Kai Lucks über Digitalisierung
Deutschland im Hintertreffen
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Roboter beim Global Media Forum in Bonn: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher. Foto: imago images / Sven Simon
Eines der Hauptprobleme der deutschen Wirtschaft ist das Beharren auf alten Erfolgsrezepten, ist Kai Lucks überzeugt. Hier erklärt der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Mergers & Acquisition, wie sich diese Rückgewandheit im Digitalisierungs-Wettlauf zeigt.
Wir laufen damit in das Trauma hinein, das etwa die Franzosen schon lange schmerzt: Frustrationen ganzer Studienabgänger-Generationen mangels Wunscharbeitsplätzen. Stattdessen etwa Taxifahren. Durch die anstehende digitale Transformation verschlimmert sich diese Situation noch: Routinetätigkeiten, wie sie etwa Steuerberatungsgehilfen ausüben, können aus technischer Sicht heute automatisiert werden. Auch Junior-Anwälte sind gefährdet, wenn ihnen nur die Routinedurchsicht von Standardverträgen obliegt.
Das können Maschinen in großem Maße auch, und zwar ohne Ermüdungsfehler. Dagegen wehren sich jedoch noch Mitarbeiter und Kunden, und es fehlen vor allem Kompetenzen für das dafür erforderliche komplexe Migrationsmanagement. So liegen in vielen vergleichbaren Funktionstypen bei Industrie, Dienstleistung und Verwaltung die Automatisierungspotenziale im hohen zweistelligen Bereich, die faktische Automatisierung jedoch bei niedrigen einstelligen Prozentwerten.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Wir laufen damit in das Trauma hinein, das etwa die Franzosen schon lange schmerzt: Frustrationen ganzer Studienabgänger-Generationen mangels Wunscharbeitsplätzen. Stattdessen etwa Taxifahren. Durch die anstehende digitale Transformation verschlimmert sich diese Situation noch: Routinetätigkeiten, wie sie etwa Steuerberatungsgehilfen ausüben, können aus technischer Sicht heute automatisiert werden. Auch Junior-Anwälte sind gefährdet, wenn ihnen nur die Routinedurchsicht von Standardverträgen obliegt.
Das können Maschinen in großem Maße auch, und zwar ohne Ermüdungsfehler. Dagegen wehren sich jedoch noch Mitarbeiter und Kunden, und es fehlen vor allem Kompetenzen für das dafür erforderliche komplexe Migrationsmanagement. So liegen in vielen vergleichbaren Funktionstypen bei Industrie, Dienstleistung und Verwaltung die Automatisierungspotenziale im hohen zweistelligen Bereich, die faktische Automatisierung jedoch bei niedrigen einstelligen Prozentwerten.
Unter dieser erkennbaren Fehlsteuerung leiden junge Absolventen, entstehen Ängste vor Arbeitsplatzverlusten und resultieren niedrige Gehälter wegen Überhang von Arbeitssuchenden auf Positionen, die der Arbeitsmarkt kaum braucht.
Vor dieser Kulisse entstehen dann auch absurde, weil unbezahlbare Modelle wie das bedingungslose Grundeinkommen für alle, die nicht arbeiten. An dieser Stelle ist aber genau abzugrenzen von sozial Bedürftigen. Der Sozialstaat muss erhalten bleiben, kann aber nur so lange bestehen wie die Ausgaben auch erwirtschaftet werden.
Arbeitsplatzsicherung kann gelingen
Wenig gefährdet sind dagegen gewerblich Ausgebildete, vor allem wenn deren Tätigkeitsmerkmale vielfältig sind, basierend auf gefragter Fachkompetenz, gemischt aus manueller Tätigkeit, geistiger Leistung, Improvisation und Reagibilität. Diese Vielfalt lässt sich nämlich nicht automatisieren.
Das kann keine künstliche Intelligenz, kein Computer-geführter Manipulator leisten. Zum heute geforderten Wissensprofil gehören dann aber auch eine dualorientierte Ausbildung, die die handwerklichen Techniken, deren Wissens-Hintergründe, Wirtschafts- und vor allem die jeweils erforderlichen IT-Kenntnisse abdeckt.
Wenn es uns nicht gelingt, unser derzeitiges Ausbildungsprofil in diese Richtung zu drehen, dann wird Deutschland auch die digitale Transformation nicht hinbekommen. Denn das ist deren wirtschaftliche und gesellschaftliche Grundlage.
Kulturwandel benötigt
Hierfür benötigen wir einen Kulturwandel. Das hohe Image eines vielseitig tätigen „Geist-Hand-Werkers“ für das digitalgetriebene Zeitalter muss neu geschaffen und propagiert werden. Und wir müssen liefern, nicht nur predigen. Dazu müssen neue Rahmenbedingungen für die Ausbildung geschaffen werden, vielfältige Investitionen sind zu tätigen. Es müssen entsprechende Institutionen umgebaut, ergänzt und vor allem vorneweg die Lehrkräfte ausgebildet werden.
Das geht nicht von heute auf morgen. Das geht auch nicht, ohne dass herkömmliche Silos aufgebrochen werden. Auch der Lehrberuf muss durchlässig werden, unter Öffnung der Lehrinstitutionen und unter Mitwirkung von Industrie, Dienstleistung und Verwaltung.
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