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Junggründerin: Worauf es beim Gründen am meisten ankommt

DAS INVESTMENT Academy: Wie ist deine Karriere gestartet?
Annika Behrens: Also, ich bin eigentlich in der Kreativbranche zuhause. Angefangen habe ich mit einer Ausbildung als Kreativ-Konzeptionerin bei Scholz & Friends, da ich wegen Corona keine Ausbildung zur Eventmanagerin machen konnte. Im Anschluss habe ich erstmal als Social-Media-Managerin in einem Start-up mit Influencern zusammengearbeitet. Aktuell betreue ich die sozialen Kanäle der Hamburger Eventfirma rehblau events in Teilzeit und führe mein eigenes Unternehmen, das sich um die Organisation von Hochzeiten kümmert.
Wie bist du ausgerechnet in der Hochzeitsbranche gelandet?
Annika: Ehrlich gesagt, durchs Fernsehen! Diese Hochzeits-Shows haben mich total fasziniert. Dann habe ich mich intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt, ein Fernstudium im Eventmarketing gemacht und mich schließlich nebenberuflich selbstständig gemacht. Irgendwie war das immer mein Ding, Menschen an ihrem großen Tag zu unterstützen. Es gibt auch absolut keine Hochzeitszeitschrift, die ich nicht gelesen habe.
Warum hast du dich dazu entschlossen, Hochzeiten zu organisieren?
Annika: Also bei mir ist es diese Liebe zur Liebe. Weil ich voll davon überzeugt bin, dass Leute, die sich lieben, zueinander finden sollten, egal ob sie im Garten heiraten, ohne vorher beim Standesamt gewesen zu sein oder kirchlich oder nur beim Standesamt heiraten, das ist ganz egal. Ich finde, die Liebe zu feiern, ist halt das schönste Geschenk überhaupt.
Meine Vision ist es, Hochzeiten für jedermann zugänglich zu machen, unabhängig vom finanziellen Hintergrund. Ich möchte, dass jede Person, egal welches Budget sie hat, ihre Liebe groß feiern kann. Es geht mir darum, die Hochzeitsplanung fairer und inklusiver zu gestalten. Ich glaube daran, dass man auch mit kleinerem Budget eine wunderschöne und dennoch erschwingliche Hochzeit organisieren kann.
Mein Ziel ist es, Barrieren abzubauen, die Menschen davon abhalten könnten, ihren großen Tag so zu erleben, wie sie es sich wünschen. Ich strebe danach, eine unterstützende Hand zu bieten, die es Paaren ermöglicht, den Stress der Hochzeitsvorbereitungen zu vermeiden und stattdessen diese besondere Zeit zu genießen.
Wie sieht dein aktuelles Angebot aus?
Annika: Ich biete hauptsächlich Online-Workshops für Hochzeitspaare oder Gruppen an. Dort geht's um alles, was man für die Planung einer Hochzeit braucht – von der Budgetplanung bis zum Ablauf. Mein Ziel ist es, den Paaren Stress zu ersparen und ihnen zu helfen, ihre Traumhochzeit Wirklichkeit werden zu lassen.
Dabei geht es viel um die folgenden Fragen:
- Wo startet man?
- Wie hoch ist der Budgetplan?
- Wie soll die Hochzeit aussehen mit Eheringen, Dekoration und Floristik?
Manche buchen auch eine Komplettplanung. Da kommen zum Beispiel Detailfragen auf wie die hier:
- Wie kann ein Konzept aussehen?
- Wie kann ich die Stühle stellen?
- Was muss ich alles beachten bei der Anmeldung zur Eheschließung?
- Wie viel kostet eine Hochzeit eigentlich, ganz grob berechnet?
- Was mache ich, wenn zwei Leute sich gar nicht mögen?
Das sind Punkte, bei denen Paare viel Zeit verlieren. Und diese Zeit möchte ich den Leuten wieder zurückgeben.
Wie hoch sind die durchschnittlichen Kosten für eine Hochzeit?
Annika: Das kann variieren. Man spricht von etwa 20.000 bis 25.000 Euro im Durchschnitt. Es kommt ganz darauf an, was das Paar sich wünscht. Aber ich zeige auch gerne, wie es kostengünstiger geht.
