Jürgen Meyer: „Industrieländer haben den Vorteil des Prestiges“
DAS INVESTMENT.com: Allgemein sind ihre stärksten Positionen im Portfolio alles Dax-Unternehmen. Warum nicht M-Dax und S-Dax?
Meyer: Seit etwa fünf Jahren leben wir in der unglaublichen Marktkonstellation, dass Large Caps niedriger bewertet werden als vergleichbare Mid und Small Caps. Eine verkehrte Welt. Schauen sie sich an wie der M-Dax seit 2000 den Dax outperformt hat. Mittlerweile müssen sie die Hidden Champions gar nicht mehr suchen, da die Big Champions billiger zu kaufen sind.
DAS INVESTMENT.com: Nicht kalkulierbar sind aber die zunehmenden Einflüsse der Politik auf die Aktienmärkte. Wie gehen Sie damit um?
Meyer: Von der Volatilität der Finanzmärkte – ob nun durch Politik oder Spekulation ausgelöst – können sie sich nur insofern losmachen, indem sie sich auf die künftigen Zahlungsströme der Unternehmen konzentrieren. In der Immobilienbranche ist diese Herangehensweise schon lange üblich. Die gleiche Logik sollten Anleger auf ein Aktieninvestment übertragen.
DAS INVESTMENT.com: Auf welche konkreten Unternehmenskennzahlen achten sie beim Kauf von Aktien?
Meyer: Auf den sogenannten Enterprise Value. Der setzt sich aus der Marktkapitalisierung plus aller Verbindlichkeiten zusammen. Das beinhaltet nicht nur Finanzverbindlichkeiten, sondern alle ausstehenden Verpflichtungen wie beispielsweise Pensionszahlungen oder Kosten für den Rückbau von Atomkraftwerken und die Renaturierung der Kohleförderung. Bei den beiden letzteren schlummern beispielsweise hohen Kosten für die Versorgern.
Dem stehen die zukünftigen Gewinne – präziser: Free Cash Flows – gegenüber.
Da diese sich nur schätzen lassen, sind wir hier gefordert, realistische Annahmen zu treffen. Wenn die zukünftigen Gewinne deutlich höher als der heutige Enterprise Value ausfallen, haben wir ein gutes Geschäft gemacht.
DAS INVESTMENT.com: Ihr Ziel als Fondsmanager für 2012?
Meyer: Ich verfolge immer das gleiche Ziel: Das Vermögen unserer und meiner Kunden zu vermehren. Das funktioniert mit Aktien wegen der Kursschwankungen nicht in jedem Quartal und auch nicht jedes Jahr. In vermeintlichen „Schwächephasen“ wie aktuell wird die Grundlage für die Erholung und die Outperformance danach gelegt. Ich bin sehr optimistisch.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.