„kamala IS brat“, dieser Post der britischen Sängerin Charli XCX auf X sowie ein passendes Tiktok-Video gingen viral. „Brat“ ist der Titel des neuen Albums der Sängerin. Die Musikerin wollte mit ihrem Posting ausdrücken, dass sie Kamala Harris, die bei der kommenden Präsidentschaftswahl in den USA für die Demokraten antreten will, cool findet.
kamala IS brat
— Charli (@charli_xcx) July 22, 2024
Seit dem Post ist Harris in vielen Meme-Videos mit Musik von Charli XCX zu sehen. Auch das PR-Team von Kamala Harris griff die Videos auf und tauchte die Wahlkampf-Accounts auf X und Instagram in giftgrün – der Farbe des Albumcovers von „Brat“.
Was bedeutet „Brat“ und ist der Meme-Hype gut für Kamala Harris?
Das englische Wort „brat“ lässt sich etwa mit Göre übersetzen. „Brat girls“ gelten als chaotisch, authentisch, direkt, unangepasst und emotional. Sie machen manchmal dumme Sachen und stehen für einen Feminismus, der keinen Regeln folgt. Damit gelten sie als Gegenentwurf zum Social-Media-Ideal der „Clean Girls“ mit ihrem perfekten, schlichten Look und ihrem gesunden Lebensstil. Charli XCX hat auf Social Media jüngst den „brat summer“ ausgerufen.
Was Harris selbst vom Brat-Girl-Trend hält, ist nicht bekannt. Wenn es ihr im Wahlkampf hilft, dass junge Menschen sich gerne mit ihrer unangepassten Art, ihrem lockeren Tanzstil und ihrer lauten Lache identifizieren, wird sie das aber gerne für ihre Zwecke nutzen. Schließlich ist der Zuspruch der Gen Z für den Ausgang der Wahl entscheidend.
Bisher kommt die neue Social-Media-Strategie in der Internet-Community weitestgehend gut an. Das liegt auch daran, dass die „Brat“-Memes von Harris, aber auch solche, die sie neben einer Kokospalme zeigen, bereits vor dem Aufgreifen durch ihr Wahlkampfteam existierten und damit authentisch wirken. Die Kokospalme ist auf eine Rede Harris aus dem Jahr 2023 zurückzuführen, in der sie darauf hinweisen wollte, wie wichtig es ist, alles im richtigen Kontext zu betrachten. Dazu erzählte sie eine Geschichte von ihrer Mutter, die einmal gesagt haben soll: „Ich weiß nicht, was mit euch jungen Leuten los ist. Glaubt ihr, ihr seid einfach aus einer Kokospalme gefallen?“
@metamax.news Kamala Harris is getting hyped about coconut tree's 🌴😂 #KamalaHarris #CoconutTree #Harris #Biden #Trump ♬ original sound - METAMAX NEWS
Allein mit Memes wird sie sich die Stimmen der jungen Wähler aber nicht sichern können. Für welche Art von Politik steht Kamala Harris also und würde sie sich als US-Präsidentin auch positiv auf dein Depot auswirken?
Finanz- und Wirtschaftspolitik: Das können Anleger von Kamala Harris erwarten
Big Tech: Zwischen Unterstützung und Regulierung
Vizepräsidentin Kamala Harris' enge Verbindungen zum Silicon Valley rücken mit ihrer möglichen Präsidentschaftskandidatur in den Fokus. Als ehemalige Bezirksstaatsanwältin von San Francisco und Generalstaatsanwältin von Kalifornien hat Harris ein weitreichendes Netzwerk in der Tech-Branche aufgebaut.
Analysten gehen davon aus, dass Harris' enge Verbindung zu Silicon Valley den Technologieaktien Auftrieb geben könnte. Tatsächlich reagierten die Märkte bereits positiv auf die Aussicht einer Harris-Kandidatur: Nach Bidens Rückzugsankündigung stiegen die Kurse von Tech-Giganten wie Alphabet, Meta und Nvidia um rund 2 Prozent.
Allerdings steht Harris auch für eine striktere Regulierung der Tech-Riesen. Sie fordert besseren Verbraucherschutz, eine schärfere Wettbewerbsaufsicht und unterstützt Bidens Pläne für strengere Richtlinien beim Einsatz künstlicher Intelligenz.
