Kryptowelt noch in Ordnung. Bitcoin und Ethereum kletterten von Rekord zu Rekord, zugleich erlebten Non-fungible Token – abgekürzt NFTs – ihren großen Durchbruch im Mainstream. In der Spitze zahlten einige Menschen Millionen Dollar für die bunten Pixelbildchen. Man denke nur an den steilen Aufstieg des Bored Ape Yacht Club. Doch auf den Rausch folgte die Ernüchterung. Die Kurse der Kryptowährungen rauschten in den Keller, NFT-Projekte scheiterten reihenweise. 2022 wurde mit der FTX-Pleite und dem Luna-Crash zum Horrorjahr für die Branche.

Seit Anfang dieses Jahres ziehen die Kurse allmählich wieder an, sind aber immer noch meilenweit entfernt von den Höchstständen im November 2021. Ist der große Hype also vorbei? Oder stehen Kryptowährungen und andere Blockchain-basierte Projekte vor dem nächsten Bull Run? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigte sich Johann Kranz von der LMU im Rahmen seines Vortrags „DeFi, NFTs, Smart Contracts und Web 3.0: Was bleibt vom Hype” auf dem private banking kongress in München.

Blockchain und die Probleme im B2B

Dass Krypto überhaupt so groß werden konnte hat viel mit Angst zu tun, sagt er. Genauer gesagt: der Angst, etwas zu verpassen, die sogenannte FOMO („Fear Of Missing Out“).Die Kurse kletterten, weil viele an dieser Rally teilhaben wollten. Doch nur die wenigsten fragten sich, ob der Hype überhaupt gerechtfertigt war.

„Im Kryptobereich gibt es einen Hype-Cycle, der seinesgleichen sucht“, so Kranz. Statt rationaler Grundlagen basiere die Kryptowelt auf Versprechungen – etwa über die vielfältigen Möglichkeiten im Metaverse. „Doch die Technologie wird frühestens 2030 oder 2035 massentauglich sein. Denn erst dann stehen die Bandbreiten zur Verfügung.“

 

Im B2B-Bereich konnte sich die Blockchain-Technologie, die vor Jahren noch als Heilsbringer für zahlreiche Branchen gehandelt wurde, nicht durchsetzen. Juan Perez, CIO von Salesforce und zuvor bei UPS, sagte vor einiger Zeit: "Es gab eine Zeit als ich in jedem Interview nach der Blockchain gefragt wurde und wie UPS diese nutzen wird. Werdet ihr alle Probleme der Welt mit Blockchain lösen? Es ist schon lange her, dass mich jemand nach Blockchain gefragt hat", fügte er hinzu. "In meiner Welt hat das Thema nie wirklich Fuß gefasst."

Kypto: Es fehlt das Vertrauen

Dass Krypto sich bis heute nie in der Breite durchsetzen konnte liegt am fehlenden Vertrauen, so Kranz. Satoshi Nakamoto, der Kopf hinter Bitcoin, hat die Kryptowährung so designt, dass sie ohne Intermediär verwendet werden kann. In der neuen Web-3.0-Welt sollten alle Nutzer teilhaben und nicht nur wenige große Konzerne, die an jeder Ecke die Hand aufhalten. Diese Botschaft klang einleuchtend. „Doch Intermediäre schaffen Vertrauen. Sie sorgen für Komfort, für Sicherheit“, erklärt Kranz. Und wirklich dezentral war die neue Krypo-Welt nicht, an die Stelle der alten Plattformen traten neue. „Das Kernversprechen, Vertrauen dezentral herzustellen, hat Krypto nicht eingelöst.“

Denn so gleich, wie es die Treiber der Branche versprechen, sei die Krypto-Szene nicht. „Neun Prozent der Accounts besitzen 80 Prozent der NFTs. Bei Bitcoin ist es noch extremer: Hier halten zwei Prozent der Wallets 95 Prozent der Bitcoins. Wäre Krypto ein Land, es wäre das ungerechteste der Welt.“

 

Viele Kryptowährungen haben sich als Betrug herausgestellt. Es gibt kaum neue NFT-Projekte. „Von der Vorstellung, die Blockchain werde alle Probleme lösen, können wir uns verabschieden“, so Kranz. Trotz aller Probleme sollte man die Technologie dennoch nicht abschreiben.

So würden 38 Prozent der Weltbevölkerung in mehr oder weniger autoritären Staaten leben, nur 20 Prozent dagegen in freien Ländern. „Da könnte es sinnvoll sein, in dezentrale Währungen wie den Bitcoin zu investieren, die man im Fall einer Flucht auch wirklich nutzen kann.“

Hinzu kommt die begrenzte Verfügbarkeit des Bitcoin. „Bitcoin ähnelt eher einem Rohstoff als einer Währung“, fasst es Kranz zusammen. Ein Standpunkt, dem auch Gary Gensler, Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC), im vergangenen Jahr folgte.

Während viele Kryptowährungen durchaus kritisch zu betrachten seien, hält Kranz, der laut eigener Aussage selbst nicht in die Währung investiert ist, Bitcoin für ein Projekt, das man zumindest im Auge behalten sollte. „Wenn genügend Menschen an Bitcoin glauben und wenn wir unsere westliche Brille absetzen, könnte es interessant werden. Denn Bitcoin ist wirklich dezentral.“

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