Kai Lucks über Digitalisierung
Deutschland im Hintertreffen
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Roboter beim Global Media Forum in Bonn: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Foto: imago images / Sven Simon
Eines der Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft ist das Beharren auf alten Erfolgsrezepten, ist Kai Lucks überzeugt. Hier erklärt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, wie sich diese Rückgewandheit im Digitalisierungs-Wettlauf zeigt.
Sollte das hier skizzierte „2,3-Szenario“ tatsächlich seinen Weg nehmen, dann reichen weder die bebauungsfähigen Windenergieplätze aus, noch Fotovoltaik, noch die nötigen Netze vom Erzeuger bis zum Konsumenten.
Pragmatismus andernorts
Andere Länder stehen vor vergleichbaren Herausforderungen. Sie haben sich aber nicht auf die totale Ausschaltung von Kernenergie und fossile Erzeugung eingeschworen wie wir. Niemand wird an Brückentechnologien vorbeikommen. Niemand kann auf Back-up-Kraftwerke verzichten, wenn einmal Windstille herrscht und keine Sonne scheint.
Konzepte der näheren Zukunft wie etwa Wasserstoffwirtschaft auf der Basis dezentraler Strom-Überproduktion sind auf absehbare Zeit zu teuer und technisch noch nicht ganz abgesichert. Kernkraft ist in Deutschland tabu, wird nach dem Ausstieg auch nicht mehr kommen. Andere Länder haben aber bereits erkannt, dass Wind und Sonne angesichts des beschriebenen Wachstumsszenarios keinesfalls ausreichen.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Sollte das hier skizzierte „2,3-Szenario“ tatsächlich seinen Weg nehmen, dann reichen weder die bebauungsfähigen Windenergieplätze aus, noch Fotovoltaik, noch die nötigen Netze vom Erzeuger bis zum Konsumenten.
Pragmatismus andernorts
Andere Länder stehen vor vergleichbaren Herausforderungen. Sie haben sich aber nicht auf die totale Ausschaltung von Kernenergie und fossile Erzeugung eingeschworen wie wir. Niemand wird an Brückentechnologien vorbeikommen. Niemand kann auf Back-up-Kraftwerke verzichten, wenn einmal Windstille herrscht und keine Sonne scheint.
Konzepte der näheren Zukunft wie etwa Wasserstoffwirtschaft auf der Basis dezentraler Strom-Überproduktion sind auf absehbare Zeit zu teuer und technisch noch nicht ganz abgesichert. Kernkraft ist in Deutschland tabu, wird nach dem Ausstieg auch nicht mehr kommen. Andere Länder haben aber bereits erkannt, dass Wind und Sonne angesichts des beschriebenen Wachstumsszenarios keinesfalls ausreichen.
Über den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken, über den Neubau hinaus, haben mehrere Länder beschlossen, die Kernkraftindustrie wieder neu zu beleben. In den USA ist das Bill Gates (!) mit einer eigenen Kernkraftentwicklung. Der US-Senat hat sich den Ausbau der Kernkraftindustrie ins Programm geschrieben.
Putin sagt explizit, dass Russland nun die industrielle Lücke füllen soll, die Siemens nach seinem Ausstieg hinterlassen hat. Auch die Japaner planen den Neuaufbau der Kernkraftwirtschaft, ganz zu schweigen von China, die weltweit führend sind beim Errichten von KKWs, mit 54 im Bau befindlichen Kernkraftwerken.
Teure Nachbarschaftshilfe für Deutschland
Ohne Auslandshilfe werden wir nicht auskommen. Als mögliche Nuklearstromlieferanten für Deutschland bieten sich unsere Nachbarn an, vor allem Tschechien und Frankreich. Großbritannien baut derzeit das ehrgeizigste europäische Projekt, nämlich Hingston Point 1 und 2, ironischerweise mit chinesischer Finanzierung. Allen können wir dankbar sein, denn von dort kommt dann der Strom, der uns mangels Sonne und Wind in den Spitzenzeiten fehlt.
Und in Zukunft durchgängig fehlen würde, wenn eines der Wachstumsszenarien zum Tragen käme. Die Nachbarschaftshilfe kommt Deutschland allerdings teuer. Vereinbart sind grenzüberschreitende Spotmarktpreise. Wenn Deutschland dringend Kernkraftstrom braucht, liegen die Preise oben.
Wenn wir durch Wind und Sonne zu viel produzieren, muss regenerativ erzeugter Strom ins Ausland abgeführt werden, weil sonst Stromspannungen und -frequenzen in Deutschland aus dem Ruder laufen würden. Da dies bei Überversorgung stattfindet, muss Deutschland dafür zahlen, dass die Nachbarn uns durch Abnahme der Überproduktion von Regenerativstrom aus der Patsche helfen.
Deutsche Infrastrukturen auf den letzten Plätzen
Damit sind die deutschen Infrastrukturprobleme bei der Stromversorgung kurz umrissen. Nicht besser sieht es bei der Netz-Infrastruktur für Daten und IT-Dienste aus. Deutschland liegt im OECD-Vergleich beim Breitbandausbau auf einem der hintersten Plätze.
Entlang deutscher Autobahnen können wir nicht einmal durchgängig telefonieren. Die „deutsche Nabelschau“ hat uns Kupferleitungen ins Haus beschert, mit der man gut fernsehen kann, die aber die hohen für heute erwarteten Datengeschwindigkeiten nicht liefern können. Deshalb ist Deutschland „Glasfaser-Entwicklungsland“.
Für den Mobilfunk lief kürzlich die 5G-Ausschreibung, obwohl 4G LTE noch nicht einmal überall verfügbar ist. Das neue Netz wird uns quasi Echtzeit-Datenübertragung bescheren, mit Antwortzeiten von einer Millisekunde. Dies wird der „Normalkunde im Haushalt“ so nicht brauchen. Echtzeitkommunikation wird aber zum Beispiel beim autonomen Fahren benötigt, sowohl in der Car-to-car-Kommunikation als auch in der Fahrzeugverbindung mit der Infrastruktur.
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