Kai Lucks über Digitalisierung
Deutschland im Hintertreffen
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Roboter beim Global Media Forum in Bonn: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Foto: imago images / Sven Simon
Eines der Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft ist das Beharren auf alten Erfolgsrezepten, ist Kai Lucks überzeugt. Hier erklärt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, wie sich diese Rückgewandheit im Digitalisierungs-Wettlauf zeigt.
Für den „Wettlauf um die Digitalisierung“ heißt dies, dass nicht die Technik den deutschen Fortschritt taktet – dazu stehen enorme Instrumente bereits zur Verfügung und das weitere Potenzial ist gewaltig – sondern die bremsenden Kräfte. Nicht die USA und China überrollen Deutschland, sondern es sind die Implosionskräfte, für die wir selbst verantwortlich sind.
Verlust wissensbasierter Industrien
Vor diesem Hintergrund hat Deutschland viele wissensbasierte Industrien verloren: Braune Ware, Fotoindustrie, Computerindustrie, „Big“ Pharma, Kommunikationsbrache, Kernkraft und jüngst die Fotovoltaik.
Mit dem Verlust einzelner Industrien gingen Kompetenzen verloren, die in viele andere Branchen hineinwirkten und diese befruchteten. Zum Beispiel Kernkraft: Zahlreiche Spitzentechnologien wurden identifiziert, die für andere Branchen große Entwicklungssprünge versprachen, so etwa für die Medizin, Umwelt und Materialbearbeitung. Diese hätten Deutschland in neue Führungspositionen gebracht. Mit dem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft wurde die Weiterentwicklung im Nuklearsektor gestoppt. Die neuen Zielbranchen konnten die Forschungen nicht übernehmen, weil sie diese nicht im Alleingang hätten finanzieren können.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Für den „Wettlauf um die Digitalisierung“ heißt dies, dass nicht die Technik den deutschen Fortschritt taktet – dazu stehen enorme Instrumente bereits zur Verfügung und das weitere Potenzial ist gewaltig – sondern die bremsenden Kräfte. Nicht die USA und China überrollen Deutschland, sondern es sind die Implosionskräfte, für die wir selbst verantwortlich sind.
Verlust wissensbasierter Industrien
Vor diesem Hintergrund hat Deutschland viele wissensbasierte Industrien verloren: Braune Ware, Fotoindustrie, Computerindustrie, „Big“ Pharma, Kommunikationsbrache, Kernkraft und jüngst die Fotovoltaik.
Mit dem Verlust einzelner Industrien gingen Kompetenzen verloren, die in viele andere Branchen hineinwirkten und diese befruchteten. Zum Beispiel Kernkraft: Zahlreiche Spitzentechnologien wurden identifiziert, die für andere Branchen große Entwicklungssprünge versprachen, so etwa für die Medizin, Umwelt und Materialbearbeitung. Diese hätten Deutschland in neue Führungspositionen gebracht. Mit dem Beschluss zum Ausstieg aus der Atomkraft wurde die Weiterentwicklung im Nuklearsektor gestoppt. Die neuen Zielbranchen konnten die Forschungen nicht übernehmen, weil sie diese nicht im Alleingang hätten finanzieren können.
Diese Erfahrung zeigt: Der Verlust einzelner wissensbasierter Branchen hat große negative Auswirkungen auf die ganze Wirtschaft. Derartige Verluste sind unumkehrbar, denn Wettbewerber aus dem Ausland treiben die Entwicklung weiter, füllen die Lücken.
Digitaltechnik: eine Schlüsselindustrie
Mit dem Ausstieg aus der Konsumelektronik, aus der Computertechnik, aus der Kommunikationstechnik hatte sich Deutschland bereits den Einzug als führende Nation der Internet-Gesellschaft verbaut. Das allumfassende Kommunikationsnetz entpuppte sich als der Schlüssel für eine neue Industriegeneration, der „Smart Community“, in der nicht nur alle Menschen weltweit vernetzt sind, sondern in noch viel höherem Maße seine Geräte, die „Smart Devices“ und Dienstleistungen („Smart Services“). Diese treiben die Industrie von heute.
Das schlägt sich vor allem in den Börsenwerten der führenden Unternehmen nieder. So sind Microsoft und Apple allein mehr wert als alle DAX-30-Unternehen zusammen und mit dem Cash von Apple könnten theoretisch alle deutschen Autobauer aufgekauft werden.
Die Internet-getriebene Industrie: ein Gewichtsvergleich
Bis auf wenige Unternehmen, die vom Internet profitieren konnten, fiel unser Land dramatisch zurück. Das Verhältnis der Marktwerte der Unternehmen im strategisch entscheidenden Industriesegment, das vom Internet und den engsten damit verbundenen Produkten getrieben wird, beträgt heute zwischen USA, China und Deutschland 16 zu 4 zu 1.
Im Trend verliert Deutschland laufend weiter. Im Online-Handel ist der Unterschied besonders dramatisch: Der Unternehmenswert-Unterschied zwischen Amazon und dem führenden deutschen Player, der Otto-Gruppe, liegt bei 100 zu 1.
Die digitale Vernetzung als Hebel für den Energiesektor
Das Internet ist die Grundlage für den Online-Handel. Die digitale Vernetzung geht aber weit über die eigentliche Digitalbranche hinaus. Sie hebelt und ertüchtigt weitere Netze, vor allem die Energiebranche, vom Erzeuger bis zum Endkunden. Dieser kann dank Internet schließlich selbst zum Energieerzeuger werden, dem Flexsumer, der in Mangelsituationen Versorgungslöcher stopft und sich beliebig mit anderen Anbietern zu sogenannten virtuellen Kraftwerken zusammenschließen kann.
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