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Laut Medienbericht Kahlschlag bei Baufinanzierung: Deutsche Bank will Angebot zusammenlegen

Neubaugebiet in Schmallenberg, Nordrhein-Westfalen
Neubaugebiet in Schmallenberg, Nordrhein-Westfalen: Die Deutsche Bank will ihr Baufinanzierungsangebot stark ausdünnen. | Foto: imago images/Hans Blossey

Die Deutsche Bank verschlankt ihren Bereich Baufinanzierungen. Drei ihrer Konzernmarken, die bislang unabhängig voneinander Baufinanzierung anbieten, sollen ihr Geschäft in Zukunft einheitlich steuern, berichtet das „Handelsblatt“.  Es handelt sich um die Marken Deutsche Bank, DSL und BHW.  Im Rahmen der Verschlankung sollten „Prozesse harmonisiert und Doppelarbeiten reduziert werden“, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise.

Demnach dürften durch den Umbau im Baufi-Bereich auch Arbeitsplätze wegfallen. Die Deutsche Bank setze dabei auf die „natürliche Fluktuation“ ihrer Angestellten, zudem wolle man Mitarbeiter in andere Bereiche verlagern. In der Privatkundensparte der Deutschen Bank seien aktuell gut 17.000 Personen beschäftigt.

Baufinanzierungsmarkt „grundlegend verändert“ 

Ein Sprecher der Bank begründete das Vorhaben laut dem Bericht mit Entwicklungen infolge der Digitalisierung, der Zinswende und gestiegenen Inflationsraten. Der Baufinanzierungsmarkt habe sich „grundlegend verändert“. Die Deutsche Bank wolle den Bereich daher „effizienter, schneller und damit auch kostengünstiger“ machen.

 

Der geplante Rückbau im Baufi-Bereich bei der Deutschen Bank liegt auf einer Linie mit anderen Beobachtungen und Rückmeldungen aus der Branche. So berichtete das Beratungsunternehmen Barkow Consulting jüngst von einem deutlichen Rückgang im Baufinanzierungs-Kreditbestand bei Volksbanken und Sparkassen. 

Der Baufinanzierungsspezialist Dr. Klein sprach gegenüber unserem Portal von einer gesunkenen Nachfrage nach Baukrediten. „In der täglichen Beratung erleben wir Zurückhaltung“, formuliert es der Niederlassungsleiter Lübeck, Henning Ludwig.

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Viele Kaufinteressierte warteten aktuell lieber ab, wie sich Zinsen und Immobilienpreise weiter entwickelten. Das Interesse an Finanzierungen sei gerade im Bereich Neubauten zurückgegangen - sowohl bei Immobilien von Bauträgern als auch bei privaten Neubauten. Bei Dr. Klein sieht man neben verteuertem Baumaterial und gestiegenen Handwerkerkosten auch die neu geforderten Energieeffizienzstandards als ursächlich für den Einbruch in diesem Bereich an. 

Kreditnehmer machen Abstriche 

Eine große Belastung aus Verbrauchersicht bilden auch die gestiegenen Kreditzinsen. „Abhängig von der Beleihung und der Dauer der Zinsbindung werden derzeit für ein typisches Darlehen zwischen 3,8 und 5,3 Prozent Zinsen pro Jahr fällig“, weiß Marc Daedelow, Geschäftsführer bei Qcoon Real Estate, Immobilienarm des Family Office Qcoon. Dagegen war ein zehnjähriger Baukredit 2021 noch für zeitweise unter einem Prozent Zinsen zu haben. 

Auch der Spezialanbieter für Baufinanzierung Interhyp berichtete jüngst von zurückhaltenden Kunden. „Wir nehmen wahr, dass das Thema Immobilienkauf derzeit mit vielen Unsicherheiten und Ängsten verbunden ist“, sagte die Vorständin für das Privatkundengeschäft Mirjam Mohr gegenüber DAS INVESTMENT. 

Offenbar gehen viele Immobilieninteressenten mittlerweile jedoch auch Kompromisse ein: Wer trotz der widrigen Umstände einen Immobilienkredit beantragt, begnügt sich auch mit kleineren Summen. Bei Dr. Klein beobachtet man: Das Volumen eines durchschnittlichen Baukredits ist gesunken. Bereits 2022 nahmen Kunden mit 370.670 Euro im Mittel 5 Prozent weniger Geld auf als noch 2021.


Anmerkung: In einer früheren Version des Artikels hieß es, die Deutsche Bank wolle ihr Baufinanzierungsangebot zusammenstreichen. Bei der Bank betont man jedoch, dass vor allem parallel laufende Prozesse innerhalb des Konzerns durch Zusammenlegen zu einer Einheit effizienter abgewickelt werden sollen. Das Angebot gegenüber Kunden werde dadurch nicht eingeschränkt. Wir haben dies im Text angepasst.

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