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Georgien vs. Türkei: Welches Land ist das bessere Investment?

Die Fußball-Europameisterschaft der Männen ist in Deutschland in vollem Gange. Alejandro Aravelo, Leiter Emerging Market Debt im Fixed-Income-Team und Nick Payne, Leiter der Strategie für Global Emerging Markets bei Jupiter, blicken aus diesem Anlass auf die Partie Georgien gegen Türkei - aus Sicht des Profi-Anlegers: Georgien als chancenreicher Börsen-Underdog, Türkei als aussichtsreiches Land im Umschwung.
Georgien
Georgien ist als Land nicht sehr bekannt. Es liegt in einer schwierigen Nachbarschaft, eingezwängt zwischen Russland und der Türkei, und wird deshalb von Investoren oft übersehen – unserer Meinung nach lassen sie sich hier große Chancen entgehen.
Als eine an die EU angegliederte Demokratie mit niedrigen Steuern, einfachen Geschäftsabläufen und – was am wichtigsten ist – großartigem Wein wächst die georgische Wirtschaft weiterhin rasant. Das Land ist zu einem Ziel für Hightech-Start-ups geworden, da gebildete Emigranten aus Russland hier ihre Heimat gefunden haben, und in Bezug auf Verwaltung und Regierungsführung entspricht es westlichen Standards.
In jüngster Zeit haben georgische Aktien einen Teil ihrer starken Performance eingebüßt. Der Grund: Das georgische Parlament hat ein umstrittenes Gesetz mit der Bezeichnung „Gesetz über ausländische Agenten“ verabschiedet. Danach müssen in Georgien tätige Medien und NGOs, die mehr als 30 Prozent ihrer Mittel aus dem Ausland beziehen, dies angeben. Auf den ersten Blick ähnelt dies den Gesetzen in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA, die eine Erklärung über den ausländischen Besitz von Medienunternehmen vorschreiben – in Georgien ist das jedoch heikel, da Russland vor einigen Jahren ein ähnliches Gesetz verabschiedet hat.
Georgien unterhält seit 2008 keine diplomatischen Beziehungen mehr zu Russland, und zirka 80 Prozent der georgischen Bevölkerung befürworten den Beitritt zur EU – ein Ziel, das in der georgischen Verfassung verankert ist. Da im Oktober dieses Jahres Wahlen anstehen, ist es möglich, dass wir bis dahin mehr Lärm sehen werden, aber in einer funktionierenden Demokratie können die Menschen die Regierung abwählen, wenn ihnen dieses Gesetz wirklich nicht gefällt.
Unserer Meinung nach könnte dies eine Kaufgelegenheit für Anleger darstellen. Wir sind Eigentümer der größten georgischen Bank, der Bank of Georgia. Es handelt sich um ein erstklassiges Bankgeschäft, das unglaublich günstig gehandelt wird und in den letzten fünf Jahren eine jährliche Gewinnsteigerung von plus 16 Prozent und eine Eigenkapitalrendite von über 25 Prozent erzielt hat!
Die Aktie hat sich in der Zeit, in der wir sie besaßen, sehr gut entwickelt und ist fast um das Vierfache gestiegen, selbst nachdem sie einen Teil ihrer jüngsten starken Performance wieder eingebüßt hat. Wir sind sehr optimistisch, was die weiteren Aussichten angeht, und glauben, dass die Aktie noch einen langen Weg vor sich hat.

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Nick Payne, Head of Strategy, Global Emerging Markets
Türkei
Nach vielen Jahren unorthodoxer Geldpolitik und im Anschluss an die letzten Präsidentschaftswahlen, die erneut Erdogans Führungsrolle bestätigten, erlebte die Türkei in den letzten zwölf Monaten einen unerwarteten Umschwung. Die Zentralbank begann, die Zinssätze zu erhöhen und ging zu einem angemesseneren geldpolitischen Kurs über.
Die unerwartete schrittweise Normalisierung mit Zinssätzen von 8,5 Prozent bis 50 Prozent hat bei den Anlegern, die die Türkei eine Zeit lang als strukturell untergewichtet betrachtet hatten, eine positive Stimmung ausgelöst. Während die Währung nicht aufwertete, kam es zu einer deutlichen Verengung der Kreditspreads für auf US-Dollar lautende Anleihen (Unternehmen und Staaten) sowie zu Zuflüssen in lokale Anleihen. Der 5-jährige CDS für die Türkei ging von 600 Basispunkten auf weniger als 270 Basispunkte zurück (Stand: 29. Mai 2024).
Wenn das Land auf dem derzeitigen Weg der Hinwendung zu einer orthodoxen Geldpolitik bleibt, sind die Aussichten positiv. Aber das ist natürlich ein großes „Wenn“, wenn man die vielen Veränderungen in der jüngsten Geschichte des Landes bedenkt.
Derzeit halten wir eine leichte Übergewichtung des Landes in unseren EM-Hartwährungsanleiheportfolios. Bei den Unternehmen gefallen uns vor allem Industriewerte, einige Konsumtitel und einige ausgewählte Titel aus den Sektoren Fluggesellschaften, Versorger und Finanzwerte.
Alejandro Arevalo, Head of Emerging Market Debt im Fixed Income Team, spezialisiert auf Schwellenländeranleihen
