Von wegen Zockerei Jung-Aktionäre sehen Aktienhandel als seriöses Geschäft

Es sind keineswegs nur spekulativ orientierte Glücksritter, die zu Zeiten der Corona-Pandemie neu an die Kapitalmärkte gekommen sind. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie, die das Flossbach von Storch Research Institute gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen GfK unternommen hat.
Die Studienautoren brechen eine Lanze für Junganleger, die zuletzt allgemein in Verdacht gerieten, den Aktienmarkt vor allem für spekulative Geschäfte zu missbrauchen. Hintergrund ist ein erst kürzlich aufgetretenes Phänomen: der ausufernde Handel mit Schrottaktien. Eine Masse meist jüngerer Kleinanleger, die über soziale Netzwerke zusammenfand, hatte Anfang des Jahres wenig aussichtsreiche Titel wie die Aktien der US-Unternehmen Gamestop und AMC durch verabredete Massenkäufe in die Höhe getrieben. Beobachten ließ sich das vor allem in den USA, in kleinerem Umfang aber auch hierzulande. Bis heute geraten von Zeit zu Zeit immer wieder neue Aktien ins Visier einer Crowd von Kleinanlegern.
Dass nun aber alle Junganleger mit spekulativem Vorsatz an die Märkte strömen würden, das weisen die Studienautoren des Flossbach von Storch Research Institutes entschieden zurück. „Junge Aktionäre gehen oft andere Wege, verfolgen aber genauso ernsthafte Absichten wie die ältere Generation“, stellen sie in ihrer Studienzusammenfassung klar. Immerhin wollten auch junge Anleger Vermögen aufbauen, fürs Alter vorsorgen und Geld für eine eigene Immobilie ansparen.
Die Studie liefert dazu auch Zahlen. Sie sind Ergebnis einer Umfrage unter 2.000 hiesigen Aktienbesitzern, je hälftig aus den Altersgruppen 18 bis 35 Jahre und 36 bis 65 Jahre. Demnach haben knapp 44 Prozent der jüngeren Befragten während der Corona-Krise erstmals in Aktien investiert. Von den älteren Befragten stießen dagegen 12 Prozent neu hinzu.
Junge Aktionäre sind häufig Selbstentscheider. Viele investierten Geld mithilfe sogenannter Neobroker wie etwa Trade Republic, heißt es in der Studie. Jedoch verzichten demnach auch rund 82 Prozent der älteren Anleger mittlerweile auf Beratung und nutzen als Marktzugang stattdessen Online-Angebote – bevorzugt die Online-Broker von Banken und Sparkassen.
Sowohl jüngere als auch ältere Anleger informieren sich über Anlagethemen oft eigenständig, fanden die Studienautoren weiter heraus. Während sich ältere Anleger mehr an Zeitungen, Zeitschriften oder Börsen-Sendungen orientieren, holen sich jüngere tendenziell häufiger im Verwandten- und Freundeskreis Rat oder nutzen dafür Social-Media Plattformen.
Bei den Anlagezielen liegen jung und alt allerdings näher beeinander, als sich angesichts des viel beachteten Gamestop-Wirbels vermuten ließe. „Schnellen Gewinn durch Spekulation“ oder gar „Nervenkitzel“ sucht nur eine Minderheit von rund 13 Prozent beziehungsweise 5 Prozent der jüngeren Anleger. Bei den älteren sind es 9 Prozent beziehungsweise 3 Prozent. Viel verbreiteter sind auch unter den jungen Anlegern dagegen klassische Anlageziele wie Altersvorsorge oder Vermögensaufbau.
Der Anteil jener Anleger, die von sich behaupten: „Meine Aktienanlage ist für mich ein Hobby, mit dem ich mir ein bisschen dazuverdienen möchte“, ist in der Gruppe der älteren Befragten sogar signifikant größer (62 gegenüber 52 Prozent).