Joseph Stiglitz warnt Chinas Feuerkraft ist nicht zu unterschätzen
Würde China nicht mit harten, energischen Gegenmaßnahmen auf die Handelspolitik des US-Präsidenten Donald Trump antworten, hätte das gravierende Folgen: Eine „Appeasement-Politik“ würde den Weg für immer neue Forderungen aus Washington ebnen, erwartet Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz, der im Wahlsieg Trumps einen Aufstand der Globalisierungsopfer sieht.
„Vor allem dann, wenn man es mit einem Rabauken wie Trump zu tun hat, wäre Schwäche keine gute Strategie“, äußerte Stiglitz in einem Interview mit Bloomberg-TV in Peking. „Wir kennen die Folgen einer ,Appeasement-Politik‘, wenn wir uns an das Münchner Abkommen aus dem Jahr 1938 erinnern. Es handelt sich aktuell natürlich um eine andere Form des Krieges, aber in einem Handelskrieg wird vorsichtiges Zurückstecken zu immer neuen Forderungen führen", prognostiziert Stiglitz.
Am Donnerstag hatte Trump den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer ermächtigt, Zölle gegen chinesische Importe in Höhe von 50 Milliarden US-Dollar zu verhängen. China hat auf Trumps Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium sofort mit Zöllen in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar auf Importe aus den USA reagiert und zugleich unterstrichen, für die zweite Salve einen „weitreichenden, umfassenden Plan“ vorzubereiten.
China sitzt am längeren Hebel
Wie der Konflikt sich auch entwickeln möge – Stiglitz, Professor für Volkswirtschaft an der Columbia University in New York, ist der Meinung, dass China am längeren Hebel sitzt, sollte es zu einem eskalierenden Handelskrieg kommen. Das hänge mit Chinas strategischen Instrumenten und Ressourcen zusammen, über die das Land im Gegensatz zu den USA verfüge. Mit seiner finanziellen Feuerkraft könnte China seine Wirtschaftssektoren unterstützen, die am stärksten von einem Handelskrieg betroffen wären, so Stiglitz.
„China verfügt über Reserven in Höhe von 3 Billionen US-Dollar, die die Regierung verwenden kann, um Wirtschaftsbranchen Deckung zu geben, die im Feuer stehen“, rechnet Stiglitz vor. „Hier in den USA erfreuen wir uns nicht dieser politischen Rahmenbedingungen, die im Fall eines Handelskrieges greifen könnten. Die Lage des Staatshaushaltes der USA ist bekanntlich bereits jetzt, salopp gesprochen, angespannt."