Steuerpolitik: Unternehmen, Kapitalerträge und Transaktionen
Ein zentraler Aspekt von Kamala Harris' wirtschaftspolitischer Agenda ist ihre Steuerpolitik, die signifikante Änderungen für Unternehmen und vermögende Individuen vorsieht. So strebt Harris etwa eine deutliche Erhöhung des Unternehmenssteuersatzes auf 35 Prozent an, was die Gewinne vieler Unternehmen spürbar schmälern könnte. Für Anleger könnte dies zu geringeren Dividenden und möglicherweise zu Kursrückgängen bei Aktien führen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist ihre Absicht, Kapitalerträge zu regulären Einkommensteuersätzen zu besteuern. Diese Maßnahme würde insbesondere vermögende Anleger treffen und könnte die Attraktivität von Kapitalanlagen im Vergleich zu anderen Einkommensquellen verringern.
Ein besonders kontroverser Vorschlag ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer. Harris plant, Aktientransaktionen mit 0,2 Prozent, Anleihengeschäfte mit 0,1 Prozent und Derivatehandel mit 0,002 Prozent zu besteuern. Mit den Einnahmen soll ihr ehrgeiziges Projekt einer universellen Gesundheitsversorgung („Medicare for All“) finanziert werden.
Diese Steuer würde nicht nur US-Anleger betreffen, sondern auch ausländische Investoren, die in US-Wertpapiere investieren. Kritiker warnen, dass die Steuer vor allem Kleinanleger und Sparer benachteiligen könnte, die direkt oder indirekt in Aktien und Anleihen investiert sind. Es wird befürchtet, dass die höheren Kosten pro Trade viele Menschen davon abschrecken könnten, überhaupt an den Kapitalmärkten zu partizipieren, was den Vermögensaufbau gerade für die Mittelschicht erschweren würde.
Handelspolitik: Pragmatismus statt Protektionismus?
Im Bereich der Handelspolitik zeichnet sich ab, dass eine Präsidentin Kamala Harris einen deutlich anderen Kurs einschlagen würde als ihr möglicher republikanischer Herausforderer Donald Trump. Harris gilt als moderate Stimme in Handelsfragen und steht für eine pragmatischere Zusammenarbeit mit wichtigen Handelspartnern, insbesondere China. Im Gegensatz zu Trumps konfrontativer „America First“-Politik verspricht dies mehr Planungssicherheit für international aufgestellte Unternehmen. Dies könnte besonders großen Tech-Konzernen zugutekommen, die wichtige Geschäftsbeziehungen in China unterhalten.
Für deutsche Unternehmen und Anleger könnte Harris' moderaterer Ansatz in der Handelspolitik positive Auswirkungen haben. Ein Wegfall der Gefahr neuer Strafzölle und Handelskonflikte, wie sie unter Trump an der Tagesordnung waren, würde insbesondere der exportorientierten deutschen Wirtschaft zugutekommen.
Gesundheits- und Sozialpolitik: Medicare for All
Ein zentraler Bestandteil von Kamala Harris' politischer Agenda ist ihr oben bereits genanntes Projekt „Medicare for All“, eine Form der universellen Gesundheitsversorgung. Für Anleger bedeutet dies zweierlei: Einerseits könnte eine Ausweitung der Gesundheitsversorgung positive Impulse für den Gesundheitssektor setzen und entsprechende Aktien beflügeln. Andererseits würde die zur Finanzierung geplante Finanztransaktionssteuer die Renditen von Anlegern direkt belasten.
Ein weiterer Schwerpunkt in Harris' Sozialpolitik sind erweiterte Steuergutschriften für Familien. Sie plant, den unter Biden ausgeweiteten Kindersteuerrabatt, der die Kinderarmut reduzierte, weiter aufzustocken. Diese Maßnahmen könnten die Kaufkraft von Familien stärken, was sich positiv auf konsumentenorientierte Branchen auswirken könnte. Anleger mit Investments in Unternehmen aus den Bereichen Einzelhandel, Unterhaltung oder Freizeitindustrie könnten davon profitieren.
