Kai Lucks über den Handelskonflikt
Stresstest für den Westen
Aktualisiert am 05.03.2020 - 15:02 Uhr
China hat sich in den vergangenen Jahren schleichend an die Spitze der Weltwirtschaft gesetzt. Kai Lucks, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, beschreibt die Folgen für Europa und die USA.
Die Unverhältnismäßigkeit und Wirkungslosigkeit der Maßnahmen wird Trump wohl letzten Endes auch klar geworden sein. Auf dem G7-Gipfel in Biarritz im August 2019 deuteten beide Präsidenten offenbar eine Beilegung des Streits an.
4. Die Welt der Wirtschaft
Global operierende Konzerne als Weltmächte
Die Lehre aus diesem Vorstoß ist wieder einmal: Man kann die Zollpolitik nicht ohne den Wirt machen, sprich ohne die Wirtschaft. Die Unternehmen richten ihre Geschäftspolitik auf ihre Hauptabsatzmärkten aus. Diese entscheidet über die globale Verteilung ihrer Wertschöpfung und die jeweiligen Lokalisierungen.
Gemessen an ihrem Börsenwert können es die größten Konzerne...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
Da diese Artikel nur für Profis gedacht sind, bitten wir Sie, sich einmalig anzumelden und einige berufliche Angaben zu machen. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.
Die Unverhältnismäßigkeit und Wirkungslosigkeit der Maßnahmen wird Trump wohl letzten Endes auch klar geworden sein. Auf dem G7-Gipfel in Biarritz im August 2019 deuteten beide Präsidenten offenbar eine Beilegung des Streits an.
4. Die Welt der Wirtschaft
Global operierende Konzerne als Weltmächte
Die Lehre aus diesem Vorstoß ist wieder einmal: Man kann die Zollpolitik nicht ohne den Wirt machen, sprich ohne die Wirtschaft. Die Unternehmen richten ihre Geschäftspolitik auf ihre Hauptabsatzmärkten aus. Diese entscheidet über die globale Verteilung ihrer Wertschöpfung und die jeweiligen Lokalisierungen.
Gemessen an ihrem Börsenwert können es die größten Konzerne der Welt durchaus mit ganzen Ländern aufnehmen. An der weltweiten Spitze liegen die US-Unternehmen Amazon, Apple und Microsoft, die wechselweise die „Schallgrenze“ in Marktwerten von einer Billion US-Dollar testen. Das ist mehr als der Wert aller 30 deutschen DAX-Konzerne zusammen. Zieht man das Bruttosozialprodukt von Ländern als Vergleichswert heran, wären Amazon und Microsoft zusammen wertvoller als ganz Russland.
Konzerne und Konsumenten als Verlierer
Jeder Fall politisch motivierter neuer Barrieren zwischen den führenden Wirtschaftsnationen macht international operierende Unternehmen zu Verlierern. Zölle schöpfen Unternehmenswerte ab. Offene und zollfreie Auseinandersetzungen unter den besten Unternehmen der Welt halten diese Unternehmen schlank und innovativ.
Scheinbar schützende Zollbarrieren schwächen diese Unternehmen, da dies den Wettbewerbsdruck mindert. Trump fördert dagegen kranke und überreife Branchen, etwa mit Zollbarrieren zum Schutz der Stahlindustrie im „Rust Belt“ – und schädigt damit auch die gesunden zukunftsorientierten Industrien der USA, die die verteuerten Stähle kaufen müssen oder etwa unter Gegenmaßnahmen Chinas leiden.
5. Mehrere Wirkungskräfte
Außen- versus Innendruck
Man sollte nun meinen, die Triebkräfte für die wirtschaftlich-technischen Auseinandersetzungen zwischen den USA, China und dazwischen Deutschland, seien allein Außenkräfte, die auf die Länder drücken. Das ist so vereinfachend falsch. Zu den Außenkräften, etwa aus dem Wettbewerb der Nationen und ihrer Zollbarrieren, kommen Innenkräfte hinzu: zusätzlich belastende Faktoren in Form von Unterdruck. Diese wirken auch dann noch selbstzerstörend, selbst wenn der Außendruck abnehmen würde.
Über den Autor