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Kai Röhrl: "Es gibt so viele Perlen in den Schwellenländern"

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DAS INVESTMENT.com: Wo waren die vorher?

Röhrl: Im Wesentlichen zuhause. Gekauft wurden in erster Linie US-Aktien und Treasuries oder vielleicht so was Exotisches wie Bundesanleihen. Nun öffnen sie sich dem Thema. Neben den Kapitalströmen gibt es weitere Indikatoren: Der Finanzplatz London verliert zuletzt an Bedeutung. Und wer profitiert davon? New York? Frankfurt? Zürich? Nein es sind Hongkong, Shanghai oder Peking. Zuletzt war der Presse zu entnehmen, dass der Chef einer großen Bank mit britischen Wurzeln seinen Dienstsitz von London nach Hongkong verlegt hat. Die Finanzindustrie ist eine Domäne der entwickelten Länder. Und nun entscheidet der CEO einer weltweit tätigen Bank seinen Sitz zu verlegen. Selbst in diesem Segment findet also längst Bewegung statt.

DAS INVESTMENT.com: Indien plant im laufenden Fünfjahresplan, der bis 2012 läuft, viermal soviel Megwatt zur Stromerzeugung neu zu installieren, wie in Deutschland in Summe Strom aus Kernkraft erzeugt wird. In China verlassen jährlich 700.000 Ingenieure die Universitäten. Was sagen diese Zahlen?

Röhrl: Dass auch der letzte Ignorant begreifen sollte, wo künftig die Musik spielt. Die Ingenieure wollen irgendwann nicht mehr nachbauen, die wollen mehr selbst entwickeln. Selbst in Domänen wie im Maschinenbau könnte sich alles schneller verschieben als wir uns heute vorstellen können. In Bereichen wie der alternativen Energieerzeugung wie z.B. der Solartechnik ist absehbar, dass gerade China aber auch Indien weiter nach vorne kommen werden oder Ihren Kapazitätsvorsprung weiter ausbauen werden.
DAS INVESTMENT.com: Ruhen wir uns auf dem Status „Wir können Autos und Maschinen“ zu sehr aus?

Röhrl: Nein, das denke ich nicht. Große Konzerne mit deutschen Wurzeln investieren massiv in diese Märkte – in Produktion zunehmend aber auch in Entwicklung. Es wird auch in Deutschland noch zu großen Entwicklungen kommen. Aber in China und Indien ist längst begriffen worden, dass Bildung der Anfang von Allem ist. 7,5 Millionen Chinesen haben im vergangenen Jahr die Universitäten verlassen. Es ist nicht schwer sich auszumalen, dass es nicht mehr lange dauert, bis vollkommen neue Niveaus  in diesen Ländern erreicht werden.

DAS INVESTMENT.com: Was sind die Risiken, wenn die Dampfer Indien und China erstmal auf volle Touren kommen?

Röhrl: Die sind ganz unterschiedlich. Das Arm-Reich-Gefälle, unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und sicher auch die Verteilung der Rohstoffe. Die Ressourcen sind nicht unendlich. Und natürlich muss auch alles abgenommen werden, was 1,3 Milliarden Chinesen herstellen. Der Anteil, des produzierenden Gewerbes ist hoch. Abnehmer waren lange und sind noch zu einem guten Teil die entwickelten Länder. Der Binnenmarkt muss und wird sich stark weiterentwickeln.

DAS INVESTMENT.com: Greift für die Emerging Market noch die Buy-and-Hold-Story? Kaufen und liegenlassen.

Röhrl: Sie greift dort wahrscheinlich eher als bei den entwickelten Märkten. Sie sind langfristig attraktiver. Es investiert sich dort am besten wo Wachstum ist. Das ist bei den Schwellenländern zweifelsfrei der Fall. In den Aktienmärkten der entwickelten Länder ist der Einstiegszeitpunkt wegen des moderateren langfristigen Wachstums sicher von größerer Bedeutung für den Anlageerfolg.

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