Kai Lucks über den Handelskonflikt
Stresstest für den Westen
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:02 Uhr
China hat sich in den vergangenen Jahren schleichend an die Spitze der Weltwirtschaft gesetzt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, beschreibt die Folgen für Europa und die USA.
Die Lokalisierung, die Flexibilisierung, die schnellen Verlagerungsmöglichkeiten können praktisch auf jede Zollpolitik reagieren. Die Kräfte aus dem globalen Verbund sind nationalen Alleingängen auch der größten Player überlegen.
Verfolgt Trump stattdessen seine Abgrenzungspolitik unverändert weiter, dann wird er die US-Wirtschaft nachhaltig schädigen und den Aufstieg Chinas noch beschleunigen. Die Weichen dahin sind leider schon gestellt: Aufgrund seiner Drohung, Huawei von US-Halbleitern abzuschneiden, forciert China jetzt Ausbau und Abrundung der eigenen Mikroelektronik-Industrie.
8. Weitere Perspektiven
Zu den genannten „Außenrisiken“ gesellen sich interne...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Lokalisierung, die Flexibilisierung, die schnellen Verlagerungsmöglichkeiten können praktisch auf jede Zollpolitik reagieren. Die Kräfte aus dem globalen Verbund sind nationalen Alleingängen auch der größten Player überlegen.
Verfolgt Trump stattdessen seine Abgrenzungspolitik unverändert weiter, dann wird er die US-Wirtschaft nachhaltig schädigen und den Aufstieg Chinas noch beschleunigen. Die Weichen dahin sind leider schon gestellt: Aufgrund seiner Drohung, Huawei von US-Halbleitern abzuschneiden, forciert China jetzt Ausbau und Abrundung der eigenen Mikroelektronik-Industrie.
8. Weitere Perspektiven
Zu den genannten „Außenrisiken“ gesellen sich interne Schwächen, wie bereits am Beispiel Deutschland angerissen. Doch auch andere Länder werden damit zu kämpfen haben. Hinzu treten neue Probleme, die aus einer „Entnetzung“ in unserer allumfassend digitalen Welt entstehen.
Implosionsrisiken in China
China könnte auf absehbare Zeit die Rollen, die die USA auf der Welt übernommen hatte, gar nicht ausfüllen. Das weltweite Allianznetz der Amerikaner ist um ein Vielfaches größer als das der Chinesen, und China will gar nicht die Mittel für die vielfachen Präsenzen aufwenden. Natürlich kann China den leisen Weg gehen, ohne Waffen, mit Infrastrukturprojekten Länder erschließen, wie dies derzeit mithilfe der „Belt & Road“- Offensive passiert.
Aber auch China fürchtet sich vor seinen Implosionskräften. Diese sind die Überalterung der Bevölkerung, die daraus folgende Schrumpfung des Binnenmarktes und abnehmende Zahlungsfähigkeit. Als größte Gefahr droht den Chinesen die informatorische Öffnung, das heißt das Eindringen von demokratischen Ideen und damit das Ende der heutigen Digital-Diktatur.
Das heutige System China wird nur so lange bestehen, wie das Volk bereit ist, die Kontrolle und den Druck aus dem obersten Volkskongress zu ertragen, wie es ihm die Wohlstandswachstum und Sicherheiten verschafft. Kippt der Zugewinn, wankt auch die Zuneigung. Dann wird es schwerer werden, ein 1,4-Milliarden-Volk durch Angst in Schach zu halten.
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