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Jonathan Tseng, Fidelity International „Bargeld ist in China praktisch ausgestorben“

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Wie erfolgreich ist das Programm?

Tseng: Wir verfolgen die Entwicklung seit fünf Jahren und können nur staunen, was das Land in dieser kurzen Zeit auf die Beine gestellt hat. Die staatliche Förderung hat federführend dazu beigetragen, dass China heute in vielen Bereichen Weltklasse ist. Schauen wir uns nur mal die Smartphone-Industrie an: Bis vor wenigen Jahren hatten in China maximal 10 Prozent aller Menschen ein Smartphone, und alle waren von ausländischen Herstellern. Dann hat die Regierung massiv in die Hersteller und 4G-Infrastruktur investiert. Heute gehört China zu den Marktführern bei der Smartphone-Produktion. Es gibt kaum einen Chinesen, der kein Smartphone besitzt. Außerdem stammen 90 Prozent aller Smartphones in China von chinesischen Firmen.

China hat also erfolgreich aufgeholt?

Tseng: Mehr als das. China hat die entwickelten Industrieländer weit überholt. Der E-Commerce-Sektor ist in China mittlerweile doppelt so groß wie in den USA.

Woran liegt das?

Tseng: Die Chinesen leben immer mehr online. Das klingt erstmal nicht anders im Vergleich zu den entwickelten Industrienationen. Wenn man sich aber vor Ort umschaut, stellt man fest: „Online Leben“ hat in China eine völlig andere Dimension als bei uns. Die Chinesen machen mittlerweile faktisch alles über ihr Smartphone. Sie buchen den Tisch im Restaurant. Sie kaufen ihr Mittagessen. Sie bezahlen die Putzfrau. Bargeld ist praktisch ausgestorben.

Auch US-Unternehmen wie Apple bieten mittlerweile Bezahlsysteme fürs Smartphone an.

Tseng: Das stimmt. Aber in den Industrienationen besetzen die Tech-Unternehmen alle ihre eigene Nische. Apple produziert Smartphones. Amazon macht Online-Handel. Facebook betreibt Social-Media-Portale. In China dagegen denken die Unternehmen viel größer. Anbieter wie Alibaba oder WeChat bieten ihren Kunden eine Infrastruktur, die alle Anwendungen in einer Plattform bündelt: Bezahlen, Social Media, Internetrecherche. Wer auf WeChat angemeldet ist, der braucht keine anderen Seiten mehr.

Wie ist es den chinesischen Unternehmen gelungen, ihre Kunden derart an sich zu binden?

Tseng: Es gibt einfach nicht so viel Wettbewerb wie im Westen. China hat ja praktisch bei null angefangen und dann einen geradezu kometenhaften Aufstieg hingelegt. Es gab nie eine etablierte Offline-Infrastruktur aus lokalen Geschäften und Anbietern, mit denen die Tech-Unternehmen konkurrieren mussten. Die Internetkonzerne konnten den Markt quasi ungebremst übernehmen.

Welchen Anteil hatten Unternehmer wie Jack Ma an Chinas Erfolg? Der Alibaba-Gründer gilt als Visionär – und extrem ehrgeizig.

Tseng: Natürlich gehört auch eine große Portion Glück dazu, dass man Menschen wie Jack Ma an der Spitze hat. Der Gründer von Alibaba hat schon immer weit in die Zukunft gedacht. Eine simple E-Commerce-Plattform hat ihm nie gereicht. Er wollte auch die Logistik, Bezahlung und Finanzierung auf einer Plattform steuern und hat seinen Plan dann einfach in die Tat umgesetzt.

2018 wurde bekannt, dass Alibaba die Daten von Kunden ohne deren Einwilligung dazu genutzt hat, um ihre Kreditwürdigkeit zu bewerten. Im Westen schlug die Nachricht hohe Wellen, in China dagegen blieb es bemerkenswert ruhig. Welche Rolle spielt Datenschutz dort?

Tseng: Der Westen hat aufgrund der Historie gelernt, dass Daten etwas Sensibles sind und geschützt werden müssen. Es existiert auch ein pauschales Misstrauen gegenüber Internetkonzernen. In China ist das anders. Hier gibt es keine negative Vorgeschichte, weshalb die Menschen von Natur aus weniger Bedenken haben, was den Schutz ihrer Daten angeht. Das hat sicherlich auch dazu beigetragen, dass die Internet-Konzerne so schnell wachsen konnten.

Müssen die westlichen Länder ihre Standards lockern, um nicht den Anschluss zu verlieren?

Tseng: Die Welt der IT war schon immer global, während Themen wie Datenschutz vorwiegend ein westliches Phänomen sind. China hat das sehr früh erkannt und entsprechend reagiert. Das heißt aber nicht, dass der Westen die Schlacht schon verloren hat. Technologische Kriege sind immer auch politisch. China ist weit gekommen. Aber das Land stößt immer häufiger auf politische Barrieren, und das nicht nur in den USA: Auch andere Länder überlegen sich mittlerweile sehr genau, von welchem Land sie ihre Technik kaufen. Kommt China den Staaten beim Thema Datenschutz nicht entgegen, dürfte das Land allen Fortschritts zum Trotz an seine Grenzen stoßen.

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