Eine Hochzeit mit einem Budget von etwa 15.000 Euro ist mittlerweile relativ knapp bemessen. Bei diesem Budget ist eine sorgfältige Planung erforderlich, um sicherzustellen, dass das Geld gut ausgegeben wird, insbesondere wenn man bedenkt, dass selbst grundlegende Ausgaben wie die Location und das Catering und alle kleinen Dinge an die man nicht bei der Budgetplanung denkt, schnell das Budget sprengen können.
Im Durchschnitt kostet ein Brautkleid 1.600 Euro. Dann kommen aber oftmals noch Änderungen dazu. Man kann natürlich auch ein Kleid für weniger oder mehr kaufen. Es ist nicht so, dass es das nicht gibt. Aber dann sollte man für die Suche mehr Zeit einplanen.
Auch bei Eheringen gibt es große Preisunterschiede. Die meisten Leute nehmen Goldringe; verständlich, weil man das halt kennt. Und das ist natürlich auch ein super Material. Aber es gibt ja mittlerweile auch ganz andere Materialien, die halt günstiger sind. Die kennen aber die wenigsten.
Mit welchem Vorlauf sollten Paare eine Hochzeit planen?
Annika: Also ich würde immer sagen, gut ein Jahr vorher. Wenn man zwei Jahre vorher plant oder anderthalb Jahre vorher, hat man halt am meisten Freiheit, was Dienstleister und Räume angeht. Ein Jahr vorher ist Standard. Aber wenn man zum Beispiel eine bestimmte Location möchte, wird es zu diesem Zeitpunkt schon schwierig. Ein halbes Jahr vorher geht natürlich auch. Aber dann muss man oft einfach das nehmen, was noch überbleibt und dann leidet entweder die Qualität oder die Kosten steigen.
Was sind typische Klischees über Hochzeiten und was ist wirklich dran?
Annika: Die drei größten Klischees sind:
- Desinteressierte Männer: Ein großes Klischee ist, dass Männer sich für die Details der Hochzeitsplanung nicht interessieren.
- Hohe Kosten: Ein weiteres verbreitetes Klischee ist, dass eine Hochzeit immer extrem teuer sein muss, um beeindruckend oder schön zu sein.
- „Brautzilla“: Das Klischee der „Brautzilla“, also einer übermäßig anspruchsvollen oder schwierigen Braut, die hohe Erwartungen hat und oft mit Stress und Ärger in Verbindung gebracht wird.
Diese Klischees stimmen zwar ab und zu, spiegeln aber längst nicht die Realität aller Hochzeiten wider. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Wie kam es eigentlich zu deinem ersten Buch?
Annika: Ich wollte tatsächlich immer Autorin werden, also nicht unbedingt in Vollzeit. Aber ich wollte immer Bücher schreiben und habe als Kind immer viel geschrieben. Mir wurde immer abgeraten, Bücher zu schreiben, weil meine Rechtschreibung damals noch nicht so gut war. Mir ist aber im Laufe der Jahre aufgefallen, dass es kein gutes Argument ist und ich auf Leute höre, die noch nie Kontakt zu einem Verlag hatten.
Als ich zu rehblau events gewechselt bin, habe ich angefangen, nebenbei ein Buch zu schreiben. Ich habe es erstmal selbstständig auf Amazon veröffentlicht, aber nebenbei noch einen richtigen Verlag gesucht. Und das hat jetzt funktioniert. Und zur Frankfurter Buchmesse geht das dann ganz normal in den Buchhandel. Das wird richtig aufregend.
Ich habe auch noch eine andere Idee, die stelle ich im Sommer vor. Es wird aber kein Sachbuch zum Thema Hochzeit, sondern aus einem anderen Bereich.
Worum geht es in dem Wedding Planer?
Annika: Ich wollte ein Erinnerungsalbum schaffen. Dort gibt es ja auch viele Seiten, in die man einfach Bilder einkleben oder seine Gedanken niederschreiben kann. Und auch Gäste können da reinschreiben. Planer gibt es viele. Aber bisher keine mit Platz für Erinnerungsbilder. Ich wollte das kombinieren mit den besten Tipps.
Was hat dich dazu bewogen, selbstständig zu werden?
