Johannes Sczepan Plansecur-Chef widerspricht der „Mär von märchenhaften Provisionen“
Der Vorschlag des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Abschlussprovisionen an Finanzvermittler künftig zu verbieten, erntet harsche Kritik. Ihre Forderung hatten die Verbraucherschützer zuletzt in ihrer Stellungnahme zu dem Entwurf für einen Provisionsdeckel im Vertrieb von Lebensversicherungen wiederholt. Demnach gehe dieser Eingriff nicht weit genug, denn der Provisionsdeckel werde „nicht dafür sorgen, dass Verbraucher hinsichtlich Beitrag und Laufzeit bedarfsgerecht beraten werden.“
Doch ein statt der Provisionen geltendes „reines Honorarmodell würde Millionen von Verbrauchern von der Finanzberatung abschneiden“, warnt Johannes Sczepan von Plansecur, einer konzernunabhängigen Unternehmensgruppe für Finanzplanung und Vermittlung. Insbesondere Angehörige der unteren und mittleren Einkommensgruppen könnten sich die typischen Kosten eines Honorarberaters nicht leisten, sagt Sczepan. In der Folge blieben sie bei wichtigen Finanzthemen auf sich allein gestellt.
„Praktisch unüberwindbare Hürde“
Sczepan verweist dazu auf das mittlere Nettoeinkommen eines Einpersonenhaushalts, das 2017 bei 1.666 Euro pro Monat lag. „Für diese Menschen stellen auch nur 500 Euro Beraterhonorar eine praktisch unüberwindbare Hürde dar, mit der Folge, dass sie ihre Altersversorgung überhaupt keiner Beratung unterziehen werden. Das ist mit der allseits erhobenen politischen Forderung, die Menschen sollten sich selbst über die staatliche Rente hinaus auch privat um ihre Altersversorgung kümmern, unvereinbar.“
Die rund 250.000 Vermittler in Deutschland, die Provisionen von den Produktgebern erhalten, erfüllen laut Sczepan daher „eine gesellschaftspolitisch wichtige Aufgabe, indem sie Menschen bei ihrer Altersversorgung helfen und sie vor Altersarmut bewahren“. Der Plansecur-Geschäftsführer kritisiert damit die Sicht der Verbraucherschützer, wonach die Versicherungsvermittler vor allem ihre eigene Provision im Blick hätten und nur das Beraterhonorar Objektivität der Finanzberatung gewährleiste.
Als Negativbeispiel führt Sczepan Großbritannien an, wo Provisionen für die Altersversorgung seit 2013 verboten sind. „Auf der Insel wurden dadurch, nach Auskunft des britischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums aus dem Jahre 2016, zwischen 19 und 35 Millionen Briten faktisch von Finanzberatung abgeschnitten, weil sie das Honorar nicht zahlen können oder wollen.“ Für den Plansecur-Geschäftsführer stehe daher fest: Wir sollten uns an Großbritannien wahrlich kein Beispiel nehmen.“
Mär von märchenhaften Provisionen
Der Plansecur-Chef widerspricht zudem der „Mär von märchenhaften Provisionen“ und gibt ein Rechenbeispiel: „Für einen durchschnittlichen Vertrag mit einem Monatsbeitrag von 100 Euro bei einer Laufzeit von 30 Jahren erhält der Vermittler aus einem Gesamtbeitragsvolumen von 36.000 Euro eine Provision von 900 Euro. Dafür erbringt er nicht nur die Beratungsleistung, häufig in mehreren Gesprächen, sondern hat auch die gesetzliche Pflicht, den Kunden 30 Jahre lang zu betreuen.“
Bei Heirat, Scheidung, Kindern, Umzug oder Beitragsfreistellung müsse der Berater tätig werden, so Sczepan weiter. „Daraus ergibt sich im Durchschnitt ein Stundenlohn von 60 Euro brutto für den Vermittler. Das ist angemessen und keineswegs überzogen.“ Als Zeitansätze berechnet er dabei zwei Stunden für das Beratungsgespräch, jeweils anderthalb Stunden für die Vor- und Nachbereitung der Kundenfragen sowie die An- und Abfahrt und mindestens zehn Stunden für die laufende Betreuung.
Kriminelle Minister und Abgeordnete
„Die Provisionsberatung hat sich bewährt, auch wenn gelegentlich schwarze Schafe bekannt werden“, steht daher für Sczepan fest. „Wir erleben auch Bundesminister, die ihre Promotion erschlichen haben und Bundestagsabgeordnete, die rechtskräftig wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurden“, so der Plansecur-Geschäftsführer weiter. „Aber trotz dieser kriminellen Einzelfälle verlangen wir nicht, dass die Vergütungen von Ministern und Abgeordneten um die Hälfte gekürzt werden.“
„Heute werden die Einkommen von Finanzberatern beschnitten; sind morgen die Provisionen von Autoverkäufern, übermorgen die Stundensätze von Handwerkern und alsbald von Freiberuflern aller Art an der Reihe?“ fragt der Plansecur-Geschäftsführer. „Wenn wir der politischen Mindestlohndebatte eine neue Höchstlohndebatte hinzufügen wollen, wäre eine Deckelung der Bezüge von Politikern oder Vorständen von Dax-Unternehmen wohl angebrachter, sofern man Gerechtigkeit anstrebt.“