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Unternehmensanalyst John Bates 5 ESG-Mythen über Schwellenländer

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Die Bewertungen werden laufend durch Ereignisse beeinflusst, die sich auf die Bonität und das ESG-Profil eines Unternehmens auswirken. Dies wurde Anfang des Jahres veranschaulicht, als der Dammbruch an einer Eisenerzmine des Bergbaukonzerns Vale in Brasilien verheerende Umweltschäden verursachte und viele Todesopfer forderte. Die Verschiebung von Vale (mit einem Rating Ba1/BBB-/BBB-) gegenüber der brasilianischen Staatsanleihe (NR/BB-/BB-) im Januar spiegelt die unmittelbare negative Marktreaktion wider.

Quelle: Bloomberg, April 2019. Nur zur Veranschaulichung. Wir laden nicht zu Aktionen ein, die auf diesen Unterlagen basieren, oder empfehlen sie. Alle Einschätzungen stellen die Meinung des Anlageverwalters dar, sind zum angegebenen Datum gültig und können sich ändern. Die Indizes werden nicht verwaltet. Ein Anleger kann nicht direkt in einen Index investieren.

Mythos Nr. 4: In den Schwellenländern fördern die ESG-Faktoren die Anlagerenditen nicht.

Fakt: Es gibt nun klare Belege dafür, dass ein ESG-Rahmen zusätzlichen Schutz bietet, insbesondere in Zeiten von Marktspannungen. ESG-Angelegenheiten werden oft als nichtfinanziell eingestuft, können aber erhebliche Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit der Anleihenemittenten haben und daher die Risiken und Erträge der Investoren beeinflussen. Im Juni 2013 führte MSCI den MSCI Emerging Markets Leaders Index ein. Der nach Marktkapitalisierung gewichtete Aktienindex stellt das Exposure in Schwellenländerunternehmen mit hoher ESG-Performance im Branchenvergleich dar. Die Performance zeigt deutlich, dass die kumulierten Erträge höher sind, wenn ESG-Faktoren berücksichtigt werden. Ebenfalls zu beachten ist, dass der ESG-Index konzentrierter (408 Unternehmen) als der Schwellenländerindex (1.136) ist.

Für Fixed Income sind die Belege auf Ebene der Indizes weniger überzeugend. JP Morgan führte die ESG-Unternehmens- und Staatsanleihenindizes im April 2018 ein. Diese Indizes verwenden ein Ausschlussverfahren, um ESG-Indizes ausgehend von den herkömmlichen Unternehmens- und Staatsanleihenindizes zu berechnen. So schließt beispielsweise der JESG CEMBI (Corporate Emerging Market Bond Index) rund 23 Prozent der Emittenten des CEMBI Broad Diversified Index aus. Ausgeschlossen werden Emittenten, die ESG-Scores unter einem bestimmten Niveau aufweisen, oder aus spezifischeren Gründen, etwa Kohleproduzenten für Kraftwerke oder Unternehmen, die gegen die Prinzipien des Global Compact (UNGC) der Vereinten Nationen verstoßen. Durch den Ausschluss dieser risikoreicheren Emittenten entsteht ein „grünerer“ Index, der weniger volatil ist, aber im Allgemeinen ein ähnliches Renditeprofil aufweist: In den zwölf Monaten bis April 2019 erzielte der JP Morgan ESG Corporate Index (JESG) nur 14 Basispunkte weniger als der CEMBI BD Index, auf dem er beruht. Angesichts des ähnlichen Renditeprofils ist der „grünere“ Index eindeutig vorzuziehen.

Unsere Analysten führen die ESG-Risikoanalyse neben der Bottom-up-Fundamentalanalyse nach UNGC-Grundsätzen durch. Dies hilft uns, die größten Herausforderungen in den Schwellenländern herauszufiltern. So haben wir beispielsweise 2018 Petroleos de Venezuela vermieden, den Anleihenemittenten mit der schlechtesten Performance in unserem Universum.

Mythos Nr. 5: Green Bonds sind in den Schwellenländern für ESG-Anlagen wesentlich.

Fakt: Noch nicht. Im 4. Quartal 2018 und im 1. Quartal 2019 erreichte die Emission von Green Bonds ein Rekordniveau. Weltweit stieg das Green-Bond-Universum auf 430 Milliarden US-Dollar (mehr als das 10-fache ggü. 2013). Aber nach Angaben des Institute of International Finance sind nur 12 Prozent international handelbar, und das sind immer noch nur winzige 0,4 Prozent des globalen Anleihenmarkts.6 China, Frankreich und Deutschland sind die größten Emittenten von Green Bonds, die jedoch in der Regel nicht öffentlich gehandelt werden. Für Schwellenländer sind Green Bonds daher gegenwärtig unbedeutend.

Eine der wesentlichen Herausforderungen für die Entwicklung des Green-Bond-Marktes in den Schwellenländern sind die zusätzlichen administrativen Kosten und Rechtsanwaltsgebühren, die bei der Emission anfallen. Nun wird von Anlegern erwartet, dass sie diese Kosten in Form von geringeren Renditen tragen. Die Anleger sind jedoch noch nicht davon überzeugt, dass ein Emittent berechtigt ist, für Klimaanleihen weniger Zinsen zu zahlen als für herkömmliche Anleihen.

„Greenwashing“ ist auch in Schwellenländern ein Problem. Hierbei werden Anleger skeptisch, wie der Anleihenerlös in Regionen mit schlechter Regierungsführung verwendet wird.

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