Krypto-Politik: Viele Fragen noch offen
Bisher hat Kamala Harris sich nicht öffentlich zu Kryptowährungen geäußert. Ihre Haltung bleibt daher weitgehend unbekannt, was für Unsicherheit in der Branche sorgt. Einige Experten sehen es als möglich an, dass Harris sich als Präsidentschaftskandidatin von Bidens restriktivem Kurs distanzieren und eine eigene, möglicherweise kryptofreundlichere Position einnehmen könnte. Als Grund dafür wird die kryptofreundliche Position ihres Gegenkandidaten Donald Trump gesehen, der Harris zu einer klareren Haltung zwingen könnte.
Krypto-Anleger sollten die Entwicklungen im Wahlkampf daher genau beobachten, da sich Harris' Position in den kommenden Monaten konkretisieren könnte.
Kamala Harris vs. Donald Trump: Vor- und Nachteile für Anleger
Die politischen Ansätze von Kamala Harris und Donald Trump unterscheiden sich in mehreren für Anleger relevanten Bereichen deutlich.
- In der Handelspolitik setzt Harris auf einen moderaten Kurs mit pragmatischer Zusammenarbeit, insbesondere mit China. Dies würde Unsicherheiten reduzieren und könnte sich positiv auf die Aktienkurse international tätiger Unternehmen auswirken. Auch deutsche Exportwerte könnten von einem solchen Szenario profitieren. Trump hingegen steht für eine "America First"-Politik, die das Risiko erneuter Handelskonflikte birgt und Exporteure belasten könnte.
- In der Steuerpolitik plant Harris höhere Unternehmens- und Vermögenssteuern sowie eine Finanztransaktionssteuer, was Unternehmensgewinne und Anlegerrenditen schmälern könnte. Trump tendiert zu Steuersenkungen, was für Unternehmen und Anleger vorteilhafter wäre.
- Im Technologiesektor gilt Harris als grundsätzlich Tech-freundlich, plant aber eine stärkere Regulierung. Trump steht Tech-Giganten kritischer gegenüber, würde aber vermutlich weniger regulatorischen Druck ausüben.
- Bei Infrastruktur und erneuerbaren Energien setzt Harris einen starken Fokus auf grüne Technologien, während Trump eher konventionelle Energien fördert. Dies eröffnet Anlegern je nach Wahlausgang unterschiedliche Chancen in diesen Sektoren.
US-Wahlkampf: Wie Anleger sich vorbereiten können
Angesichts der beschriebenen Unterschiede kann eine breite Streuung über verschiedene Anlageklassen, Branchen und Regionen helfen, Schwankungen abzufedern, die durch den Wahlausgang verursacht werden könnten. Bei einer möglichen Harris-Präsidentschaft könnten Anleger in Erwägung ziehen, verstärkt in Unternehmen aus den Bereichen erneuerbare Energien, Infrastruktur und Technologie zu investieren, da diese Sektoren von ihrer Politik profitieren könnten. Gleichzeitig sollten sie die möglichen Auswirkungen höherer Unternehmenssteuern und der geplanten Finanztransaktionssteuer berücksichtigen. Eine Erhöhung des Anteils von Unternehmen, die von einer stabileren Handelspolitik profitieren würden, könnte ebenfalls sinnvoll sein.
Für den Fall einer Trump-Präsidentschaft könnten Anleger Unternehmen ins Auge fassen, die von niedrigeren Steuern und einer weniger strengen Regulierung profitieren würden. Auch Investitionen in traditionelle Energieunternehmen könnten unter Trump attraktiver sein. Gleichzeitig sollten Anleger das Risiko erneuter Handelskonflikte bedenken und ihre Positionen in exportabhängigen Unternehmen überprüfen.
Unabhängig vom Wahlausgang empfiehlt es sich, einen Teil des Portfolios in defensive Werte zu investieren, um gegen mögliche Marktschwankungen gewappnet zu sein. Auch eine Erhöhung der Cash-Quote könnte in Betracht gezogen werden, um flexibel auf neue Entwicklungen reagieren zu können.
Anleger sollten zudem die politischen Entwicklungen genau verfolgen und bereit sein, ihre Strategien anzupassen. Es ist wichtig zu beachten, dass die tatsächliche Politik nach der Wahl von den im Wahlkampf geäußerten Positionen abweichen kann.

