Kai Lucks über den Handelskonflikt
Stresstest für den Westen
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:02 Uhr
China hat sich in den vergangenen Jahren schleichend an die Spitze der Weltwirtschaft gesetzt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, beschreibt die Folgen für Europa und die USA.
Zweifellos sucht China mithilfe seines Programms der „Neuen Seidenstraße“ und im Verbund mit dem 16-plus-1-Vertragsnetzuwerk die Hegemonie auf dem gemeinsamen Kontinent und unterwandert systematisch die Europäische Union durch chinesische Infrastrukturen. Dabei verhalten sich die Europäer merkwürdig still – denn die Interessen ihrer Mitglieder weichen weit voneinander ab.
Entgegen aller Kritik am Stil Trumps wird auch seine Offensivität bewundert – spricht er doch Probleme an, die unter der Übermacht Chinas keiner so offen adressiert. Die „kleinen“ Europäer wagen das wegen des chinesischen Übergewichts und möglicher Gegenmaßnahmen nicht. Aber der „starke Mann aus Amerika“ kann das. Das...
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Zweifellos sucht China mithilfe seines Programms der „Neuen Seidenstraße“ und im Verbund mit dem 16-plus-1-Vertragsnetzuwerk die Hegemonie auf dem gemeinsamen Kontinent und unterwandert systematisch die Europäische Union durch chinesische Infrastrukturen. Dabei verhalten sich die Europäer merkwürdig still – denn die Interessen ihrer Mitglieder weichen weit voneinander ab.
Entgegen aller Kritik am Stil Trumps wird auch seine Offensivität bewundert – spricht er doch Probleme an, die unter der Übermacht Chinas keiner so offen adressiert. Die „kleinen“ Europäer wagen das wegen des chinesischen Übergewichts und möglicher Gegenmaßnahmen nicht. Aber der „starke Mann aus Amerika“ kann das. Das wirkt fast schon selbstlos – denn die USA gehen aus dem Geschehen auch nicht unverletzt heraus.
Deutschland mitten im Spannungsfeld
Unter allen Drittländern steht Deutschland mitten im Spannungsfeld. Deutschland hat mit China dieselben Probleme wie die USA, also auch negative Handelsbilanz und Technologieraub.
Deutschland wird wegen seiner Exportkraft besonders von den USA als potenzieller Gegner wahrgenommen, obwohl der Abstand gegenüber den Schwergewichten USA und China deutlich ist. Die USA sind mit einem Bruttosozialprodukt von 20 Billionen US-Dollar viermal so groß wie Deutschland.
Differenzen in der Digitalwirtschaft
Noch deutlicher wird der Unterschied, wenn man sich die Zukunftstechnologien der Länder ansieht, etwa am Beispiel der Digitalwirtschaft, insbesondere bei den bereits genannten Internet-basierten Geschäften.
Die Gewichtsverhältnisse in diesem entscheidenden Wirtschaftssegment bewegen sich zwischen den USA, China und Deutschland im Verhältnis von 16 zu 4 zu 1. Der Trend macht es noch deutlicher: Die USA gewinnen in den westlichen Märkten noch hinzu, China baut seine Position aus, Deutschland verliert noch weiter und eine „Gesamtposition Europa“ ist wegen der Zersplitterung der europäischen Kräfte gar nicht erkennbar.
2. Schutzmauern und Schlachtfelder
China sichert diese Branche durch eine „Digitalmauer“, hinter der nicht nur alle chinesischen Unternehmen gegen den Westen geschützt sind, sondern auch durch totale Abschottung des „chinesischen Internets“, das damit zu einem „nationalen Intranet“ degradiert wurde. Hinter dieser Schutzmauer und durch den systematischen Abgriff westlicher Technologien konnte sich zum Beispiel Huawei entwickeln, die außerhalb Chinas erfolgreich mitspielen.
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