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Jung, DMS & Cie.-Chef Sebastian Grabmaier „Das Deutschlandrente-Konzept hat drei große Fehler“

Aktualisiert am in FinanzberatungLesedauer: 5 Minuten
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Halten Sie das Opt-Out-Modell für geeignet, Altersarmut vorzubeugen? 

Grabmaier: Das Konzept eines „Opt-out“ ist zwar besser als eine Ausweitung der Rentenversicherungspflicht, ist aber immer noch eine Art Zwangsrente. Das Konzept lässt zwar auf dem Papier die Freiheit, keine Zahlungen an den Staatsfonds zu leisten, doch die meisten Bürger kennen sich in ihrer Gehaltsabrechnung schon heute nicht aus und werden daher keine freie Wahl treffen. Zur Bekämpfung der Altersarmut ist das Konzept deshalb schlecht geeignet, weil die Altersarmut eben nicht den viel zitierten „Eckrentner“ trifft, sondern vielmehr diejenigen, die aufgrund gebrochener Erwerbsbiographien oder individueller Lebensumstände wie etwa Krankheit, Schwangerschaft, Kinderbetreuung kürzere Ansparphasen haben.  Das Konzept geht also weitestgehend am Ziel vorbei.

Kritiker der Deutschlandrente befürchten unter anderem, dass ein derart schwerer, zentral verwalteter Fonds, Marktverzerrungen bewirken könnte. Wie sehen Sie das?

Grabmaier: Das würde sicher so sein. Aufgrund der zu erwartenden Größe eines Staatsfonds, hat dieser künftig Einfluss auf die Unternehmensfinanzierung und damit -steuerung. Wenn man nicht wie in Norwegen Inland-Investments verbieten will, wird der Staatsfonds schnell in vielen deutschen Aktiengesellschaften zu den großen Aktionären zählen, mit entsprechendem Einfluss in der Hauptversammlung und im Aufsichtsrat. Der Staat kann sich dann aussuchen, welche Unternehmen er durch Kapital fördern will und welche nicht. Im schlimmsten Fall ändert sich die Anlagepolitik dann mit jedem Regierungswechsel alle vier Jahre. Dass sich dies zum Vorteil der Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen Unternehmen oder der Freiheit des Marktgeschehens auswirken wird, darf stark bezweifelt werden. Von den negativen Auswirkungen auf die Rendite ganz zu schweigen.

Mit der Deutschlandrente würde der Staat die Altersvorsorge weitgehend in die eigene Hand nehmen und so Finanzberatern eine wichtige Einnahmequelle entziehen. Sehen Sie das Geschäft der Finanzberater dadurch bedroht? 

Grabmaier: Das vorgeschlagene System eines „Opt-Out“ würde ja dazu führen, dass sich gut beratene Kunden einer sinnvolleren Altersvorsorgevariante zuwenden. Für gute Berater und Vermittler entstünde also kein Nachteil. Schade ist allerdings, dass die Breite der Bürger in ein System geschickt  wird, dass langfristig  nahezu genauso unsicher ist wie die heutige gesetzliche Rente.

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