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Aktualisiert am 07.10.2016 - 18:13 Uhrin FondsLesedauer: 10 Minuten

J.P. Morgan-Vertriebsleiter im Interview „Mifid II wird eine stärkere Produkt-Standardisierung bewirken“

Holger Schröm, Executive Director, Leiter des Teams zur Betreuung freier Finanzdienstleister bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
Holger Schröm, Executive Director, Leiter des Teams zur Betreuung freier Finanzdienstleister bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt

DAS INVESTMENT: Im ersten Halbjahr gab es einige Ereignisse, die Sie als Vertriebschef nicht gefreut haben dürften: Die Gewinne des Börsenjahres 2015 waren nach nur elf Handelstagen dahin. Syrien, Flüchtlingskrise und weitere geopolitischen Brandherde. Vor kurzem dann das Brexit-Referendum. Aktuell sind die Banken, vor allem die italienischen, in den Schlagzeilen. Wie ist Ihr Fazit aus Vertriebssicht für das erste Halbjahr 2016?

Holger Schröm: Hier gilt es, die Wahrnehmung mit der Realität abzugleichen: Es gibt aktuell in einigen Börsen wie den USA Höchststände und auch die meisten Zinsmärkte sind gut gelaufen. Dementsprechend sind viele unserer in den letzten Jahren stark nachgefragten Fonds im Plus, was mich für die Berater und vor allem für die investierten Kunden freut.

Was wünschen Sie sich für das zweite Halbjahr und welche realistischen Erwartungen haben Sie?

Schröm: Insbesondere wünsche ich mir mehr Ruhe für die Weltpolitik. Realistischerweise bleibt es an den Kapitalmärkten aber weiterhin volatil. Ein wesentlicher Wunsch ist darüber hinaus, dass unsere Investoren lernen, kurzfristige Schwankung von langfristig erfolgreichem Investieren zu unterscheiden. Im Sinne des Aufbaus einer privaten Altersvorsorge oder Anlage von Vermögen gibt es, speziell im jetzigen Zinsumfeld, keine Alternative, kontrollierte Risiken in der Kapitalanlage zu akzeptieren. Diese kurzfristigere Schwankung wird langfristig durch höhere Ertragsannahmen belohnt werden.

Der Niedrigzins ist das alles dominierende Thema in der Finanzbranche. Ein paar vereinfachte direkte Folgen daraus: Rentenfonds werden zunehmend unattraktiv. Das Sparbuch ist keine Alternative mehr. Die Deutschen stürzen sich auf Immobilien. Gold wird wiederentdeckt. Multi-Asset-Fonds sind in aller Munde. Aktienfonds schlagen sich mittelmäßig, volatile Börsen und Regulatorik verhindern größere Mittelzuflüsse.

Schröm: Schaut man sich die BVI-Mittelzuflüsse an, wird diese These nur partiell bestätigt. Neben Mischfonds erfreuen sich Immobilienprodukte hoher Popularität. Viele unserer Mischfondskonzepte, die nachgefragt werden, werden sehr bewusst entsprechend Ihrer jeweiligen Allokationen eingesetzt. Unser Multi-Asset-Income Fonds bietet Kunden eine Lösung für das Niedrigzinsumfeld mit hohen laufenden Ausschüttungen. Hingegen werden unsere Makro-Strategien aufgrund niedriger Korrelationen bewusst als Diversifikator in vielen Depots eingesetzt. Auch Aktienfonds werden gesucht, wobei hier weniger die Endkunden als Investoren auftreten, sondern Vermögensverwalter, und professionelle Einheiten diese Entscheidung abnehmen.

Last but not least ist die Zinsseite sehr viel granularer zu betrachten: Marktsegmente wie globale Unternehmens-, Schwellenländer- und Hochzinsanleihen bieten Renditechancen und erfreuen sich bei uns positiver Zuflüsse. Es gibt im Markt exzellente flexible Anleihenfonds, die in alle Zinsmärkte investieren dürfen und den absoluten Ertrag im Fokus haben. Für dieses „Unconstrained Fixed Income“-Konzept findet ein aktiver Neuabsatz statt.


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