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Bafin-Exekutivdirektorin
Wiens nimmt Kfz-Versicherer ins Visier
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Von in BaFinLesedauer: 5 Minuten
Julia Wiens
Julia Wiens ist seit Jahresbeginn die erste Frau an der Spitze der Bafin-Versicherungsaufsicht. | Foto: BaFin / Matthias Sandmann
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100 Tage im Amt oder etwas mehr – auch bei der neuen Exekutivdirektorin der Finanzaufsicht Bafin ist das Anlass für eine erste Zwischenbilanz. Zum Jahresbeginn hatte die ehemalige Baloise-Vorständin Julia Wiens als Deutschlands oberste Versicherungsaufseherin Frank Grund abgelöst, der bereits im September 2023 in den Ruhestand gegangen war.

Ihre Kernbotschaft in einem am Montag veröffentlichten Interview mit dem „Handelsblatt“: „Mir ist wichtig, dass die Versicherungsaufsicht als wirksam, zielorientiert und durchsetzungsstark wahrgenommen wird.“

Sie reize, die Versicherungsbranche als Ganzes gestalten zu können. Außerdem wolle sie die Transformation der Bafin begleiten. Positiv bewertet Wiens die nun erreichte Geschlechterparität im Bafin-Direktorium. Sie sei ein wichtiges Signal. Weiterhin gebe es in der Branche, aber auch innerhalb der Bafin Nachholbedarf, was den Anteil von Frauen in Führungspositionen betrifft. 

Kfz-Versicherer müssen nachbessern

Trotz der erst kurzen Amtszeit sendet Wiens bereits kritische Botschaften. Diese gehen vor allem an die Adresse der Kfz-Versicherer im Bereich des Schaden- und Unfallgeschäfte. Deren Prämienerhöhungen glichen die Inflation der Schadenskosten immer noch nicht aus, um das Geschäft profitabel zu betreiben, so Wiens.

Dauerhaft defizitäre Versicherungssparten akzeptiere die Aufsicht aber nicht. „Die klare Erwartungshaltung ist, dass die Versicherer im nächsten Jahr weiter nachbessern, wenn es erforderlich ist“, sagte die 54-Jährige.

Mehr Beschwerden wegen zu langsamer Schadenbearbeitung

Kritik äußert die oberste Aufseherin auch an der Situation in der Schadenbearbeitung der Versicherer, die in den vergangenen Wochen immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Die Beschwerdezahlen bei der Bafin seien 2023 über alle Versicherungssparten hinweg massiv nach oben gegangen. Für Wiens ein Beleg, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt.

Die Gründe für Verzögerungen in der Schadenbearbeitung sieht die Aufseherin vor allem in IT-Problemen, Personalmangel und einem erhöhten Schadensaufkommen. Doch erst, wenn es Anzeichen für Mängel in der Geschäftsorganisation gebe, würden die Bafin einschreiten. Wiens: „Wir behalten das sehr genau im Blick.“

Schadenshäufungen oder Personalmangel als Hauptursache?

Auf Nachfrage sagte Wiens, dass die Verzögerungen vor allem durch Schadenshäufungen, etwa durch größere Unwetterereignisse, die zu zeitweiligen Bearbeitungsspitzen und -rückständen bei den Versicherern führen, entstehen. Gerade die Schadenbearbeitung sei aber das Aushängeschild der Branche. „Die Versicherer tun deshalb gut daran, sich hier ordentlich aufzustellen, um das Vertrauen der Verbraucher nicht zu enttäuschen.“

Medienberichte rund um die Huk-Coburg und andere Kfz-Versicherer hatten vor allem strukturelle Defizite in der personellen Aufstellung als Hauptgrund der Probleme genannt.

 

Lebensversicherer stehen vergleichsweise gut da

Positiver blickt Wiens laut einer Bafin-Mitteilung zum Handelsblatt-Interview auf die Lage der deutschen Lebensversicherer, die den Zinsanstieg gut verarbeitet hätten. „Die Kapitalausstattungen, also die Solvenzquoten, sind mittlerweile hoch genug. Höhere Zinsen haben zwar zu stillen Lasten in den Anleiheportfolien der Versicherer geführt. Aber Liquiditätsprobleme von Lebensversicherern sehen wir im deutschen Markt momentan nicht“, erklärte die Aufseherin.

Druck wegen zu hoher Kosten soll aufrechterhalten werden

Mit Blick auf die teilweise hohen Kosten von Lebensversicherungen machte Wiens deutlich, was die Aufsicht von den Anbietern erwartet: „Wichtig ist uns, dass die Unternehmen ihre Produkte so gestalten, dass sie die Absicherungsbedürfnisse und die Renditeerwartungen der Kunden mit einer hinreichenden Wahrscheinlichkeit erfüllen.“ Die Versicherer müssten ihre Verantwortung ernst nehmen. „Eine Möglichkeit ist, die Vertriebskosten zu reduzieren.“ Damit liegt sie ganz auf der Linie ihres Vorgängers.

Einige Unternehmen hätten bereits angefangen, nachzubessern. In Einzelfällen habe die Bafin schon Verbesserungen zugunsten der Kunden erzielen können. Ohne die Gesellschaft zu nennen, dürfte hier vor allem die Generali gemeint sein, die bei fondsgebundenen Lebensversicherungen nachträglich die Rendite erhöht hatte. Welche weiteren Anbieter wegen zu hoher Kosten auf der Bafin-Liste stehen und ob auch ihr alter Arbeitgeber Baloise unter den betroffenen Unternehmen ist, wollte Wiens in dem Gespräch nicht kommentieren.

Kein Interessenkonflikt wegen Baloise-Vergangenheit

Kritiker werfen der Mathematikerin und Aktuarin laut „Handelsblatt“ vor, zur Bafin ohne eine sogenannte Cooling-off-Phase (Wartefrist) gewechselt zu sein. Wiens kontert mit dem Argument, dass die Aufsicht aktuelles Branchenwissen benötige. Sie kenne die Herausforderungen, mit denen die Versicherer zu kämpfen haben. „Deshalb weiß ich, wo wir genau hinschauen müssen“, so Wiens

Für mögliche Interessenkonflikte gebe es strenge Compliance- und Offenlegungsregeln. Entscheidungen, die mit ihrem früheren Arbeitgeber zu tun haben, würden die zuständigen Abteilungsleiter oder der Bafin-Präsident treffen, nicht aber sie selbst. Dies sei erprobtes Vorgehen bei der Bafin.

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