Nachfolgerin von Frank Grund? Regulierung: Bafin soll erstmals eine Chefin für Versicherungsaufsicht erhalten
Julia Wiens soll Deutschlands oberste Aufseherin für die Versicherungsbranche werden. Mit dieser Nachricht überraschte versicherungsmonitor.de zu Wochenbeginn zahlreiche Beobachter der Assekuranz. „Frauenpower in der Versicherungsaufsicht!“, twitterte daraufhin beispielsweise Axel Kleinlein. „Nun bekommt auch die deutsche Versicherungsaufsicht eine Frau (nicht nur die europäische Aufsicht)!“ Hintergrund: Die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa wird bereits seit zwei Jahren von Petra Hielkema geleitet. Sie war zuvor Direktorin für Versicherungsaufsicht bei De Nederlandsche Bank, der Zentralbank der Niederlande.
Kleinlein, heute Chef des Berliner Analysehauses Mathconcepts ist vielen in der Branche noch als ehemaliger Vorstandssprecher des Bunds der Versicherten (BdV) bekannt. Auch weiterhin versteht er sich als verbraucherpolitischer Experte, der neben den Anbietern selbst auch die Aufsicht der Versicherer kritisch begleitet: „Der Wildwuchs mit zu geringen Renten geht ungehemmt weiter, da die Bafin weiter die Augen verschließt“, kritisierte er beispielsweise im Juni in einer Stellungnahme zu dem „Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten“ der Bonner Behörde.
Kleinlein freue sich zwar, dass Wiens wie er studierte Mathematikerin ist. Er schränkt aber ein: „Wo ich skeptisch bin: Sie kommt aus der Branche.“ Konkret sitzt die 53-Jährige seit Februar 2017 in dem von Jürg Schiltknecht geführten Vorstand der Baloise in Deutschland. Bei dem bis vor zwei Jahren als Basler bekannten Versicherer mit Standorten in Bad Homburg und Hamburg verantwortet sie die beiden Ressorts Finanzen/Kapitalanlagen und Leben. Wie und von wem diese Unternehmensbereiche zukünftig geführt werden sollen, wollte ein Baloise-Sprecher auf Anfrage von DAS INVESTMENT nicht kommentieren.
Hallo, Herr Kaiser!
Man wolle sich nicht zu Spekulationen äußern, begründet der Sprecher. Bislang hat auch das für die Bafin zuständige Bundesministerium für Finanzen die Nominierung nicht bestätigt. Denn das Bundeskabinett müsse dem Personalvorschlag noch formal zustimmen. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns grundsätzlich nicht zu Personalien äußern“, antwortet eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage von DAS INVESTMENT. Auch Bafin-Präsident Mark Branson erklärte auf einer Konferenz vor zwei Wochen, dass bereits ein neuer Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht gefunden worden sei. Ein Behördensprecher wollte auf Anfrage von DAS INVESTMENT zwar keine Details nennen, den Personalvorschlag Wiens aber auch nicht dementieren.
Wiens hätte keine Abkühlphase zwischen Unternehmen und Behörde
Wiens wäre Nachfolgerin von Frank Grund, der die Bafin Ende September nach acht Jahren verlässt und in den Ruhestand geht. Der 64-Jährige ist studierter Jurist und startete seine Karriere nach einer Promotion im Gerling-Konzern. Nach 17 Jahren wechselte er 2003 zur damaligen Basler Deutschland, die er bis 2012 als Vorstandsvorsitzender führte. Danach war er drei Jahre lang beratend für den Rückversicherer Scor, die Rating-Agentur Assekurata und die Ideal Versicherungsgruppe tätig. Erst seit Oktober 2015 ist er der Bafin-Chefaufseher für Versicherer und Pensionsfonds hierzulande.
Seine mögliche Nachfolgerin Wiens hätte bei einem Amtsantritt in diesem Herbst keine solche dreijährige Abkühlphase. Die Aktuarin begann ihre Laufbahn 1994 als Gruppenleiterin Finanzen bei der Securitas Gilde Lebensversicherung. Von 2006 bis 2009 war sie Abteilungsleiterin Aktuarielle Analysen Nichtleben beim Versicherer Deutscher Ring in Hamburg, der bereits 1985 von der Basler übernommen wurde. Anschließend leitete sie dort bis 2014 den Bereich Aktuariat Nichtleben/Industriekunden-Service und übernahm im Anschluss den Bereich Risikosteuerung der Basler, bis sie dort Finanz-Chefin wurde.