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Jürgen Horstmann, Helvetia „Eine niedrige Provision ist kein Allheilmittel“

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Sie haben im Juli 2014 das neue Vermittlerportal HelvetiaNet gestartet, um Maklern das Leben leichter zu machen. Klappt das?

Der Kostendruck bei den Maklern ist da, alles wird aufwendiger, also müssen die Prozesse schlanker werden. Das ist insbesondere im Komposit-Bereich der Fall, weil es da sehr viele Kleinstverträge gibt. Aber auch in der Lebensversicherung ist es wichtig, dass der ganze Neugeschäfts- und Bestandsbetreuungsprozess möglichst automatisiert abläuft. Das System bietet neben Tarifrechnern und Tools insbesondere Bestandsauskünfte, Auskünfte zur Vermittlerabrechnung und eine intelligente Rechtesteuerung für Mitarbeiter von Vermittlern. Das erste Feedback, das wir bekommen haben, ist gut.

Eine andere Stellschraube des LVRG waren die Effektivkosten, die jetzt ausgewiesen werden müssen. Erhöht das nochmal den Druck auf die Kosten?

Das wird nicht viel ändern. Ja, man muss vielleicht ein bisschen stärker darauf achten, wie man im Vergleich aussieht. Aber ich glaube, dass wir ein vernünftiges Kostenniveau bei der Helvetia haben. In der Tarifkalkulation haben wir in der Vergangenheit zwar höhere Kosten eingerechnet, diese dann aber über die Überschussbeteiligung wieder an den Kunden zurückzugeben.

Hintergrund dieser Überlegung war einfach, sich in wirtschaftlich extrem schwierigen Zeiten wie jetzt die Möglichkeit offen zu halten, adäquat reagieren zu können. Das entwickelt sich nun zu einer Gratwanderung zwischen Sicherheit auf der einen und Wettbewerbsfähigkeit auf der anderen Seite. Aber ich glaube, nur auf die Kosten zu schauen, ist dabei auch zu einfach.

Gut, dann reden wir über Rendite. Die ist im aktuellen Niedrigzinsumfeld auch nicht einfach zu erwirtschaften.

Richtig, das ist eine ganz schwierige Aufgabe. Hauptproblem sind aber eher die Zinszusatzreserven für die höher verzinsten Verträge im Bestand. Diese sind schon recht teuer, und das muss man einfach finanzieren können. Das hängt dann auch davon ab, wie man die Produkte gestaltet hat und wo man Stellschrauben hat, um entgegenzuwirken. Wir machen das vor allem über den Schlussüberschuss und stehen ganz gut da. Aber wir wünschen uns natürlich trotzdem, dass das künstlich niedrig gehaltene Zinsniveau bald ein Ende hat.

Die Zinszusatzreserven liegen in der Branche im zweistelligen Millionen-Bereich, Tendenz steigend. Irgendwann werden einige Anbieter sagen müssen: Das kriegen wir nicht mehr hin, oder?

Ja, das kann man nicht ausschließen. Diese Reserven zu schultern ist für viele ein Problem, insbesondere für diejenigen mit einem großen Bestand an hohen Rechnungszins-Verträgen.

Ist Ihr Bestand noch verkraftbar?

Verkraftbar ist ein relativer Begriff. Wenn wir dauerhaft ein Zinsniveau von unter einem Prozent hätten, dann käme jede Gesellschaft in Schwierigkeiten. Wir haben den Vorteil, dass wir einen relativ jungen Bestand mit niedrigeren Rechnungszinsen haben. Wir liegen mit einem durchschnittlichen Rechnungszins von 2,6 Prozent deutlich unter dem Branchendurchschnitt, der bei über 3 Prozent liegen dürfte. Und wir haben mittlerweile einen relativ hohen fondsgebundenen Anteil am Bestand.

Unsere Mischung ist also deutlich besser als bei einigen Wettbewerbern. In Japan mussten auch erst mehrere Gesellschaften Konkurs anmelden, bevor den übrig gebliebenen Versicherern das Leben erleichtert wurde. Und wir achten jetzt mal drauf, dass wir nicht zu diesen ersten Versicherern gehören.

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