Kai Lucks über Entwicklungshilfe in Afrika
Viel hilft nicht unbedingt viel

Kai Lucks über Entwicklungshilfe in Afrika
Die Herausforderungen und Bedrohungen Afrikas sind gewaltig: Der Kontinent kann seine Bewohner nicht mehr ernähren. Ein Viertel der weltweit fast 60 Millionen Geflüchteten befinden sich in dort. Zwei Drittel der über 1,2 Milliarden Afrikaner würden auswandern. Die Bevölkerung Afrikas wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 auf 2,5 Milliarden und bis 2100 auf 4,4 Milliarde...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Die Herausforderungen und Bedrohungen Afrikas sind gewaltig: Der Kontinent kann seine Bewohner nicht mehr ernähren. Ein Viertel der weltweit fast 60 Millionen Geflüchteten befinden sich in dort. Zwei Drittel der über 1,2 Milliarden Afrikaner würden auswandern. Die Bevölkerung Afrikas wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen bis zum Jahr 2050 auf 2,5 Milliarden und bis 2100 auf 4,4 Milliarden Menschen wachsen.
Afrika ist der ärmste aller Kontinente, mit dem größten Anteil von Menschen, deren Einnahmen unter 1,9 US-Dollar pro Tag liegen. Tansanias Präsident John Magufuli hat es offen ausgesprochen: „Afrika, der an Rohstoffen reichste Kontinent, ist gleichzeitig auch der ärmste – wegen seiner unfähigen Verwaltungen“.
Werden keine Lösungen für Afrika gefunden, könnte eine Fluchtwelle nie gekannten Ausmaßes auch Europa mit in den Abgrund reißen.
Milliardenschwere Hilfsprogramme haben die Afrikaner in Abhängigkeit statt Selbstständigkeit gebracht. Eingriffe aus dem Ausland, etwa Schenkungen von Getreide oder Export von Geflügelresten zerstören wirtschaftliche Eigenstrukturen, führen zu weiterer Arbeitslosigkeit und Lethargie. In Ländern wie Somalia ist jede Eigeninitiative erstickt. Kommt die Dürre, kommt auch Hilfe. Lebensmittellieferungen und medizinische Rettungsprogramme aus dem Westen schoben das Bevölkerungswachstum an. In der Folge wuchsen die Stämme und Clans über das hinaus, was die regionalen Ressourcen ihnen zur Verfügung stellen.
Deutschland gehört auf den ersten Blick zu den größten Unterstützern Afrikas. Die OECD kommt jedoch zu einem vernichtenden Urteil: Unter allen Nationen steht die deutsche Entwicklungshilfe mit an vorderster Stelle bezüglich eingesetzter Mittel, ist aber Schlusslicht beim Fokussierungsgrad.
Seit 2013 zahlte die Bundesrepublik 25,02 Milliarden Euro Entwicklungshilfe und hat 3.211 Projekte in 19 Sektoren finanziert. Die staatlichen Stellen und die Wohlfahrtsorganisationen können die Probleme nicht allein lösen, besonders nicht mit überholten Instrumenten der Entwicklungshilfe. Wir haben damit rund 40 Jahre verloren, in denen die lokalen Strukturen nicht grundlegend verbessert wurden.
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