Annika: Ich wollte immer mein eigener Chef sein, das wusste ich tief im Inneren schon als Teenager. Im Laufe meiner verschiedenen Jobs habe ich gemerkt, wie sehr mich das Gründen reizt, besonders in einer Branche, die mir so am Herzen liegt. Ich habe keine Angst vor dem Scheitern. Ich bin so jung, ich kann noch alles machen. Ich habe mit 23 Jahren gegründet und dachte mir, dass ja nichts Schlimmes passieren kann. Wenn es nicht funktioniert, dann funktioniert es eben nicht.
Was war deine größte Herausforderung bei der Gründung?
Annika: Oh, das war definitiv die Finanzierung. Viele Banken waren nicht gerade begeistert von meiner Geschäftsidee, und es hat eine Menge Überzeugungsarbeit gebraucht. Zum Glück hat meine jetzige Chefin an meine Idee geglaubt und mir ein Darlehen gegeben – das war ein echter Gamechanger!
Wie kam dein Darlehen zustande?
Annika: Ich hatte einmal bei einem Kongress meiner jetzigen Chefin, ganz grob nebenbei, von meinem Unternehmen erzählt und gefragt, ob sie noch einmal Zeit hätte, sich darüber zu unterhalten. Und am Ende haben wir dann telefoniert und ich wollte einfach nur meine Idee vorstellen, weil ich noch am nächsten Tag eine Finanzierungsrunde hatte. Ich hatte auch nichts vorbereitet. Aber dennoch hat es mit einem Darlehen von ihr geklappt.
Wie läuft eure Zusammenarbeit ab?
Annika: Meine Chefin ist die Erste, die mich fragt, wie's läuft. Sie ist die Erste, die mich irgendwelchen Leuten vorstellt. Und sie ist auch die Erste, die Neuigkeiten von mir erfährt. Sie war auch die Erste, die von dem Verlag erfahren hat und das Buch bekommen hat, als ich es noch selbst verlegt habe. Ich glaube, ohne sie hätte ich es wahrscheinlich schon durchgezogen, aber es wäre viel schwieriger geworden. Es ist toll, wenn du jemanden hinter dir stehen hast, der an dich und deine Idee glaubt.
Was hilft dir beim Durchhalten?
Annika: Ich glaube total an meine Idee, merke aber auch, dass die Umsetzung noch nicht perfekt ist. Ich habe einfach viel Freude dabei, meine Geschäftsidee auszuprobieren und Leuten davon zu erzählen. Das hält einen irgendwie auch bei der Stange. Nur der Glaube an die Idee tut das am Ende nicht.
Was waren deine größten Stolpersteine?
Annika: Wenn ich jetzt zurückblicke auf die Gründungszeit, konnte ich sie eigentlich nie so richtig genießen. Obwohl ich das immer alles freiwillig gemacht habe, war es doch einfach viel Arbeit. Ich komme nicht aus einem Elternhaus mit Infos zu Stipendien. Ich war schon froh, dass ich mich irgendwie selber finanzieren konnte hier in Hamburg. Aber Geld auf die Seite legen oder so, war halt gar nicht drin.
Von vielen Fördermöglichkeiten habe ich auch immer einen Tick zu spät erfahren. Das macht viel mit einem und man denkt viel über Chancengleichheit nach.
Was würdest du Leuten sonst raten, die auch gründen möchten?
Annika: Bleibt dran, auch wenn es schwierig wird! Networking ist superwichtig und man sollte nie aufhören, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Und vergesst nicht: Jede Ablehnung ist nur ein Schritt zum nächsten Ja. Mein Buch wurde ganz oft abgelehnt, bis ich einen Verlag gefunden habe. Und in diesem Jahr bin ich auf der Buchmesse in Frankfurt, um meinen Weddingplaner zu promoten.
Und tatsächlich, es klingt dumm, aber frag einfach Google. Man findet so viel heraus, wenn man die dümmsten Sachen googelt übers Gründen. Also ich glaube, meine regelmäßige Frage war einfach: „Wie gründe ich?“ Dann wurden mir zehn Punkte angezeigt, die ich beachten sollte. Ich habe auch gegoogelt, wie ich mich beim Finanzamt anmelde und dann dort angerufen und nachgefragt.